Geflügelhersteller Wiesenhof will Insekten statt Soja an Tiere verfüttern

Hannover · Im Kampf gegen die massiven Rodungen im Regenwald für mehr Soja-Plantagenfläche will Wiesenhof die Verfütterung von Soja zurückfahren. Alternativ sollen Insekten in der Mast verwendet werden.

 Insektenmehl wird schon in der Lebensmittelindustrie verwendet - hier in einer Nudelmanufaktur (Symbolbild).

Insektenmehl wird schon in der Lebensmittelindustrie verwendet - hier in einer Nudelmanufaktur (Symbolbild).

Foto: dpa/Marijan Murat

Der Geflügelfleisch-Marktführer Wiesenhof will Insektenmehl an seine Tiere verfüttern und so den Sojaanteil im Futter senken. „Unser Ziel ist es, künftig auf den Zusatz von Soja in unserem Geflügelfutter so weit wie möglich zu verzichten“, sagte der Chef des Wiesenhof-Mutterkonzerns PHW, Peter Wesjohann, am Mittwoch. In Protein aus Insekten sehe das Unternehmen eine geeignete Alternative. „Wir können heute noch nicht sagen, wann wir genau Soja im Geflügelfutter durch Insektenproteine ersetzen können. Wichtig ist für uns, dass wir diesen Weg jetzt einschlagen.“

Bisher ist die Nutzung von Insektenmehl im Tierfutter wegen EU-Vorgaben aus der Zeit der BSE-Krise um die Jahrtausendwende untersagt. Über seinen kanadischen Partner Enterra beantragte PHW daher bei der EU-Kommission eine Zulassung von Insektenmehlen in Geflügel- und Schweinefutter. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ/Mittwoch) sagte Wesjohann: „Mein dringender Appell an die Europäische Union ist, möglichst schnell die Fütterung von Insektenmehlen in der europäischen Tierhaltung zu erlauben.“

Als alternative Energiequelle soll die Soldatenfliege herhalten: Deren Larven zieht das Unternehmen Enterra auf Nahrungsabfällen auf. Die Insekten wandeln die Nährstoffe des Abfalls in Eiweiß und Fett um und werden dann gemahlen. „Aus zwei Kilogramm Lebensmittelabfall können wir ein Kilogramm Insektenmehl gewinnen“, sagte Wesjohann der „NOZ“. PHW arbeitet seit August 2018 mit Enterra zusammen.

Der Anbau von Soja ist vor dem Hintergrund großflächiger Rodungen im Regenwald Südamerikas in die Kritik geraten. Alleine die PHW-Gruppe verfüttert derzeit pro Jahr 240.000 Tonnen Sojaschrot an Hähnchen, auch wenn dieses Soja laut Wesjohann zertifiziert ist.

(felt/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort