"Mit GM keine Zukunft" Experte warnt bei Opel vor Tod auf Raten

Duisburg/Essen (RPO). Sollte Opel beim US-Mutterkonzern General Motors verbleiben, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer dem Autohaus ein "Sterben auf Raten" vorher. Er befürchtet eine schnelle Schließung von Opel-Werken und einen langsamen Tod von Marke und Standorten.

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Foto: AP

Dudenhöffer erklärte in einer am Montag veröffentlichten Analyse: "Opel hat mit GM keine Zukunft."

Der Verwaltungsrat von GM soll am Dienstag und Mittwoch erneut über den Verkauf von Opel beraten. Von der Sitzung erwarten sich Politik und Arbeitnehmer Klarheit über das Schicksal der Europasparte. Bei einem Treffen des GM-Verwaltungsrates vor knapp zwei Wochen war es zu keiner Entscheidung gekommen. Statt dessen sah GM weiteren Informationsbedarf. Erst nach einer Entscheidung können die Politik und der Opel-Treuhandbeirat endgültig über die zukünftige Opel-Mutter befinden.

Bund und Länder sowie Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften machen sich seit langem für einen Verkauf Opels an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna stark. Daneben hatte auch der belgische Finanzinvestor RHJ International Interesse an dem deutschen Autohersteller bekundet. Beide hatten ihre Offerten mehrfach nachgebessert.

Allerdings waren zuletzt zunehmend Spekulationen über einen Verbleib Opels im Konzern aufgekommen. Erst am Wochenende hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass GM vor allem eine mögliche Beteiligung der beiden russischen Partner Magnas Sorge bereite. GM wolle verhindern, dass Technologie nach Russland abfließe. Zudem setze GM große Hoffnungen in die Klein- und Mittelklasse Opels, die über sehr gute Technologien verfügt. Die Bundesregierung hatte erklärt, über derartige Informationen nicht zu verfügen.

Der Leiter des Forschungszentrums CAR an der Uni Duisburg-Essen verwies darauf, dass General Motors auf dem wichtigen US-amerikanischen Markt in den vergangenen 20 Jahren dramatisch Marktanteile verloren hat. 2010 werde GM voraussichtlich auch auf seinem Heimatmarkt von Toyota überholt und seine Rolle als Marktführer verlieren. Um das Blatt zu wenden, stünden die Chancen schlecht. GM habe wenig neue Produkte und ein geschwächtes Händlernetz.

Schwierigkeiten in Russland?

Als gescheitert beurteilte Dudenhöffer den Versuch von General Motors, Autos künftig auch über Ebay zu verkaufen. In der Woche vor dem 1. September habe GM über das Internetauktionshaus 3.000 Fahrzeuge angeboten: "Kein einziges Fahrzeug wurde verkauft." Gefahr bestehe auch auf dem russischen Markt. Der einstige russische Partner Avtovaz habe sich inzwischen Renault zugewandt.

Sollte GM nun auch noch die Übernahme von Opel durch das Magna-Konsortium verhindern, müsse der US-Konzern in Russland mit neuen Schwierigkeiten rechnen. Der Autoexperte verwies darauf, dass Magna mit der staatlich kontrollierten russischen Sberbank im Bunde ist. Die russische Regierung habe in den Verhandlungen um Opel eine entscheidende Rolle gespielt. Sollte das Geschäft scheitern, müssten GM und Opel damit rechnen, künftig sehr große Barrieren in Russland in den Weg gelegt zu bekommen.

Opel beschäftigt in Deutschland im hessischen Rüsselsheim sowie in Bochum, Eisenach (Thüringen) und Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) 25 000 Mitarbeiter, 5000 davon in Bochum.

(AP/DDP)
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