Energiekonzerne und das Atom-Aus Etwas Hoffnung im Tal der Tränen

Düsseldorf · Analysten hatten es befürchtet: Deutschlands große Energiekonzerne bekommen in diesem Jahr die Folgen des Atomausstiegs mit voller Kraft zu spüren. Beim größtem Stromproduzenten RWE hat sich der Nettogewinn in den ersten neun Monaten fast halbiert. Beim Konkurrenten E.on ist der bereinigte Konzernüberschuss sogar um zwei Drittel zusammengeschrumpft. Und Konkurrent EnBW schreibt tiefrote Zahlen.

Atomkraftwerke in Deutschland
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Analysten hatten es befürchtet: Deutschlands große Energiekonzerne bekommen in diesem Jahr die Folgen des Atomausstiegs mit voller Kraft zu spüren.
Beim größtem Stromproduzenten RWE hat sich der Nettogewinn in den ersten neun Monaten fast halbiert. Beim Konkurrenten E.on ist der bereinigte Konzernüberschuss sogar um zwei Drittel zusammengeschrumpft. Und Konkurrent EnBW schreibt tiefrote Zahlen.

Dennoch scheint der Schock über die Energiewende bei den Konzernen langsam abzuklingen. Bei der Präsentation der Quartalszahlen in dieser Woche blickten die Marktführer wieder mit etwas mehr Zuversicht in Zukunft.

Beispiel RWE: Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann sendete in dieser Woche demonstrativ positive Signale. "Auch die kommenden Jahre werden schwer für uns, aber ich bin optimistisch, dass wir die vor uns liegende Talsohle zügig durchqueren”, schrieb er den Aktionären.

RWE kämpft zurzeit an zwei Fronten: Denn nicht nur der Atomausstieg macht dem Konzern zu schaffen, sondern auch sein Gasgeschäft, wo er unter viel zu teuren Lieferverträgen mit den Gasproduzenten leidet.

Doch an beiden Fronten zeichnet sich derzeit für RWE zumindest eine Entspannung ab. Beim Gas ist es RWE erstmals gelungen, mit drei Produzenten eine Einigung über eine Revision der laufenden Verträge zu erreichen und die verlustträchtige Koppelung der Gaspreise an die Mineralölpreise zu kippen. Der Konzern hofft nun, dass dies auch auf die Verhandlung mit den anderen Lieferanten durchschlägt.

Auch im Atomstreit mit der Bundesregierung haben die Stromkonzerne einen Etappensieg errungen. Gleich zwei deutsche Finanzgerichte äußerten kürzlich Zweifel an der Rechtmäßigkeit der von der Bundesregierung eingeführten Kernbrennstoffsteuer.

Ein Joker im Ärmel

Beispiel E.on: Deutschlands größter Energieversorger zieht radikaler als alle anderen Konkurrenten die Konsequenzen aus der Energiewende. Mit einer wirtschaftlichen Rosskur will der Konzern in den nächsten Jahren weltweit bis zu 11.000 seiner knapp 80.000 Arbeitsplätze streichen und so 1,5 Milliarden Euro an Kosten sparen.
Bereits im Dezember werde der Vorstand dem Aufsichtsrat mehr als 50 Einzelprojekte dazu vorlegen, kündigte Finanzvorstand Marcus Schenck in dieser Woche an.

Mit den Sparmaßnahmen will sich der Konzern nicht zuletzt zusätzlichen Spielraum für seine geplante Expansion in die Wachstumsmärkte Indien, Brasilien und Türkei verschaffen.
Tatsächlich zeigen die Bemühungen des Konzerns, seine Abhängigkeit vom konventionellen Stromgeschäft in Deutschland zu verringern, schon erste Erfolge. Das Ergebnis im Bereich erneuerbare Energien stieg zuletzt um 19 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Auch auf dem russischen Strommarkt steigen die Gewinne des Konzerns, und das Engagement bei der Gasförderung trägt ebenfalls zunehmend Früchte.

Außerdem haben E.ON und RWE noch einen Joker im Ärmel: Eine Klage gegen die entschädigungslose Verkürzung der Reaktorlaufzeiten. E.on hat in dieser Woche erstmals bestätigt, vor das Bundesverfassungsgericht ziehen zu wollen. Und RWE sieht nach den Worten von Finanzvorstand Rolf Pohlig "sehr viele gute Gründe für einen solchen Schritt”. Bei einem Erfolg könnte dies den Konzernen Milliardeneinnahmen bescheren.

Während die großen Rivalen also schon wieder etwas hoffnungsvoller in die Zukunft schauen, steckt der bis zur Energiewende besonders atomlastige baden-württembergische Energiekonzern EnBW noch Tief im Tal der Tränen. Das Karlsruher Unternehmen musste am Freitag für die ersten neun Monate einen Verlust von 551,9 Millionen Euro ausweisen.

(APD)
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