Aufsichtsratsmitglied schlägt Alarm Flughafen Hahn droht die Pleite

Frankfurt · Dem defizitären Regionalflughafen Hahn droht nach den Worten von Aufsichtsratsmitglied Jochen Riebel im Frühjahr nächsten Jahres die Pleite.

"Das Eigenkapital ist im März 2013 aufgebraucht und dann müsste die Geschäftsführung Insolvenzantrag stellen", sagte Riebel, der als Vertreter des Minderheitseigners Hessen im Aufsichtsrat der Flughafen Hahn GmbH sitzt, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der "Mainzer Allgemeine Zeitung". Er rate dem Land Rheinland-Pfalz als Mehrheitseigentümer, Geld nachzuschießen.

"Sonst muss Insolvenzantrag gestellt werden." Ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Infrastrukturministeriums wies diese Darstellung zurück. Es stimme nicht, dass das Eigenkapital aufgebraucht werde. Die Finanzlage des Flughafens könne 2013 aber schwierig werden, wenn die Passagierzahlen und die Margen im Frachtgeschäft weiter zurückgingen, gab er zu.

Deshalb prüfe das Ministerium, ob der Flughafen von Infrastruktur-Investitionen entlastet werden könne. Der rund 100 Kilometer von Frankfurt entfernte ehemalige Militärflughafen kommt seit Jahren nicht aus den roten Zahlen. Allein 2011 schlug ein Verlust von rund 10 Millionen Euro zu Buche, wie eine Sprecherin bestätigte. Zu den Aussagen Riebels wollte sie sich jedoch zunächst nicht äußern.

Der forderte eine Kapitalspritze von mindestens zehn Millionen Euro durch die Eigner. "Sinnvoll wäre es, das Eigenkapital - 20 Millionen Euro waren jeweils von Hessen und Rheinland-Pfalz - wieder aufzufüllen, denn das ist in den letzten Jahren aufgebraucht worden", sagte der CDU-Politiker und ehemalige hessische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten der Zeitung.

Der Regionalflughafen im Hunsrück wird vor allem von Ryanair angesteuert, die Passagierzahlen sind in den letzten Jahren aber zurückgegangen. Am Flughafen Hahn sind das Land Rheinland-Pfalz mit 82,5 Prozent und das Land Hessen mit 17,5 Prozent beteiligt. Staatliche Subventionen für das Projekt etwa mit zinsgünstigen Krediten haben die europäischen Wettbewerbsbehörden auf den Plan gerufen, derzeit laufen zwei EU-Verfahren gegen die Förderungen.

2009 war der Flughafenbetreiber Fraport bei der Hahn-Gesellschaft ausgestiegen, dessen 65 Prozent übernahm Rheinland-Pfalz zum symbolischen Preis von einem Euro. Das sei damals ein schwerer Fehler gewesen, sagte Riebel der Zeitung. "Die rheinland-pfälzische Landesregierung kann es sich nicht leisten, dass innerhalb kurzer Zeit zwei Landesgesellschaften Insolvenzantrag stellen müssen", fügte er hinzu.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) war zuletzt durch die Pleite des Nürburgrings, ebenfalls Eigentum des Landes, in die Kritik geraten.

(REU)
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