Entlastungsverweigerung nach Schlammschlacht Fonds rechnen mit Ex-Metro-Chef Cordes ab

Düsseldorf · Die Führungskrise beim Handelskonzern Metro hat ein halbes Jahr später ein Nachspiel. Die Fondsgesellschaft Union Investment kündigte kurz vor Beginn der Hauptversammlung am Mittwoch in Düsseldorf an, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten.

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Foto: Metro Group

Ex-Metro-Chef Eckhard Cordes und Ex-Aufsichtsratschef Jürgen Kluge hatten sich im vergangenen Jahr einen heftigen Machtkampf geliefert. Die Fondsgesellschaft Union Investment will nun Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung verweigern. Der Handelsriese habe es "zu lange versäumt, die Weichen für die Zukunft zu stellen und bekommt jetzt die Quittung", sagte Portfoliomanager Ingo Speich bei der Metro-Hauptversammlung am Mittwoch in Düsseldorf. "Der Aktienkurs ist auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen, Gewinn und Umsatz sind eingebrochen, das Vertrauen der Investoren ist weg", kritisierte Speich. "Die Ära Cordes ist Metro nicht gut bekommen", bilanzierte er.

Harsche Kritik an Cordes

Cordes hatte nach einem langen Machtkampf mit dem nun ebenfalls scheidenden Chef des Großaktionärs Haniel, Jürgen Kluge, das Handtuch geworfen. Kluge war zudem als Aufsichtsratschef der Metro ausgeschieden. Beide hätten sich in einer "öffentlichen Schlammschlacht" selbst demontiert, sagte Speich. Union Investment wolle beide Manager bei der Hauptversammlung nicht entlasten. Da die Agenda für das Aktionärstreffen aber nur eine Gesamtentlastung vorsehe, verweigere Union Investment sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat die Entlastung.

Unter dem zum Jahreswechsel ausgeschiedenen Chef Eckhard Cordes sei Metro zum "bloßen Ankündigungsweltmeister" verkommen. Metro sei "nicht Vorreiter oder Trendsetter, sondern hinkt den Entwicklungen hinterher", unterstrich Speich. Dem neuen Management unter dem Metro-Chef Olaf Koch traue er aber zu, den "notwendigen Wandel zu vollziehen".

Metro-Chef Koch will Preise senken

Unter der neuen Führung von Olaf Koch will Deutschlands größter Handelskonzern aggressiver um die Gunst der Verbraucher werben. Mit niedrigeren Preisen soll der Umsatz wieder angekurbelt werden. Den Spielraum dafür sollen Einsparungen schaffen.

Koch, der seit Jahresanfang die Geschicke des Düsseldorfer Unternehmens leitet, räumte vor den Aktionären ein, dass der Konzern 2011 die eigenen Ziele deutlich verfehlt habe. "Die Metro Group steckt in einem großen Umbruch", sagte er. Um die angestrebten Wachstumsziele zu erreichen, brauche Metro eine stärkere Kundenorientierung und eine Steigerung der Kosteneffizienz.

Koch sieht erste Erfolge der neuen Strategie

Notwendig ist nach Einschätzung des Managers aber auch eine andere Führungskultur bei Deutschlands größtem Handelskonzern. "Veränderungsbedarf besteht vor allem darin, vor dem Treffen von Entscheidungen bereit zu sein, notwendige und kritische Diskussionen zuzulassen und von der Vielfalt an Wissen und Erfahrung im Unternehmen zu profitieren."

Immerhin sieht der Manager bereits erste Erfolge der neuen Wachstumsstrategie. "Unsere Maßnahmen zur Steigerung des Umsatzes auf vergleichbarer Fläche beginnen in vielen Bereichen bereits die gewünschte Wirkung zu zeigen." Im ersten Quartal 2012 habe der Konzern ein deutliches Umsatzplus von 2,2 Prozent erzielt. Im zweiten Quartal setze sich die positive Entwicklung bislang fort.

Koch bekräftigte die bisherige Prognose des Handelskonzerns für 2012. Danach erwartet die Metro Group in diesem Jahr einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr sowie ein operatives Ergebnis (Ebit vor Sonderfaktoren) etwa auf der Höhe des Vorjahreswertes von 2,4 Milliarden Euro.

Personalien beim Aktionärstreffen

Bei dem Aktionärstreffen geht es auch um Personalien. Der neue Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel war im November gerichtlich zum Mitglied des Kontrollgremiums bestellt worden. Er will nun in den Aufsichtsrat gewählt werden und dessen Vorsitz erneut übernehmen.

Außerdem will der Finanzchef des Duisburger Mischkonzerns Haniel, Florian Funck, für Bernd Pischetsrieder in das Kontrollgremium der Metro ziehen. Damit würde Haniel seinen Einfluss im Metro-Aufsichtsrat ausbauen. Zusammen mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck besitzt Haniel die Mehrheit an der Metro AG.

(reu/dpa)
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