Trotz Russland-Sanktionen Deutsche Exporte knacken erstmal 100-Milliarden-Marke

Berlin · Rekordmonat für Deutschlands Exporteure: Im Juli haben sie erstmals in einem Monat Waren im Wert von über 100 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. Und das trotz der Krisen in aller Welt.

Exporte: erstmal 100-Milliarden-Marke geknackt
Foto: ap

Deutschlands Exporte erklimmen trotz der zahlreichen internationalen Krisen ein Rekordniveau. Im Juli lieferten heimische Unternehmen Waren im Gesamtwert von 101,0 Milliarden Euro ins Ausland - das war der höchste jemals gemeldete Monatswert, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden berichtete: Noch nie zuvor hatte ein monatlicher Ausfuhrwert die Marke von 100 Milliarden Euro geknackt.

Die Exporte stiegen im Vergleich zum Juli 2013 um 8,5 Prozent, im Vergleich zum Vormonat zogen sie überraschend deutlich um 4,7 Prozent an. Das ist der höchste Zuwachs seit mehr als zwei Jahren. Damit wurden die Markterwartungen von plus 0,6 Prozent zum Vormonat klar übertroffen.

Die Einfuhren fielen im Juli dagegen um 1,8 Prozent schwächer aus als im Juni, binnen Jahresfrist stiegen sie um 1,0 Prozent. So erreichte auch der Überschuss in der Handelsbilanz mit 23,4 Milliarden Euro einen Rekordwert.

"Der Außenhandel könnte damit im dritten Quartal per Saldo wieder einen positiven Wachstumsbeitrag liefern", sagte Bayern-LB-Ökonom Johannes Mayr. Allerdings könne die Verschärfung der Sanktionen zwischen der EU und Russland den positiven Trend bremsen.

Zudem dürften die späteren Sommerferien den Jahresvergleich verzerren, vermutet Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding. So hätten die Ferien in Niedersachsen - der Heimat von Europas größtem Autobauer Volkswagen - nicht schon im Juli sondern einen Monat später begonnen als 2013. Ein Statistiker bestätigte, dass nach den vorläufigen Erkenntnissen die Ausfuhren der Autoindustrie im Juli sehr stark zugelegt haben.

Schmieding schließt daher nicht aus, dass die Exportdaten für August deutlich schwächer ausfallen könnten. Dafür spricht auch, dass der Megamarkt China im August 2,4 Prozent weniger importiert hat als vor einem Jahr, wie die Zollverwaltung am Montag in Peking berichtete.

Chinas Ausfuhren kletterten im Vergleich zum Vorjahresmonat hingegen um 9,4 Prozent. Die Daten deuten darauf hin, dass es weiterhin eine hohe Nachfrage nach Produkten aus China gibt, die Inlandsnachfrage aber schwächelt.

Vor allem der deutsche Handel mit EU-Ländern, die wie Polen oder das Vereinigte Königreich nicht der Eurozone angehören, stieg im Juli sprunghaft: Die Ausfuhren dorthin stiegen im Juli um 15,9 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro, die Einfuhren um 10,3 Prozent auf 15,7 Milliarden Euro.

In die Euroländer wurden im Juli 2014 Waren im Wert von 35,5 Milliarden Euro (+ 6,2 Prozent) geliefert, Waren im Wert von 34,7 Milliarden Euro (- 0,5 Prozent) wurden von dort bezogen.

Auch der Handel mit dem Rest der Welt war lebhaft: Die Exporte in die sogenannten Drittländer stiegen gegenüber Juli 2013 um 7,2 Prozent auf 44,1 Milliarden Euro. Allerdings nahmen die Importe von dort um 1,8 Prozent auf 27,2 Milliarden Euro ab. Damit kletterte der Handelssaldo mit diesen Ländern auf 14,9 Milliarden Euro und macht den mit Abstand größten Teil des oft kritisierten deutschen Außenhandelsbilanzüberschusses aus.

(REU)
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