Deutsche Börse und NYSE Fusionspläne lassen Aktienkurse steigen

Frankfurt/Main (RPO). Die geplante Fusion der Deutschen Börse mit NYSE Euronext hat die Aktienkurse der beiden Börsenanbieter am Donnerstag in die Höhe schnellen lassen. Am Handelsplatz in Frankfurt am Main startete der Euronext-Kurs mit einem Plus von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vortag, das deutsche Institut legte um über acht Prozent zu. An dem Zusammenschluss regte sich unterdessen erste Kritik.

Am Mittwoch hatten die beiden Institute bestätigt, dass sie derzeit über eine Fusion zur größten Aktienbörse der Welt verhandelten. Mehrheitspartner bei dem neuen Rieseninstitut würden mit einem rund 60-Prozent-Anteil die Deutschen werden. Die Partner erhoffen sich durch ihr Verschmelzen eine jährliche Kostenersparnis von bis zu 300 Millionen Euro.

Kritik von Arbeitnehmervertretern

Arbeitnehmervertreter der Deutschen Börse bezweifeln, dass dieses Ziel erreicht werden kann. "Wir zweifeln daran, dass dieser Zusammenschluss wirklich Synergien bringt", sagte ein Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der Onlineausgabe von "Euro am Sonntag". Es genüge nicht, zwei Einheiten einfach zusammenzulegen, wenn der Wettbewerbsdruck es vielmehr erfordere, wesentlich schneller am Markt zu agieren. Von dem Fusionsvorhaben sei die Arbeitnehmerseite "völlig überrascht" worden.

Die "Welt" (Freitagsausgabe) berichtete derweil unter Berufung auf Verhandlungskreise, dass bereits am Dienstag die zuständigen Aufsichtsgremien beider Unternehmen den Zusammenschluss absegnen sollten. Noch am gleichen Tag werde der Zusammenschluss der Öffentlichkeit präsentiert. Den bisherigen Plänen zufolge soll NYSE-Euronext-Chef Duncan Niederauer Vorstandschef werden, Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni würde den Verwaltungsrat führen, hatten beide Unternehmen mitgeteilt.

Gesellschaft bündeln

Die Konzerne planen, ihr Geschäft im Rahmen eins Aktientauschs und mit Hilfe einer neu gegründeten Gesellschaft in den Niederlanden zu bündeln. Dieses neue Unternehmen müsste seine Absichten, Aktien der Deutschen Börse zu übernehmen, zuerst bei der Börsenaufsicht anzeigen, erklärte am Donnerstag das hessische Wirtschaftsministerium als dafür zuständige Behörde. Das Ministerium könnte die Aktion dann auch untersagen, wenn sie "die Durchführung und die angemessene Fortentwicklung des Börsenbetriebs" beeinträchtige.

Der Zusammenschluss der beiden Aktienbörsen vollzieht sich vor dem Hintergrund zunehmender, grenzüberschreitender Riesenfusionen. Am Mittwoch hatten bereits die Börsen in London und Toronto ihre Verschmelzung angekündigt. Als deren nächstes mögliches Übernahmeziel haben Experten bereits den Handelsplatz von Chicago ausgemacht. Die Aktionäre dankten es den Konzernen und kauften eifrig Papiere: Die Kurse aller betroffenen Institute stiegen seit Mittwoch rasant an.

(AFP/csr)
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