Schaden liegt bei 800 Millionen Euro im Jahr Erstmals will Krankenkasse gegen Chipkarten-Missbrauch vorgehen

Berlin (rpo). Erstmals will eine Krankenkasse gegen den Missbrauch mit den Chipkarten vorgehen. Laut Schätzungen entsteht durch nicht versicherte Patienten oder ungültige Karten jedes Jahr ein Schaden von 800 Millionen Euro. Dem hat die Betriebskrankenkasse Verkehrsbau (BKK VBU) jetzt den Kampf angesagt.

Nach Berechnungen des Bayerischen Hausärzteverbandes verursachen Patienten, die mit fremden oder ungültigen Chip-Karten zum Arzt gehen, den Kassen allein bei den Arzneimittelverordnungen bundesweit jährlich einen finanziellen Schaden von rund 800 Millionen Euro, sagte die zuständige Referentin der Betriebskrankenkasse Verkehrsbau (BKK VBU), Aurica Krause, der Nachrichtenagentur ddp. Die Kasse habe daher zu Jahresbeginn als bundesweit erste und bislang einzige ein Pilotprojekt gestartet, das mit Hilfe neuer Softwareprogramme die unrechtmäßige Benutzung von Chipkarten entscheidend erschweren soll.

In Baden-Württemberg ist nach AOK-Angaben versuchsweise eine Karte mit integriertem Foto des Inhabers eingeführt worden. Wo dies noch nicht der Fall sei, müssten die Ärzte diejenigen Patienten genauer überprüfen, die sich erstmals in einer Praxis vorstellten, sagte AOK-Sprecher Rainer Eikel. Beispielsweise könne man das nicht auf der Karte ausgewiesene Geburtsdatum des Patienten erfragen oder den Personalausweis verlangen.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hielt diese Maßnahme allerdings für unpraktikabel. Das Verlangen des Personalausweises könne zur "Diskriminierung einzelner Patienten" führen, sagte KV-Sprecherin Annette Kurth. Zudem bedeute dies zusätzlichen Arbeitsaufwand für die Praxen. Die Krankenkassen sollten daher konsequenter als bisher die Karten von verstorbenen Versicherten oder zu anderen Krankenkassen gewechselter Patienten zurückverlangen.

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