Geldwäsche 170 Fahnder bei der Deutschen Bank
Frankfurt · Gegen einzelne Mitarbeiter besteht der Verdacht, sie hätten Kunden bei der Geldwäsche geholfen. Auch Vorstandsbüros wurden durchsucht.
Die Panama Papers sind eine Bombe mit Zeitzünder. Seitdem vertrauliche Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca im April 2016 bekannt wurden, ermitteln viele Staatsanwaltschaften unter anderem wegen des Verdachts auf Geldwäsche. Am Donnerstag ist in dem Zusammenhang die Deutsche Bank in den Fokus gerückt: 170 Beamte der Staatsanwaltschaft Frankfurt, des Bundeskriminalamtes, der Steuerfahndung und der Bundespolizei haben bei einer Razzia in Deutschlands größter Bank Daten sichergestellt und beschlagnahmt. Die Beamten sicherten an sechs Standorten schriftliche und elektronische Unterlagen. Am Hauptsitz der Bank in der Frankfurter Innenstadt waren zeitweise mindestens zehn Mannschaftswagen der Bundespolizei zu sehen, zudem mehrere Zivilfahrzeuge mit Blaulicht.
Der Verdacht der Ermittlungsbehörden richtet sich nicht gegen die Bank und vermutlich auch nicht gegen deren Führungsspitze. Im Zentrum stehen zwei 46 und 50 Jahre alte Mitarbeiter der Bank sowie „andere bislang nicht identifizierte Verantwortliche“, die Kunden des Geldhauses dabei geholfen haben sollen, sogenannte Offshore-Firmen zu gründen und über diese Geld aus Straftaten zu waschen. In einem Fall geht es um ein Tochterunternehmen auf den Jungferninseln, über das vor zwei Jahren allein 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 310 Millionen Euro betreut worden sein sollen.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, dass sie es unterlassen haben, einen Geldwäscheverdacht zu melden. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass bereits zu Beginn der jeweiligen Geschäftsbeziehungen ausreichende Anhaltspunkte dafür vorgelegen hätten. Bankmitarbeiter sind per Gesetz verpflichtet, unverzüglich zu melden, wenn der Verdacht besteht, dass Kunden Gelder aus kriminellen Geschäften waschen wollen oder in Verbindung mit Terrorismusfinanzierung stehen. Das gilt unabhängig von der Höhe des Betrages. Der Verdacht gegen die Mitarbeiter der Deutschen Bank ergab sich den Angaben der Ermittler zufolge nach einer Auswertung der Daten der „Offshore-Leaks“ und „Panama Papers“ durch das Bundeskriminalamt.
Die Deutsche Bank hat nach der Razzia volle Kooperationsbereitschaft zugesagt. „Wir waren der Ansicht, dass wir den Behörden alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt hatten“, erklärte die Bank. Dem Unternehmen sei daran gelegen, „alle Verdachtsmomente aufzuklären“.Bundesjustizministerin Katarina Barley erklärte: „Die Panama Papers haben gezeigt: Weltweite Recherchen und Ermittlungen bringen kriminelle Offshore-Geschäfte, Geldwäsche und Steuerhinterziehung ans Licht, gleich, über welch entlegene Insel sie abgewickelt werden. Hier geht es um massive Ungerechtigkeiten zulasten von uns allen. Wer dafür verantwortlich ist, muss sich vor Gericht verantworten.“
Der sich nun abzeichnende neue Skandal kommt für die Deutsche Bank zur Unzeit, denn sie steckt immer noch inmitten eines Konzernumbaus. Mit Amtsantritt des neues Chefs Christian Sewing im April dieses Jahres hofften Beobachter und Mitarbeiter, dass die Skandale der Vergangenheit weitgehend abgearbeitet seien. Wegen Betrügereien und Verfehlungen von Mitarbeitern der Bank hatte das Geldhaus in den vergangenen Jahren seit der Finanz- und Wirtschaftskrise rund 20 Milliarden Euro an Strafen zahlen müssen. „Ein externer Beobachter kann nur kopfschüttelnd zuschauen, was hier abläuft. Man hatte das Gefühl, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt in das Kreditinstitut. Solche Überraschungen schaden der Bank natürlich extrem“, sagt Bankenexperte Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums. Erst im September hatte die Finanzaufsichtsbehörde Bafin einen Aufpasser nach Frankfurt geschickt. Zuletzt war die Bank auch im Zusammenhang mit dem Geldwäscheskandal bei der Danske Bank ins Fadenkreuz geraten. Gegen die hatte am Mittwoch die Staatsanwaltschaft Kopenhagen Anklage erhoben. Nicht erst seit diesem Fall steht das zuständige Vorstandsmitglied Sylvie Mathert, in der Kritik. Zuletzt war in Berichten über eine mögliche vorzeitige Ablösung spekuliert worden.