Galeria Karstadt Kaufhof Was ein Büroartikelhändler mit 47 Warenhäusern will

Essen · Der Unternehmer Markus Schön interessiert sich unter anderem für die Standorte Neuss, Leverkusen und Aachen. Mit einem online-erprobten Konzept will er auch das klassische Warenhausgeschäft wieder profitabel machen.

 Auch am Standort Wismar soll Markus Schön Interesse haben.

Auch am Standort Wismar soll Markus Schön Interesse haben.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Der Name Markus Schön ist keiner, den man bisher unmittelbar mit der deutschen Handelslandschaft in Verbindung gebracht hat. Schon (48) war mal Filialleiter bei der Commerzbank, Bereichsleiter einer Sparkasse, macht in Vermögensverwaltung und verkauft über das Portal buero.de Büro- und Schulbedarf, Schreib- & Malstifte, Geschenkartikel und anderes.

Neuerdings findet sich auf der Website neben den vielen kleinen Dingen für den Alltagsgebrauch auch ein Auszug aus einem Gespräch, das der Detmolder Schön mit der „Bild“ geführt hat und in dem er Interesse signalisiert an 47 Häusern von Galeria, die jüngst ihren zweiten Insolvenzantrag binnen weniger als drei Jahren gestellt hat. „Wir wollen Galeria Kaufhof retten“, verspricht Schön dort und begründet sein Angebot so: „Wir glauben an die Zukunft dieser Traditionsmarke in Kombination mit unserer Online-Erfahrung und könnten dabei helfen, Tausende Arbeitsplätze zu erhalten!“ Sein Schwerpunkt: Niederlassungen in mittelgroßen Zentren, die übrigens auch einen neuen Namen bekommen sollen.

Auf seiner Wunschliste stehen offenbar unter anderem Filialen in Neuss, Leverkusen, Aachen, Düren, Euskirchen und Paderborn. Auch von den hessischen Städten Bad Homburg und Fulda ist die Rede, vom niedersächsischen Goslar oder der Filiale in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern), wo das Stammhaus des Galeria-Vorläufers Karstadt steht. An Häusern in den NRW-Metropolen Köln und Düsseldorf hat Schön offenbar kein Interesse. Vom Insolvenzrechtler Frank Kebekus als vorläufigem Sachwalter bei Galeria und dem Restrukturierungsexperten Arndt Geiwitz hat er aber offenbar bislang noch keine Antwort bekommen.

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Schöns Vorstoß klingt in den Ohren so mancher Galeria-Beschäftigten, die zum x-ten Mal um ihren Arbeitsplatz bangen und für den Erhalt des Unternehmens schon wieder Opfer bringen sollen, wie eine Zukunftshoffnung. Wenngleich man sich fragen muss, wie der Mann, den manche schon als Galeria-Teil-Retter feiern, mit den Problemen umgehen will, die das aktuelle Galeria-Management jüngst zum Insolvenzantrag veranlasst haben. Schön kann weder die Inflation bremsen noch die hohen Energiepreise beeinflussen. Und die Kaufzurückhaltung der Verbraucher hat zuletzt nicht nur das stationäre Handelsgeschäft ereilt, sondern auch den E-Commerce.

Wie also mehr als 40 Warenhäuser in deutschen Mittelstädten managen, auf die es Schön bei seinem Angebot abgesehen hat? Er wolle das Konzept von buero.de auf den stationären Handel übertragen und damit ein Einkaufserlebnis schaffen, hat Schön jüngst erklärt. Und damit glaubt der interessierte Investor auch unprofitable Häuser wieder ertragreich machen zu können.

Nun wäre eine Verzahnung von Online- und stationärem Geschäft wahrlich noch keine Revolution im deutschen Einzelhandel. Und auch Veränderungen beim Sortiment und bei der Präsentation von Waren hat Galeria selbst schon ohne nennenswert positive Auswirkungen auf den Umsatz erprobt. Wer spart respektive sparen muss, dem ist häufig egal, wie das Produkt feilgeboten ist. Über Kostensenkungen mag Schön derzeit noch nicht spekulieren, vor allem nicht, ehe er eine Antwort von den Sanierungsbegleitern bekommen hat. Geiwitz will sich nach Angaben eines Sprechers schon bald mit Schön treffen. Inhaltlich könne man zu den Absichten des Investors noch keine Stellung nehmen, heißt es.

Es gibt indes noch weitere wichtige Ansprechpartner für die angestrebte Rettung von Galeria. Zu denen gehören Vermieter von Filialen, mit denen werde man zeitnah sprechen, hat Geiwitz angekündigt. Und zwar nicht nur über die Höhe der Mieten, sondern auch über mögliche Änderungen bei der Flächenverteilung und die Sanierung der Häuser.

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