Betriebsrenten Finanzkrise reißt Löcher in Pensionskassen

Berlin (RP). Die Rücklagen der Unternehmen für Betriebsrenten sind im vergangenen Jahr bereits um 13 Milliarden Euro gesunken. Jetzt sorgen auch noch Firmenpleiten für zusätzliche Belastungen der Pensionskassen.

Rentenanspruch: Die häufigsten Renten-Irrtümer
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Foto: ddp

Die deutsche Wirtschaft muss infolge der Unternehmenspleiten in diesem Jahr mit zusätzlichen Pensionslasten in zweistelliger Millionenhöhe rechnen. Das geht aus internen Schätzungen der auf Pensionen spezialisierten Frankfurter Unternehmensberatung Towers Perrin sowie der Arbeitgeberverbände hervor.

Ursache sind höhere Pflichtbeiträge an den Pensions-Sicherungsverein (PSV). Der Verein garantiert im Insolvenzfall die Pensionsansprüche sowie die Auszahlung der Betriebsrenten für die 73.0000 Mitgliedsunternehmen. Die gestiegene Zahl der Unternehmenspleiten führt nun dazu, dass die Mitgliedsfirmen am Jahresende einen "mindestens um das Zehnfache" höheren Beitrag abführen müssten, heißt es.

Konkret: Ein Konzern, der im vergangenen Jahr aus den laufenden Einnahmen eine Milliarde Euro für künftige Pensionen der Mitarbeiter zurückgelegt und dafür 1,8 Millionen Euro an den Sicherungsverein abgeführt hat, muss nun 18 Millionen Euro zahlen. Bei Großkonzernen wie Siemens, Daimler oder Volkswagen kann dies zu einmaligen Belastungen im dreistelligen Millionenbereich führen — mitten in der Wirtschaftskrise.

Alleine für die Betriebsrenten des insolventen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor muss der Verein wohl mehr als zwei Milliarden Euro aufbringen. Es kann sein, dass die 45 000 Arcandor-Betriebsrentner Monate auf die Überweisungen warten müssen. "Es ist nicht sicher, ob die Zahlung übergangslos geschehen kann", sagte PSV-Vorstand Martin Hoppenrath unserer Zeitung.

Die Unternehmensrücklagen für die Betriebsrenten schrumpfen noch aus einem anderen Grund. Die Firmen haben das zurückgelegte Vermögen teilweise in Aktien angelegt und in der Finanzkrise Verluste erlitten. Laut Towers Perrin machten die Pensionskassen der 30 Dax-Firmen im vergangenen Jahr ein Minus von 13 Milliarden Euro. Die Rückstellungen reichen nur noch für 65 Prozent der künftigen Renten. Deutsche Unternehmen sind allerdings anders als US-Betriebe nicht verpflichtet, künftige Ansprüche in voller Höhe zu decken.

Da die Renditen der Pensionskassen die künftigen Rentenauszahlungen bestimmen, drohen den Betriebsrentnern in den nächsten Jahren Einbußen. "Es wird niedrigere Zahlungen geben", sagt Thomas Jasper, Partner bei Towers Perrin. Nicht alle Pensionskassen bieten einen Garantiezins der Anlagesumme an.

(RP)
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