US-Großbank nach Milliardenverlust unter Druck Fitch senkt Kreditwürdigkeit von JPMorgan Chase

New York · Nach dem Verlust von rund zwei Milliarden Dollar (gut 1,5 Milliarden Euro) durch Fehlspekulationen gerät die US-Großbank JPMorgan Chase weiter unter Druck. Die US-Ratingagentur Fitch senkte die Kreditwürdigkeit des Instituts am Freitag um eine Stufe von AA- auf A+.

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Foto: APN

Die Agentur Standard & Poors behielt ihre Bewertung zwar bei, senkte aber den Ausblick. Auch gab es Spekulationen über Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC in dem Fall.

Nach Angaben von Fitch ist der Verlust der Bank zwar handhabbar, gibt aber trotzdem Anlass zur Sorge um deren Stabilität. Zudem stellte die Agentur, die den Ausblick für das Institut ebenso wie Standard & Poors senkte, das Risikomanagement der Bank in Frage. Eine weitere Herabstufung der Bonität sei möglich, warnte Fitch. Standard & Poors monierte, der Verlust stehe im Widerspruch zu den Vorschriften zur Risikovorsorge bei JPMorgan Chase.

Das Bankhaus hatte den binnen sechs Wochen eingefahrenen Verlust am Donnerstag zugeben müssen. Grund waren Fehlspekulationen der Investmentabteilung mit Kreditausfallversicherungen. Solche Versicherungen standen auch im Mittelpunkt der Finanzkrise des Jahres 2008. Durch diese war JPMorgan Chase ohne staatliche Hilfe gekommen. Für den nun eingefahrenen Verlust soll angeblich ein französischer Händler in London der Hauptverantwortliche sein.

Bankchef Dimon: "Unerhörte Fehler"

Bankchef Jamie Dimon führte den Verlust am Donnerstag auf eigenes Verschulden des Instituts zurück. Demnach machte die Investmentabteilung "unerhörte Fehler". "Das ist nicht die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben wollen", sagte Dimon. Der Bankchef gehört zu den schärfsten Kritikern von Plänen der US-Regierung, den Eigenhandel der Banken mit Kreditausfallversicherungen stark einzuschränken.

Der demokratische US-Senator Carl Levin, der die Bankenregulierung zusammen mit dem früheren Notenbankchef Paul Volcker ausgearbeitet hatte, forderte nun eine Befassung der US-Börsenaufsicht SEC mit dem Fall. Diese schaltete sich nach Angaben der US-Tageszeitung "New York Times" bereits ein. Das "Wall Street Journal berichtete, die Bank habe bereits im April und Mai mehrere Tage in Folge Verluste von bis zu 200 Millionen Euro täglich eingefahren.

Der Fall ähnelt den spektakulären Verlusten, die einzelne Händler bei anderen Großbanken verursacht haben sollen. Jérôme Kerviel war im Oktober 2010 zu fünf Jahren Haft und einer Rekordgeldstrafe von 4,9 Milliarden Euro verurteilt worden - der Summe, die Société Générale durch seine riskanten Spekulationen verloren hatte. Kweku Adoboli ist in London angeklagt, weil er der UBS mit Fehlspekulationen einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro beschert haben soll.

Die Aktie von JPMorgan Chase verlor an der New Yorker Börse am Freitag 9,3 Prozent an Wert. Sie schloss bei 36,96 Dollar. Der Wert der Bank verringerte sich damit um etwa 14 Milliarden Dollar. Das Institut hatte im vergangenen Monat einen Gewinn von 5,38 Milliarden Dollar für das erste Quartal ausgewiesen. Das waren zwar drei Prozent weniger als im Vorjahresquartal, aber mehr als erwartet. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf knapp 27 Milliarden Dollar.

(AFP)
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