Thomas Cook vor der Pleite Keine Probleme bei Condor - Urlauber klagen über Abzocke in tunesischem Hotel

Frankfurt/Main · Die britische Touristik-Konzern Thomas Cook steht vor dem Aus. Weltweit könnten bis zu 600.000 Urlauber von den Auswirkungen betroffen sein. Bei der deutschen Tochter Condor gibt es jedoch Entwarnung.

 Eine Condor-Maschine.

Eine Condor-Maschine.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Beim deutschen Ferienflieger Condor läuft das operative Geschäft trotz der Turbulenzen der britischen Konzernmutter Thomas Cook normal. "Derzeit werden die Condor Flüge regulär durchgeführt", sagte ein Unternehmenssprecher am Sonntag. "Thomas Cook setzt nach wie vor alles in seinen Möglichkeiten Stehende daran, den Deal zur Rekapitalisierung über die Ziellinie zu bringen." Die Verhandlungen mit allen wesentlichen Beteiligten seien komplex und dauerten an. Die Bundesregierung lehnte einen Kommentar dazu ab. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich nicht dazu äußern, ob es Vorbereitungen gebe, notfalls zehntausende Passagiere nach Deutschland zurückzuholen.

Thomas Cook versucht derzeit eine drohende Pleite abzuwenden, die etwa 600.000 Touristen - darunter viele Deutsche - treffen würde. Das Unternehmen lotet am Sonntag mit Banken, Gläubigern und der Regierung in London aus, ob noch eine Rettung des ältesten Touristikkonzerns der Welt und TUI-Rivalen gelingen kann. Banken fordern zusätzlich zu einem schon ausgehandelten 900 Millionen Pfund (knapp eine Milliarde Euro) schweren Rettungspaket weitere 200 Millionen Pfund.

In Großbritannien wappnen sich Regierung und Luftfahrtaufsicht bereits dafür, dass eine Rettung von Thomas Cook scheitern könnte. Außenminister Dominic Raab sagte, dass keine Urlauber im Ausland hängengelassen würden. "Wir hoffen, dass es weitergehen kann", sagte er. Aber man habe Notfallpläne eingerichtet, "um sicherzustellen, dass wir im schlimmsten Fall alle diejenigen unterstützen können, die sonst gestrandet wären", sagte Raab der BBC.

Besonders zugespitzt hat sich die Lage in einem Hotel in Tunesien. Zahlreiche Urlauber, die aus Großbritannien mit Thomas Cook in das Hotel „Les Orangers“ in Hammamet angereist waren, berichteten, dass sie vor Ort eingesperrt worden seien. Der Grund: Die ausstehenden Zahlungen von Thomas Cook an die Hoteliers. Laut Augenzeugenberichten forderten die Hotelbetreiber daher Geld von den Urlaubern. Auf Twitter kursieren zahlreiche Videos. am Nachmittag meldete sich der Konzern via Twitter zu Wort: „Thomas Cook wird keine Neuankömmlinge mehr ins ,Les Orangers‘ schicken, wer bereits in dem Hotel ist, dem wird ein alternatives Hotel in Hammamet angeboten. Wir unterstützen unsere Kunden weiterhin in allen unseren Resorts. Wer gestern mit Kreditkarte bezahlen musste, hat eine Rückerstattung erhalten.“

In Deutschland wären Versicherer dafür zuständig, wegen sogenannter Reisesicherungsscheine Pauschalurlauber im Notfall zurückzuholen. In der Praxis helfen dann andere Fluggesellschaften, Touristen nach Deutschland zu holen, wenn deren Reiseanbieter oder die gebuchte Airline Pleite ist. So war es jüngst auch im Falle der insolventen Germania, die Anfang Februar Insolvenz angemeldet hatte und sofort den Flugbetrieb einstellte. Branchenvertreter sehen keinen Automatismus, dass Condor im Falle einer Thomas-Cook-Pleite ebenfalls die Puste ausgehen muss. Allerdings dürfte es dem deutschen Ferienflieger schwerfallen, sich von einer Insolvenz der Konzern-Mutter ganz zu entkoppeln.

(mja/Reuters)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort