Metro-Konzern im Umbruch Für Cordes' Posten gibt es mehrere Kandidaten

Düsseldorf (RP). Seit den ersten Gerüchten um den Abgang von Metro-Chef Eckhard Cordes wird darüber spekuliert, wer die Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden antreten könnte. Auf Dauer soll der Konzern auch an der Spitze eine Verjüngungskur erleben. Egal wer am Ende das Rennen macht - auf ihn wartet ein Knochenjob.

Metro-Konzern im Umbruch: Für Cordes' Posten gibt es mehrere Kandidaten
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Laut Cordes ist das Unternehmen "auf dem richtigen Weg, und es geht jetzt sicherlich auch um einen Anstoß für eine generationenmäßige Erneuerung der Führungsspitze, um mit neuen, jüngeren Kräften diesen Weg unumkehrbar zu machen."

 Olaf Koch kam vor gut zwei Jahren zur metro.

Olaf Koch kam vor gut zwei Jahren zur metro.

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Einer dieser Jüngeren ist Olaf Koch (41), Finanzvorstand der Metro. Der hat seine Zukunft im Konzern zwar jüngst angeblich an den Verbleib von Cordes geknüpft. Wie er jetzt darüber denkt, bleibt offen. Der Personalausschuss soll sich jedenfalls am vergangenen Freitag in einer Probeabstimmung für eine Verlängerung des Koch-Vertrages ausgesprochen haben, der im September 2012 ausläuft.

 Joel Saveuse soll bei Metro neuer Vorstandschef und damit Nachfolger von Eckhard Cordes werden.

Joel Saveuse soll bei Metro neuer Vorstandschef und damit Nachfolger von Eckhard Cordes werden.

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Aber selbst wenn der Mann bleiben sollte, — er muss nicht zwangsläufig Cordes beerben. Für dessen Posten wurde in den vergangenen Wochen und Monaten auch immer wieder Joel Saveuse gehandelt, der Chef von Real, der gleichzeitig Teile des Cash & Carry-Geschäfts verantwortet. Saveuse ist allerdings schon 58 und stünde auch nicht für einen Neuanfang. Vielleicht könnte er als Übergangslösung das Ruder übernehmen, heißt es im Metro-Umfeld. Und dann ist da noch Thomas Hübner. Der Mann ist kein Unbekannter, weil er bis 2008 schon einmal den Chefposten bei Cash & Carry, dem Selbstbedienungs-Großhandel, innehatte. Derzeit ist er Europa-Chef bei Carrefour.

Die Gewerkschaft Verdi hat klare Vorstellungen von dem Profil des Cordes-Nachfolgers geäußert: "Die Branche ist wie keine andere auf die Kompetenzen und die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen. Deshalb erwarten wir auch, dass die Kapitalseite dies bei der Suche nach einem Nachfolger berücksichtigt."

Egal welcher Manager künftig das Ruder in der Düsseldorfer Konzernzentrale übernimmt - auf ihn warten zahlreiche schwere Aufgaben.

Umbau Der ehemalige Daimler-Manager Cordes wollte den Handelsriesen im Stile eines Investmentbankers filettieren. Die Warenhauskette Kaufhof gehörte für ihn nicht mehr zum Kerngeschäft, die Real-Supermärkte stellte er ebenfalls zur Disposition. Damit sollte Metro künftig nur noch auf zwei Säulen ruhen - den Cash&Carry-Großmärkten und Europas größter Elektromarktkette Media-Saturn. Allein, die Pläne ließen sich nicht umsetzen.

Die Suche nach Interessenten für Kaufhof blieb erfolglos. Immer wieder wurde ein Interesse des spanischen Wettbewerbers El Corte Ingles kolportiert, doch ein rascher Verkauf der Kette mit ihren 139 Warenhäusern, die 2010 einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro erwirtschaftet hatte und profitabel arbeitet, gelang nicht.

Auch die Kette Real mit 425 Supermärkten in sechs Ländern und einem Umsatz von 11,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr blieb ein Ladenhüter. Cordes und Real-Chef Joel Saveuse hatten das einstige Sorgenkind des Konzerns saniert. Interessenten hatten in der Vergangenheit aber vor allem ein Auge auf das Auslandsgeschäft der Kette geworfen, die in Osteuropa und der Türkei expandiert.

