ZEW-Konjunkturindex Erwartungen sinken drastisch

Mannheim (RPO). Die mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren sind im April drastisch gefallen. Der entsprechende Index sank von 14,1 Zählern im März auf 7,6 Punkte, wie das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Experten hatten mit einem Rückgang auf 10,0 Zähler gerechnet. Im März war der Index um 1,6 Punkte gesunken.

Wie Unternehmen die Einflussfaktoren auf die Wirtschaft beurteilen
Infos

Wie Unternehmen die Einflussfaktoren auf die Wirtschaft beurteilen

Infos
Foto: ddp

Zu dem erneuten Rückgang der Konjunkturerwartungen führten laut ZEW zwei Faktoren. Zum einen werde vor dem Hintergrund der vorherrschenden Hochkonjunktur der Spielraum für eine weitere Lageverbesserung geringer. Zum anderen betonten die Experten derzeit die Risiken für die Weltwirtschaft, die sich aufgrund der Ereignisse in Japan und im arabischen Raum ergeben, wieder stärker.

Der ZEW-Konjunkturindex gilt als ein wichtiger Stimmungsindikator der deutschen Wirtschaft. Befragt werden monatlich rund 300 Analysten und institutionelle Anleger.

DIW erhöht Prognose

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat seine Konjunkturprognose für Deutschland deutlich angehoben. In diesem Jahr rechnen die Forscher mit einem Wachstum um 2,7 Prozent, wie das Institut am Dienstag in Berlin mitteilte. Bisher hatten die Experten einen Anstieg um 2,2 Prozent vorhergesagt. 2012 werde das Wachstum allerdings an Fahrt verlieren und sich auf 1,4 Prozent verlangsamen.

"Der Aufschwung büßt zwar an Schwung ein, steht aber auf einer soliden Grundlage", sagte der für Konjunkturpolitik zuständige DIW-Experte Ferdinand Fichtner. "Vor allem die inländische Nachfrage trägt mehr und mehr zum Wachstum bei." So werde sich die Investitionstätigkeit dank der immer noch niedrigen Zinsen sehr dynamisch entwickeln. Wegen der sinkenden Arbeitslosigkeit werde auch der Konsum zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Das relativ starke Wachstum in diesem Jahr wird sich dem DIW zufolge belebend auf den Arbeitsmarkt auswirken. Auch der Staatshaushalt werde vom Aufschwung profitieren, die öffentliche Hand müsse deutlich weniger Schulden machen als bisher gedacht. Das staatliche Defizit wird demnach 2011 mit 2,1 Prozent klar unter der Maastricht-Grenze liegen. Für das kommende Jahr ist ein weiterer Rückgang auf 1,7 Prozent zu erwarten. In erster Linie kann der Staat nach Einschätzung der Experten viel Geld durch zurückgehende Sozialleistungen sparen.

(apd/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort