Lokführer Claus Weselsky beklagt "Pogromstimmung" gegen GDL

Passau · Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat die öffentliche Diskussion über den Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn kritisiert. Er hat die öffentliche Diskussion über die Lokführer und die Gewerkschaft GDL mit einer "Pogromstimmung" verglichen.

 Claus Weselsky wartet auf eine Einladung der Bahn.

Claus Weselsky wartet auf eine Einladung der Bahn.

Foto: dpa, hsc lre

"In der Öffentlichkeit wurde gezielt von interessierter Seite eine Pogromstimmung gegen die GDL und ihre Mitglieder erzeugt", sagte Weselsky der Zeitung "Express" (Kölner Ausgabe vom Mittwoch).

Im August hatte der GDL-Chef mit einem Behinderten-Vergleich für Empörung gesorgt. Um auszudrücken, dass bei der Vereinigung der Bahngewerkschaften Transnet und GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) keine starke Gewerkschaft entstanden sei, hatte Weselsky gesagt: "Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus."

Nicht die erste Entgleisung von Weselsky

Zum Stand im Traifkonflikt sagte der GDL-Chef der "Passauer Neuen Presse" vom Dienstag, die Bahn müsse jetzt "zu Gesprächen einladen und uns ein Angebot machen". Kompromisse seien dann "nicht nur möglich, sondern definitiv erreichbar", fügte er hinzu. Es müsse aber auch "über die Inhalte" gesprochen werden.

Die Bahn hat vermeintlich auf Weselsky Forderungen reagiert. Sie hat die rivalisierenden Gewerkschaften GDL und EVG am Dienstag zu parallelen Tarifverhandlungen für den 21. November nach Frankfurt am Main eingeladen. Die Lokführergewerkschaft GDL will den Vorschlag prüfen. Die Bahn erklärte sich so mit der GDL-Forderung einverstanden, Tarifverhandlungen mit mehreren Gewerkschaften am gleichen Ort zur gleichen Zeit mit dem selben Arbeitgeber zu führen.

Weselsky kritisierte vor diesem Hintergrund Bahn-Chef Rüdiger Grube, der kürzlich seinerseits die GDL zu neuen Verhandlungen und Kompromissen aufgerufen hatte. "Ich bin erschüttert, wenn der Vorstandsvorsitzende der Bahn nicht weiß, wo wir jetzt stehen und mitteilen lässt, dass Weselsky Kompromisse machen soll", sagte der GDL-Chef.

GDL sieht die Bahn am Zug

"Wir machen Kompromisse bei den Inhalten. Aber bei der Koalitionsfreiheit und der Grundrechtsfrage, ob für alle Mitglieder verhandelt und Tarifverträge abgeschlossen werden, machen wir keine Abstriche."

Die GDL streitet mit der Bahn über mehr Gehalt und kürzere Arbeitszeiten für die Lokführer. Es geht ihr vor allem aber auch darum, für das gesamte Zugpersonal verhandeln zu dürfen, nicht mehr nur für die Lokführer. Sie konkurriert dabei mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Zuletzt hatten die Lokführer wiederholt die Arbeit niedergelegt. Die Justiz hatte den jüngsten Streik für rechtens und verhältnismäßig erklärt. An der Streikfront gebe es "kein Bröckeln", sagte GDL-Chef Weselsky der Zeitung dazu, "im Gegenteil".

(AFP/dpa)
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