Ein neuer Chef, heißt es im Umfeld der Metro, werde wohl weiter an den Verkaufsplänen feilen müssen. Angesichts der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten, die Finanzinvestoren als möglichen Interessenten für die Metro-Töchter die Finanzierung einer Übernahme deutlich erschweren dürften, keine leichte Aufgabe. Großaktionär Haniel hatte sich zuletzt erneut öffentlich hinter die Verkaufspläne gestellt. Und auch Experten warnen, eine neue Strategie mit Blick auf die beiden Töchter könnte die Anleger verschrecken. Eine Kehrtwende wäre nur schwer zu verdauen, glauben Analysten der Commerzbank.

Druck aus Duisburg Die Metro ist das größte Investment des Haniel-Konzerns - und bereitet Haniel-Chef Kluge und Haniel-Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel nicht eben Freude. Die Aktie dümpelte in den letzten Wochen bei Kursen um die 30 Euro - Haniel hatte rund das doppelte gezahlt, als der Konzern seinen Anteil bei der Metro aufgestockt und zusammen mit dem zweiten Großaktionär, der ebenfalls milliardenschweren Familie Schmidt-Ruthenbeck, das Sagen bei dem Düsseldorfer Handelsriesen übernommen hatte. Beide Großaktionäre zusammen halten 50,01 Prozent der Stimmrechte an der Metro und haben diese in einem Aktionärspool gebündelt.

Doch zuletzt waren Differenzen zwischen den beiden Familien offenbar geworden. Schmidt-Ruthenbeck hatte sich öffentlich für eine weitere Zusammenarbeit mit Cordes starkgemacht, Haniel-Vertreter hatten sich erst nach langem Zögern auf Cordes' Seite geschlagen. Der Personalausschuss des Aufsichtsrats hatte sich dann aber am vergangenen Freitag Insidern zufolge nicht für eine Vertragsverlängerung Cordes' eingesetzt - der ehemalige Daimler-Manager zog daraufhin die Reißleine und kündigte seinen Abschied an. Haniel würdigte diese Entscheidung, Schmidt-Ruthenbeck machte indes erneut deutlich, dass man eine weitere Zusammenarbeit gewünscht hätte. Wie die beiden Großaktionäre nach dem Tauziehen um Cordes nun künftig zusammen arbeiten, ist offen. Analysten schließen nicht aus, dass der Pooling-Vertrag zur Bündelung der Stimmrechte notfalls auch aufgekündigt werden könnte.

Und auch die im Handel mächtige Gewerkschaft Verdi hat sich bereits zu Wort gemeldet: Der Aufsichtsrat solle darauf achten, dass die Interessen der Beschäftigten stärker in die künftige Strategie des Konzerns einbezogen würden, sagte ein Sprecher. Verdi dürfte also misstrauisch verfolgen, ob ein neuer Metro-Lenker weiter auf eine Aufspaltung des Konzerns setzt. An dieser dürfte Haniel aber gelegen sein: Die Rating-Agentur Standard & Poor's prüft ihre Bewertung der Haniel-Verbindlichkeiten derzeit auf eine Herabstufung. Eine Sonderdividende nach einem Verkauf von Metro-Teilen oder eine deutliche Erholung des Metro-Aktienkurses könnten dem Mischkonzern, den zuletzt Nettofinanzschulden in einer Höhe von rund 5,2 Milliarden Euro drückten, also helfen.

Dauerstreit bei Media-Saturn Ein Wachstumsgarant war für Metro über Jahre die Tochter Media-Saturn. Im zweiten Quartal rutschte Europas größter Elektronikhändler jedoch in die Verlustzone. Cordes hatte den Druck auf die Ingolstädter verstärkt, ihm dauerte es viel zu lange, bis Media Markt und Saturn mit eigenen Online-Shops den Sprung ins Internet wagten. Der Metro-Chef sann auf Abhilfe - und versuchte, die umfassenden Veto-Rechte der beiden Alteigner Erich Kellerhals und Leopold Stiefel auszuhebeln.

Milliardär Kellerhals schaltete daraufhin auf stur, das Landgericht Ingolstadt soll nun klären helfen, wer bei Media-Saturn das Sagen hat. "Wir haben schon viele Vorstände kommen und gehen sehen", hatte Kellerhals jüngst in einem Interview gesagt. Media-Saturn habe einen Partner verdient, "der auch Kompetenz im Handel mitbringt". Ein neuer Metro-Chef wird den Dauer-Streit beilegen müssen.

Händler drängen zudem auf eine rasche Lösung: Eine lange Chef-Suche könne für eine weitere Verunsicherung bei Metro sorgen - und weiter auf den Aktienkurs drücken.

(RP/RTR)
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