GDL bestätigt Gewerkschaftschef Claus Weselsky mit 95 Prozent Zustimmung wiedergewählt

Berlin · GDL-Chef Claus Weselsky wird die Lokführergewerkschaft auch in den kommenden fünf Jahren vertreten. 95 Prozent der Delegierten sprachen sich bei der Vorstandswahl für den gelernten Lokführer aus. Und das obwohl sein Verhandlungsstil selbst in Gewerkschaftskreisen umstritten ist.

 Der alte und neue GDL-Chef: Claus Weselsky.

Der alte und neue GDL-Chef: Claus Weselsky.

Foto: dpa, ped kno

Claus Weselsky hat Bahnfahrern in den vergangenen Jahren so manches Mal Angstschweiß auf die Stirn getrieben. Seit neun Jahren steht er an der Spitze der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und hat in Tarifrunden bei der Deutschen Bahn des öfteren die Züge quer durch die Republik stehen lassen. Auch in den nächsten fünf Jahren steht der 58-Jährige nach seiner Wiederwahl mit den Stimmen von 95 Prozent der Delegierten an der Spitze der Gewerkschaft.

Weselsky ist Gewerkschafter durch und durch. Der gelernte Lokführer verließ 1992 den Führerstand: Vom Büro aus arbeitete er für die GDL als Personal- und Betriebsrat, seit 2002 ist er für seine Gewerkschaftstätigkeit ganz freigestellt. Im Mai 2006 stieg Weselsky zum Vizevorsitzenden der GDL auf und wurde "Kronprinz" des damaligen Chefs Manfred Schell.

Bekannt wurde Weselsky 2007, als sich Schell mitten in der heißen Phase des Arbeitskampfes in die Kur am Bodensee verabschiedete. Damals zeigte Weselsky, dass er als Verhandlungsführer die Position der Lokführer kompromisslos vertritt. Das nach monatelangem Streit Anfang 2008 erkämpfte Ergebnis konnte sich sehen lassen. Mit einem Lohnplus von elf Prozent übertrumpfte die Spartengewerkschaft mit ihren gerade einmal rund 34.000 Mitgliedern den weitaus größeren Konkurrenten Transnet, der sich 2010 mit der Verkehrsgewerkschaft GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zusammenschloss.

Der Erfolg machte in den Reihen der GDL Eindruck. Im Mai 2008 wählten die Delegierten der Gewerkschaft Weselsky zum Nachfolger von Schell, mit 90 Prozent der Stimmen. 2012 wurde Weselsky in seinem Amt bestätigt, nun wurde er erneut mit deutlichem Zuspruch wiedergewählt.

Mit harten Bandagen kämpfte Weselsky, der seit Jahren CDU-Mitglied ist, auch in den folgenden Tarifrunden. Im Jahr 2015 bescherte er der Deutschen Bahn den längsten Streik der Unternehmensgeschichte. Während des Konflikts attackierte Weselsky den Konzern scharf, warf dem Unternehmen mal ein "böses Spiel", mal eine "Schmierenkomödie" vor.

Seine kräftigen Poltereien brachten Weselsky in der Vergangenheit aber auch Rücktrittsforderungen ein. Selbst in Gewerkschaftskreisen ist sein Verhandlungsstil umstritten. "Der stellt sich hin, als würde er zum Heiligen Krieg aufrufen. Nur um sein Ego zu stärken", schimpfte sogar schon sein Vorgänger Schell, der im August 2015 im Streit um angeblich nicht bezahlte Mitgliedsbeiträge aus der Gewerkschaft geworfen wurde.

Keine Frage: Weselsky polarisiert mit seiner Wortgewalt - und steht damit in der Öffentlichkeit oft als Krawallmacher da. Als "Buhmann der Nation" oder "Einheizer" wurde er schon bezeichnet, die "Bild-Zeitung" nannte ihn einen "Größen-Bahnsinnigen".

"Kein Mensch ist in der Lage, das zu ignorieren", antwortete Weselsky auf solche Berichte. Immer wieder musste er die Streiks seiner Gewerkschaft als legitimes Mittel in einem Tarifkonflikt verteidigen. "Wir erwarten nicht, dass die Menschen begeistert am Bahnsteig stehen und Beifall klatschen, wenn der Zug nicht kommt", betonte er im Mai 2015.

Streiks der Lokführer müssen Kunden der Deutschen Bahn zumindest bis Ende 2018 nicht fürchten. Erst vor zwei Monaten ging die jüngste Tarifrunde zwischen Gewerkschaft und Konzern zu Ende - diesmal ganz ohne Arbeitsniederlegungen, aber erst nach einer Schlichtung. Heraus kam ein Tarifpaket aus mehr Geld und besserer Planung von Arbeitszeiten.

Weselsky selbst sprach von einem "hervorragenden Tarifabschluss". Das Zugpersonal könne durch eine verbindliche Schichtplanung seine Freizeit "verlässlich und stabil" planen. Doch auch in Zukunft will sich der Gewerkschaftschef Arbeitszeitverbesserungen auf die Fahnen schreiben. "Das Zugpersonal in ganz Deutschland muss substanziell entlastet werden", gab er im März als "Meilenstein" für seine nächsten fünf Jahre an der Spitze der GDL aus.

(AFP)
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