Korruptions-Fall Ex-Thyssen-Manager in Haft

Düsseldorf (RP). Zwei ehemalige Manager der ThyssenKrupp-Tochter Xervon sind in einen handfesten Korruptionsfall verwickelt. Sie sollen von der Heinsberger Schmidt-Gruppe Geld angenommen und Steuern hinterzogen haben.

Das Landgericht Münster hat ein Strafverfahren gegen zwei ehemalige Mitarbeiter der ThyssenKrupp-Tochter Xervon eröffnet. Ebenfalls verantworten muss sich die ehemalige Geschäftsführerin der Schmidt-Gerüstbaugruppe aus Heinsberg, die bis Frühjahr 2008 Nachunternehmer von Xervon vor allem bei Arbeiten in Duisburg war. Den Angeklagten werden in der mehr als 250-seitigen Anklageschrift über 100 Vergehen vorgeworfen. Darunter Bestechlichkeit, Untreue, Steuerhinterziehung sowie das Vorenthalten von Arbeitsentgelt.

Einer der Angeklagten sitzt bereits seit Monaten in Untersuchungshaft, der andere ist seit wenigen Tagen wieder auf freiem Fuß. Die Xervon-Mitarbeiter sollen in größerem Umfang Subunternehmern Aufträge für Gerüstbauten zugespielt haben, deren Unterauftragsnehmer wiederum massenhaft Schwarzarbeiter und "Hartz IV"-Empfänger beschäftigt haben.

Ein Sprecher von ThyssenKrupp betonte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass weder der Dax-Konzern selbst noch eine seiner Töchter prozessbeteiligt seien. "Wir werden in dem Verfahren als Geschädigte geführt und prüfen unsererseits Schadenersatzansprüche gegen die Beklagten", so der Sprecher.

Einer der Angeklagten habe die Entgegennahme von Zahlungen in Höhe von 150 000 Euro bereits zugegeben. Der andere habe Zahlungen grundsätzlich bestritten, räumte laut ThyssenKrupp allerdings ein, von der Schmidt-Gruppe einen Betrag in Höhe von etwa 50 000 Euro erhalten zu haben. Er will dafür Gegenleistungen erbracht haben. Auch, ob diese Gegenleistungen zu Lasten von ThyssenKrupp Xervon erbracht worden sind, wird derzeit vor Gericht geprüft.

Der noch in Haft befindliche Angeklagte war bis Ende 2008 bei ThyssenKrupp angestellt und arbeitete nach seinem Ruhestand weiterhin als Berater für die Firma, bis ThyssenKrupp den Vertrag gekündigt hat. Der andere Ex-Thyssen-Mitarbeiter kam seiner Entlassung mit einer Kündigung seinerseits zuvor.

Offen ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf unterdessen immer noch der Ausgang der Ermittlungen gegen den ehemaligen Chef der ThyssenKrupp-Aufzugsparte, Gary Elliott. Wie berichtet ermittelt die Staatsanwaltschaft schon seit Monaten gegen Elliott wegen des Verdachts auf illegale Preisabsprachen. Die EU-Kommission hat in diesem Fall, der in keinem Zusammenhang zu dem oben genannten steht, bereits ein Rekordbußgeld von fast einer Milliarde Euro gegen ThyssenKrupp verhängt. Für Vergehen dieser Art sieht das Strafrecht im Extremfall Haftstrafen vor. Nach Informationen unserer Zeitung droht Elliott aber allenfalls eine Geldstrafe — falls es überhaupt zur Anklage kommt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort