Übernahmegefahr durch ACS FDP will Hochtief nicht helfen

Berlin (RPO). Der spanische Baukonzern ACS stößt mit seinen Plänen zur Übernahme von Hochtief auf immer größeren Widerstand. Nach übereinstimmenden Medienberichten prüft die Bundesregierung angesichts des umstrittenen Kaufangebots eine Revision des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes. Die FDP hat unterdessen ihr "Nein" zu staatlichen Hilfen für den Baukonzern bekräftigt.

Sigmar Gabriel kämpft für Hochtief
10 Bilder

Sigmar Gabriel kämpft für Hochtief

10 Bilder

Doch nicht nur in Deutschland, auch in Australien drohen ACS unerwartete Schwierigkeiten. In Sydney appellierte die ertragsstärkste Hochtief-Tochter Leighton am Montag an die australische Wertpapieraufsicht ASIC, die Rechte ihrer Minderheitsaktionäre zu schützen. Wenn die Wertpapieraufsicht ACS verpflichte, auch den Leighton-Aktionären ein Übernahmeangebot zu machen, müsse es sich dabei um ein vollfinanziertes Barangebot inklusive Aufschlag für die Kontrollübernahme handeln. Andernfalls solle den Aktionären die Unabhängigkeit des Unternehmens garantiert werden, verlangte das Leighton-Management.

Eine derartige Barofferte für Leighton würde die Hochtief-Übernahme für die Spanier um mehr als drei Milliarden Euro verteuern und damit massiv erschweren. Umstritten ist allerdings, ob ACS nach dem australischen Aktienrecht überhaupt zu einem eigenen Angebot an die Leighton-Minderheitsaktionäre verpflichtet ist. Die Spanier bestreiten dies. Hochtief hat dagegen an die ASIC appelliert, dem spanischen Baukonzern einen solchen Schritt zur Auflage zu machen. Hochtief hält rund 55 Prozent an Leighton. Das australische Unternehmen ist die Ertragsperle des Essener Konzerns und spielt deshalb auch im Übernahmepoker eine besondere Rolle.

ACS plant Kapitalerhöhung um bis zu 6 Milliarden Euro

Die Übernahmepläne von ACS hatten bereits in der vergangenen Woche einen ersten Rückschlag erlitten, als der Konzern bei der deutschen Wertpapieraufsicht BaFin einen vierwöchigen Aufschub für die Einreichung seines Übernahmeangebots beantragen musste. Der Hintergrund der Verzögerung: Der spanische Bauriese muss seine Pläne zur Finanzierung des Hochtief-Kaufs angesichts des heftigen Widerstands aus Essen völlig überarbeiten.

Eine außerordentliche Aktionärsversammlung soll nun voraussichtlich am 19. November dem spanischen Baukonzern eine Kapitalerhöhung von bis zu 50 Prozent bewilligen. Der Baukonzern könnte damit bis zu 157 Millionen neue Aktien ausgeben, die zum aktuellen Börsenkurs einen Wert von fast sechs Milliarden Euro hätten. Die geplante Kapitalerhöhung solle ACS die Möglichkeit geben, auf alle denkbaren Szenarien zu reagieren und die Übernahme bis zum Januar kommenden Jahres erfolgreich abzuschließen, betonte der Baukonzern. Die Mehrheit der Aktionäre habe bereits ihre Unterstützung zugesichert.

Die unerwartete Verzögerung gib Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter dennoch zusätzliche Gelegenheit, den Widerstand gegen die Übernahmepläne zu verstärken. "Der Zeitgewinn ist für Hochtief fast unbezahlbar", zitierte die "Financial Times Deutschland" den Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler.

FDP bleibt bei Nein zu "Lex Hochtief"

Keine Unterstützung kann der Essener Baukonzern allerdings weiterhin von der FDP erwarten. Generalsekretär Christian Lindner sprach sich im "Handelsblatt" entschieden gegen ein Eingreifen der Bundesregierung aus. "Eine staatliche Einflussnahme bei Hochtief lehne ich ab", sagte er. Die Politik könne keine Bestandsgarantie für ein Unternehmen geben. "Es wird keine Lex Hochtief geben."

Nach Informationen des "Spiegel" ist das Kanzleramt offenbar stärker in die Übernahme-Debatte eingebunden als bislang bekannt. So soll Lütkestratkötter den Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Jens Weidmann, bereits zweimal zu Gesprächen getroffen haben.

ACS hatte vor vier Wochen seine Pläne für eine Hochtief-Übernahme bekannt gegeben. Das spanische Unternehmen will den Anteilseignern acht eigene Aktien für fünf Hochtief-Papiere anbieten. Schon heute hält ACS knapp 30 Prozent der Hochtief-Aktien. Pläne für eine Zerschlagung des Essener Konzerns bestreiten die Spanier.

(DDP/dapd/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort