Lokführer ab Mittwoch wieder im Ausstand Mega-Streik dauert 98 Stunden

Frankfurt/Main · Bahn-Pendler müssen in den nächsten Tagen viel Geduld mitbringen: Auf die Kunden der Deutschen Bahn kommt der längste Streik in der Geschichte des Unternehmens zu. Die Bahn nennt die Pläne der Gewerkschaft "reine Schikane" und will mit einem Ersatzfahrplan zumindest ein drittel der Züge auf die Strecken schicken.

Verspätung wegen Bahnstreik: Das sind Ihre Rechte
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Von Donnerstag um 2.00 Uhr an wollen die Lokführer im Personenverkehr bundesweit für vier Tage die Arbeit niederlegen. Betroffen sind Fern- und Regionalzüge sowie die S-Bahnen der Deutschen Bahn. Im Güterverkehr beginnt der Ausstand schon am Mittwochnachmittag um 15 Uhr. Das Ende des Streiks ist für Montag, 10. November, um 4 Uhr geplant.

Es ist der sechste Streik im laufenden Tarifkonflikt und der längste seit Gründung der Deutschen Bahn AG im Jahr 1994. Betroffen sind auch die Feiern zum 25. Jahrestag des Mauerfalls am Wochenende in Berlin.

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Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) begründete die Aktion mit der Weigerung der Bahn, über einen eigenständigen Tarifvertrag auch für Berufsgruppen zu verhandeln, die nicht Lokführer sind. Ein Einigungsversuch beider Seiten war am Sonntag gescheitert.

Bahn: "Reine Schikane"

Die Deutsche Bahn hält den angekündigten erneuten Lokführerstreik für "reine Schikane". "Dieser Streikaufruf macht nur noch sprachlos", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Dienstag über den mehr als viertägigen Ausstand, zu dem die Gewerkschaft GDL aufgerufen hat. Das Unternehmen plant wie bei den vorherigen Streiks einen Ersatzfahrplan. So soll etwa ein Drittel des sonst üblichen Zugverkehrs angeboten werden können.

Bahn-Streik in Deutschland
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Weber zeigte sich empört über die Arbeitsniederlegung: "Während sich die Menschen in Deutschland darauf freuen, am 9. November den 25. Jahrestag des Mauerfalls zu feiern, will die GDL mit dem längsten Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn das öffentliche Leben in unserem Land lahmlegen." Der Manager rief die Gewerkschaft auf, ihren Streikaufruf sofort zurückzunehmen "und sich umgehend mit uns an den Verhandlungstisch zu setzen".

Bahnchef Rüdiger Grube hatte die Gewerkschaft noch am Dienstag zur Besonnenheit aufgerufen. "Unsere gewachsene Sozialpartnerschaft ist ein hohes Gut", sagte er beim Arbeitgebertag in Berlin. "Damit muss auch weiterhin sehr verantwortungsvoll umgegangen werden", fügte Grube hinzu, ohne dabei konkret den laufenden Tarifkonflikt mit der GDL anzusprechen.

Fernbuskosten im Vergleich
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Informationen für Reisende

Zusätzlich zur allgemeinen, gebührenpflichtigen Servicenummer 0180-6996633 schaltet die Deutsche Bahn ab Dienstagabend unter der Telefonnummer 08000-996633 eine kostenlose Hotline. Außerdem können sich Bahnreisende auf der Internetseite unter www.bahn.de/aktuell informieren. Dort sowie über die Smartphone-App DB Navigator ist der Ersatzfahrplan für Donnerstag, den ersten Streiktag, bereits ab Dienstagabend um 19.00 Uhr einsehbar. Der Ersatzfahrplan für Freitag soll laut Bahn ab Mittwochabend um 18.00 Uhr abrufbar sein. Grundsätzlich sollen die Ersatzfahrpläne für die Streiktage anderthalb bis zwei Tage vorher einsehbar sein.

Am Wochenende hatte die Gewerkschaft abermals Verhandlungen mit der Bahn für gescheitert erklärt. Dabei ging es um Spielregeln für die künftige Zusammenarbeit zwischen der Bahn, der GDL sowie der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Der Chef der GDL, Claus Weselsky, sagte, man wolle und müsse für alle Mitglieder Tarifverträge aushandeln: "Dieses Grundrecht ist in Gefahr und damit die Funktion von Gewerkschaften an sich."

Hauptstreitpunkt ist die Forderung der GDL, nicht nur für Lokführer, sondern auch für das übrige Zugpersonal Tarifverträge aushandeln zu dürfen. Der von der Bahn vorgelegte Vertragsentwurf sieht ein Verhandlungsmandat der GDL auch für die Zugbegleiter vor.

Sollten sich beide Gewerkschaften aber nicht über Tarifregelungen für diese Berufsgruppe verständigen, soll letztlich das Ergebnis der Verhandlungen mit der EVG gelten. Weselsky sprach von einer "Scheinzuständigkeit für Zugbegleiter", die die GDL nicht akzeptieren könne.

Der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner griff Weselsky an. "Er schadet nicht nur der Bahn, er schadet der Gewerkschaftsbewegung, weil er eine andere Gewerkschaftslandschaft haben will", sagte Kirchner im Hessischen Rundfunk.

Fernbusse gefragt

Nach der Ankündigung des Streiks hat bei den betroffenen Reisenden ein Ansturm auf Fernbusse begonnen.
"Wir haben binnen weniger als einer Stunde fünf Mal mehr Zugriffe auf unserer Buchungsseite verzeichnet als sonst üblich", sagte ein Sprecher des Marktführers Meinfernbus.de am Dienstag.

Auch der ADAC-Postbus verbucht einen starken Kundenandrang. Für das nun anstehende Streikwochenende erwartete ein Sprecher einen Anstieg der Buchungen von 50 Prozent. Zusätzlich zur Postbus-Flotte von 60 Omnibussen werde das Gemeinschaftsunternehmen von ADAC und Post alle verfügbaren Ersatzfahrzeuge zum Einsatz bringen, um den Bahnkunden eine Alternative zu bieten, hieß es.

Zu den 308 regulären Omnibussen von Meinfernbus.de sollen nach Angaben eines Sprechers mindestens 50 weitere Fahrzeuge eingesetzt werden. Pro Streiktag sollen Buchungen um das Vierfache des sonstigen Wertes hochschnellen. "Wir gehen davon aus, dass die Busse voll sein werden", betonte der Sprecher. Beim letzten Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer im Oktober seien 100 Fahrten zusätzlich ins Programm genommen worden.

Einen Streikzuschlag werden die Busunternehmen indes nicht verlangen. "Die Not der Kunden werden wir nicht ausnutzen", betonte der Postsprecher. Er empfahl den Kunden wegen des erwarteten Andrangs, möglichst früh zu buchen.

(dpa)