Details des Sparprogramms bekannt Essen ist Gewinner des Eon-Umbaus

Düsseldorf · Auf einer Betriebsversammlung hat das Energieunternehmen Eon Details seines Sparprogramms bekannt gegeben. Weltweit werden 11.000 Arbeitsplätze gestrichen. Die traditionsreiche Ruhrgas wird aufgelöst, doch hunderte Stellen werden von München und Düsseldorf nach Essen verlagert.

Hunderte Mitarbeiter waren am Dienstagmorgen ins Atrium der schicken Essener Ruhrgas-Zentrale gekommen, um von Ruhrgas-Chef Klaus Schäfer Details des Sparprogramms "Eon 2.0" zu erfahren. Bedrückt und nachdenklich sei die Stimmung gewesen, berichten Mitarbeiter.

Zumal ihnen Schäfer verkündete, dass die traditionsreiche Ruhrgas aufgelöst wird: Das Gas-Handelsgeschäft wird in Düsseldorf mit der dort sitzenden Handelstochter Energy Trading zusammengelegt, weitere Ruhrgas-Aktivitäten wie die Gasförderung werden anderen Konzernteilen zugeschlagen. Der Vorstand überlegt, auch den Namen Ruhrgas zu tilgen.

Für die betroffenen Mitarbeiter ist das hart. Doch der Standort Essen wird für das Verschwinden der Ruhrgas reichlich entschädigt. Denn hunderte Arbeitsplätze werden von Düsseldorf und München in die Revierstadt verlagert. So wird die in München sitzende Vertriebstochter Eon Energie aufgelöst, von nun an wird das nationale Vertriebsgeschäft von Essen aus betrieben. "Eon Deutschland" nennt der Konzern die neue Einheit und folgt damit dem Konkurrenten RWE, der bereits vor zwei Jahren seinen Vertrieb in einer Deutschland AG gebündelt hatte.

Bis zu 1000 Stellen fallen in Düsseldorf weg

Auch die zukunftsträchtige Ökostrom-Tochter Climate & Renewables soll von Düsseldorf nach Essen ziehen. Unterm Strich bleibt so die Zahl der Arbeitsplätze in Essen konstant. Ganz anders in Düsseldorf. Hier sollen unterm Strich bis zu 1000 Stellen wegfallen. Bereits vor vier Wochen hatte Bernhard Reutersberg, Eon-Vorstand und Umbau-Beauftragter, angekündigt, dass 450 der 850 Arbeitsplätze in der Konzernzentrale am Rhein wegfallen.

Nun sollen auch hunderte Arbeitsplätze in den Service-Bereichen (Rechnungswesen, Buchhaltung) verschwinden, die unter anderem im RWI-Gebäude in Düsseldorf-Bilk angesiedelt sind. Das hochmoderne Haus der Handelseinheit im Düsseldorfer Hafen soll Standort bleiben und die aus Essen kommenden Ruhrgas-Mitarbeiter aufnehmen.

Über die Zukunft der Ruhrgas soll es nach Informationen aus Branchenkreisen Streit zwischen Ruhrgas-Chef Schäfer und Eon-Chef Johannes Teyssen gegeben haben. Die Zusammenlegung der Handelsgeschäfte allein löse keine Probleme, soll Schäfer gesagt haben. Teyssen soll geantwortet haben, Schäfer solle ihm nicht mit Fragen kommen, sondern mit Antworten. Der Konzern-Sprecher wies diese Darstellung energisch zurück.

An Gazprom gebunden

Der Zusammenbruch des Geschäftsmodells von Ruhrgas ist eines der beiden großen Probleme von Eon. Der Konzern ist mit langfristigen Lieferverträgen an seinen russischen Lieferanten Gazprom gebunden, der mehr verlangt, als Eon durch den Weiterverkauf des Gases verdient. Folglich rechnet der Konzern für dieses Jahr mit einem Verlust im Gashandelsgeschäft von einer Milliarde Euro.

Eons zweites großes Problem ist der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie. Eon hatte bislang 39 Prozent seines Stroms in Deutschland in Kernkraftwerken produziert. Mit dem Sparprogramm will Eon nun den Gewinneinbruch auffangen und Mittel für neue Investitionen, etwa in Portugal, gewinnen. Bis zum Jahr 2015 will er seine beeinflussbaren Kosten um 2,2 Milliarden auf 9,5 Milliarden Euro senken. "Mit dem im Sommer gestarteten Programm Eon 2.0 haben wir nun einen weiteren Meilenstein erreicht", sagte Reutersberg unserer Redaktion.

In den Informationsveranstaltungen vom Dienstag habe für die Mitarbeiter mehr Klarheit geschaffen werden können. In über 50 Einzelprojekten würden nun bis zum Jahr 2012 weitere Maßnahmen konkretisiert und abgearbeitet. Denn die nun verkündeten Streichungen sind noch nicht alles. Bereits im August hatte Eon-Chef Teyssen angekündigt, der größte deutsche Energiekonzern werde weltweit 9000 bis 11.000 seiner 80.000 Stellen streichen. Am Dienstag erklärte der Konzern, der Abbau werde sich am oberen Rand dieser Bandbreite bewegen.

Damit richten sich die Gewerkschaften nun auf das Aus für jeden achten Eon-Mitarbeiter ein. 6000 Stellen sollen allein in Deutschland wegfallen. Noch ist offen, wie der Abbau erfolgt. Das will der Konzern nun mit den Betriebsräten aushandeln. Die Gewerkschaft rechnet damit, dass den Mitarbeitern bis Jahrgang 1957 Vorruhestandsverträge angeboten werden. Viele Mitarbeiter dürften aber auch kündigen, weil sie nicht von München ins Ruhrgebiet umziehen wollen. Ebenso sind betriebsbedingte Kündigungen möglich. Die schloss Eon gestern erneut nicht aus.

(das)
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