Nach Übernahme durch Deutsche Bank Führungsspitze von Sal. Oppenheim tritt ab

Berlin/Düsseldorf (RPO). Die Führungsriege der Privatbank Sal. Oppenheim tritt ab. Finanzkreise bestätigten der Nachrichtenagentur DAPD am Montag entsprechende Berichte von "Handelsblatt" und "Welt". Wie DAPD erfuhr, wird der Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, Matthias Graf von Krockow, noch vor Weihnachten sein Amt niederlegen.

Der Rückzug der weiteren Führungscrew werde um den Jahreswechsel erfolgen. Nachfolger von Krockows solle Wilhelm von Haller werden, den die Deutsche Bank unlängst zu Oppenheim entsandt hatte.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur DAPD sind die Manager ins Visier der Finanzaufsicht BaFin geraten. Diese kann bei fehlender Eignung Geschäftsleiter einer Bank abberufen. Laut "Handelsblatt" soll sich die Führungsmannschaft von Sal. Oppenheim Kredite zu Vorzugsbedingungen gewährt haben.

Die Topetage einer Bank kann zwar Kredite des Instituts in Anspruch nehmen. Gesamtvorstand und Aufsichtsgremien müssen dem laut Gesetz aber zustimmen. Zudem muss das Darlehen zu Marktbedingungen vergeben werden. Laut "Handelsblatt" soll ein großer Teil der Kredite an die Oppenheim-Führungsmannschaft nur mit 1,5 Prozent pro Jahr verzinst worden sein. Die BaFin wollte den Bericht nicht kommentieren.

Branchenprimus Deutsche Bank hatte Ende Oktober die komplette Übernahme der 220 Jahre alten Privatbank Sal. Oppenheim angekündigt. In den Finanzkreisen hieß es weiter, der Rückzug der Oppenheim-Führung sei eine Lösung, die die Bank für sich selbst gefunden habe. Sie sei nicht von der Deutschen Bank initiiert gewesen.

Graf von Krockow hatte 1998 die Führung bei Sal. Oppenheim übernommen und war damit in große Fußstapfen getreten: Sein Vorgänger war der ehemalige Bundesbankpräsident Karl-Otto Pöhl. Unter von Krockow wuchs das Unternehmen zunächst rasant: Das verwaltete Vermögen vervielfachte sich. Die Übernahme der BHF-BANK AG Ende 2004 katapultierte das Haus an die Spitze der europäischen Privatbanken.

Finanzmarktkrise und Fehlinvestitionen

Mit der Finanzmarktkrise und Fehlinvestitionen geriet aber auch Sal. Oppenheim ins Schleudern. 2008 musste die Bank erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg einen Verlust von 117 Millionen Euro ausweisen. Auch Oppenheim hatte auf das lukrative, aber risikoreiche Geschäft mit komplexen Zertifikaten gesetzt. Der Zusammenbruch von Lehman-Brothers brachte auch der Traditionsbank aus Köln Probleme. Dazu kamen schwierige Beteiligungen: Egal ob IKB-Pleite, Arcandor-Insolvenz oder IVG-Krise - Sal. Oppenheim verlor Geld.

(DDP/csr)
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