Kommentar zu den "S21"-Gesprächen Geißlers Versuch ist untauglich

Düsseldorf (RPO). In der erbitterten Debatte über den "Stuttgart 21"-Stresstest hat Schlichter Heiner Geißler am Freitag überraschend ein Kompromissvorschlag vorgelegt. Der gemeinsam mit dem Schweizer Gutachterfirma SMA unterbreitete Vorschlag mit dem Titel "SK2.2" sieht eine Kombination des verkleinerten Kopfbahnhofs mit einem auf vier Gleise reduzierten Tiefbahnhof vor. Dazu ein Kommentar.

Gewaltsame Eskalation bei Demo gegen "Stuttgart 21"
8 Bilder

Gewaltsame Eskalation bei Demo gegen "Stuttgart 21"

8 Bilder

Heiner Geißler, der auch im hohen Alter von Eitelkeit nicht freie Schlichter beim Bahnhof- und Infrastrukturprojekt Stuttgart 21, charakterisierte sich am Freitag als einen anthropologischen Optimisten. Er setzt also auf eine dem Menschen innewohnende Vernunft. Vernunft als anthropologische Konstante - wenn das so wäre, woran man zweifeln kann, dann müsste jetzt aber schleunigst in die Tat umgesetzt werden, was seit beinahe zwei Jahrzehnten geplant, politisch diskutiert, gerichtlich bestätigt, vertraglich fixiert und zuletzt auch noch einmal begutachtet wurde: das Projekt Stuttgart 21.

Es ist nachvollziehbar, dass der Schlichter nach monatelangem, vergeblichem Bemühen um Versachlichung der Debatte nicht wie ein Verlierer von der so sehr geliebten Bühne abtreten mochte. Es wirkt ehrenwert und nicht unglaubwürdig, dass der Schlichter aus Sorge vor mit Sicherheit zu erwartenden neuen Ausschreitungen am Stuttgarter Bahnhof und um den Bahnhof herum einen bis zuletzt geheim gehaltenen Vorschlag zur Güte gemacht hat. Aber das geht nicht: jemandem, der ein Baurecht besitzt und dessen gründliche Planungen soeben durch einen unabhängigen Gutachter bestätigt wurden, in letzter Minute in den Arm zu fallen, ihm aus Sorge um Ruhe am Bauzaun sein Recht zu nehmen. Auf nichts anderes liefe Geißlers Idee hinaus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort