Energiepreise EU macht Strom noch teurer

Berlin (RP). Industrie und Verbraucher müssen ab 2013 jährlich 15 Milliarden Euro mehr für Strom bezahlen. Privathaushalte müssen mit bis zu 20 Prozent Preisaufschlag rechnen. Das Wirtschaftsministerium schießt sich auf die EU ein.

Strom: So viel kann ein Single-Haushalt sparen
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Foto: AP

Die geplante Ausweitung des Emissionshandels in Europa könnte deutsche Unternehmen und Privathaushalte teuer zu stehen kommen. Nach Berechnungen des Industrieverbands VIK, die unserer Redaktipn vorliegen, würden Haushalte und Unternehmen bei einer Vollversteigerung der Verschmutzungsrechte ab 2013 mit 15 Milliarden Euro pro Jahr mehr belastet.

Privathaushalte müssen dann mit einer Preissteigerung von bis zu 20 Prozent rechnen. Bezogen auf heutige Preise zahlt ein Durchschnittshaushalt mit 2500 Kilowattstunden Jahresverbrauch gut 100 Euro mehr für Strom im Jahr. Der Aufschlag für die Industrie soll sogar 30 Prozent betragen.

Milliarden für den Bund

Ursache sind die steigenden Kosten der Energiekonzerne für die Ersteigerung der CO2-Zertifikate. Bisher wurden die Handelsrechte kostenlos zugewiesen. Mit dem Emissionshandel will die EU den Ausstoß von Kohlendioxid reduzieren; das Gas gilt als klimaschädlich.

"Steinbrück ist der einzige Gewinner dieser Operation", kritisiert Alfred Richmann, Geschäftsführer des Verbands der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK). Die Stromkonzerne würden die höheren Kosten für die Handelsrechte "nahezu vollständig an die Endkunden weitergeben", befürchtet Richmann. "Die lassen sich ihre Gewinne doch nicht nehmen."

Anzeichen dafür, dass die Befürchtungen des VIK keine Schwarzmalerei sind, gibt die Strombörse. Dort werden die Strompreise für das Jahr 2013 bereits mit einem Aufschlag gehandelt. Existenziell könnte die Verteuerung der Stromproduktion für energieintensive Branchen wie Papier, Zement, Chemie und Stahl werden. "Jeder dritte mittelständische Betrieb ist gefährdet." Richmann fordert die Bundesregierung auf, sich für ein Zuteilungssystem einzusetzen, das je nach tatsächlichen Produktionskosten der Energiekonzerne die Zertifikate kostenlos an die Unternehmen gibt.

Unterstützung bekommen Wirtschaft und Politik vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI in Essen. "Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die energieintensiven Branchen in Deutschland ab 2012 nicht weiter belastet werden, indem sie Emissionszertifikate ersteigern müssen. Ansonsten haben deutsche Firmen zusätzliche Wettbewerbsnachteile gegenüber Unternehmen aus Ländern wie den USA oder Japan, in denen es keinen Emissionshandel gibt", sagte der Energieexperte Manuel Frondel unserer Redaktion.

(RP)
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