Auch Deutschland auf dem Prüfstand G20 schafft Basis für stabile Weltwirtschaft

Washington (RPO). Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer haben sich auf Grundlagen zur Schaffung eines weniger krisenanfälligen Weltwirtschaftssystem verständigt. Die G20 einigten sich am Freitag in Washington auf ein Konzept, um gefährliche wirtschaftliche Fehlentwicklungen aufzuspüren und in einem späteren Schritt auf ihre Korrektur hinzuwirken.

Dabei sollen die sieben größten Volkswirtschaften, darunter Deutschland, besonders eingehend unter die Lupe genommen werden. Darüber hinaus legten die G20 acht Kernbereiche fest, in denen auf eine Reform des Weltwährungssystems hingearbeitet werden soll. Damit öffnet sich auch das bislang zurückhaltende China in Währungsfragen zunehmend der internationalen Diskussion.

Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde sprach für die französische G20-Präsidentschaft von einen "riesigen Fortschritt" hin zum Abbau der weltweiten Ungleichgewichte, die als gefährliches Krisenrisiko gelten. Sie verglich das "Rahmenwerk für ein starkes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum" in der Welt mit einem Netz, das für die sieben Staaten, die aufgrund ihrer Größe für das Weltwirtschaftssystem von besonderer Bedeutung sind, noch etwas enger geschnürt sein müsse - an sie also höhere Anforderungen stellt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte sich zuvor zuversichtlich geäußert, dass die G20 mit diesem Großprojekt vorankommt.

"Unser Ziel ist es, die externe Nachhaltigkeit zu fördern und sicherzustellen, dass die G20 das gesamte Arsenal von Politiken nutzen kann, die notwendig sind, um übermäßige Ungleichgewichte zu reduzieren", hieß es im G20-Kommunique. Konkret sollen für die einzelnen Länder in drei Kriteriengruppen - den Staatsfinanzen, dem privaten Finanzgebahren und der außenwirtschaftlichen Position - nach insgesamt vier Methoden Referenzwerte erarbeitet werden. Daran gemessen will man herauslesen, ob ein Land zu Ungleichgewichten beiträgt, die eine Gefahr für das Gesamtsystem bedeuten können. Am Ende sollen beim G20-Gipfel im Herbst politische Empfehlungen zur Korrektur solcher Fehlentwicklungen abgegeben werden.

Reform des Weltwährungssystems

Gleichzeitig konkretisierte die G20 ihre Pläne für eine Reform des anfälligen Weltwährungssystems. Benannt wurden nach Lagardes Worten acht Arbeitsfelder. Dabei geht es etwa um Einschätzungen zur Liquiditätslage in der Welt. Analysiert werden sollen auch länderspezifische Änderungen bei den Devisenreserven. Gestärkt werden soll auch die Koordination, "um ungeordnete Bewegungen und dauerhafte Fehlentwicklungen bei den Wechselkursen zu vermeiden".

Zudem wird ein an Kriterien gebundener Pfad angestrebt, um weitere Währungen in den Währungskorb für die Sonderziehungsrechte des IWF einzubeziehen. Schließlich wollen sich die G20 mit den globalen Kapitalbewegungen beschäftigen und Folgerungen für einen besseren Umgang damit ziehen. Gearbeitet wird an einem Rahmenwerk, das unter bestimmten restriktiven Bedingungen bedrohten Ländern Kapitalverkehrskontrollen erlaubt.

Den massiven Anstieg der Rohstoffpreise und ihre Folgen wollen die G20 gleichfalls eindämmen. "Wir unterstreichen die Notwendigkeit, dass die Akteure an den Rohstoff bezogenen Derivate-Märkten sich einer angemessenen Regulierung und Aufsicht unterziehen", heißt es im Kommunique. Markt-Missbräuche und Manipulationen sollen bekämpft werden. Bis September sollen konkrete Vorschläge zu den Bereichen Regulierung und Aufsicht vorliegen. Auf diesen Märkten fehle es vor allem an Transparenz, beklagten die G20.

In ihrem Abschlusskommunique sicherten die G20 Japan eine enge Kooperation bei der Bewältigung der Erdbeben- und Atomkatastrophe zu. Die Gruppe äußerte Vertrauen, dass Japans Wirtschaft die Krise meistern werde.

(RTR/jre)
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