Arbeitgeber im Erkelenzer Land müssen umdenken Wie man Mitarbeiter findet und bindet

Serie | Erkelenzer Land · Der Mangel an Fachkräften führt dazu, dass sich Bewerber mittlerweile die beste Stelle aussuchen können. Das setzt vor allem mittelständische Betriebe zunehmend unter Druck. Volker Eßer von der Agentur für Arbeit hat einige Tipps.

Volker Eßer, Teamleiter in der Agentur für Arbeit in Erkelenz, berät vor allem mittelständische Unternehmen, die auf der Suche nach geeigneten Bewerbern sind.

Volker Eßer, Teamleiter in der Agentur für Arbeit in Erkelenz, berät vor allem mittelständische Unternehmen, die auf der Suche nach geeigneten Bewerbern sind.

Foto: Ruth Klapproth

Flexible Arbeitszeiten, Home Office, Sonderurlaub, Gewinnbeteiligungen – gerade mittelständische Unternehmen mit einer überschaubaren Anzahl von Mitarbeitern stehen seit Jahren unter einem wachsenden Anpassungsdruck, um im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen zu können und als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Bewerber vor allem der jüngeren Generation legen vielfach einen immer größeren Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das ist offensichtlich. Mit großen Unternehmen oder gar Konzernen gleichzuziehen, die über entsprechende personelle und finanzielle Ressourcen verfügen, ist für viele Mittelständler kaum machbar. Aber es gebe trotzdem Möglichkeiten, die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen und Mitarbeiter effektiv zu werben, weiß Volker Eßer, Teamleiter des Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit im Kreis Heinsberg.

„Wie groß der Bedarf an Fachkräften tatsächlich ist, ist abhängig von der Unternehmensgröße und der Branche“, sagt der Jobexperte. „Grundsätzlich ist es allerdings für Betriebe schwieriger geworden, Stellen zu besetzen.“ Eine Ursache: Es gibt mehr offene Stellen als fachlich qualifizierte Bewerber, sodass sich diese den Arbeitgeber mit den besten Konditionen aussuchen könnten. Im Kreis Heinsberg liege der Anteil mittelständischer Betriebe bei weit über 90 Prozent, wiederum 80 Prozent davon hätten weniger als neun Beschäftigte, so Volker Eßer. „Die Frage ist dann, wie sehr kann es sich ein solcher Unternehmer leisten, Kompromisse einzugehen.“ Hinzu komme: Mit dem Finden von Mitarbeitern sei es nicht getan. Es gehe vor allem auch darum, diese langfristig zu binden. „Heute ist es so, dass sich ein Bewerber im Zweifel einfach den nächsten Arbeitgeber sucht. Diejenigen, die qualifiziert sind und ihren Wert kennen, setzen das auch ein.“

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert seit knapp zwei Jahren die Zuwanderung und Anwerbung qualifizierter Fachkräfte aus Staaten außerhalb der EU, um dem Fachkräftemangel in Deutschland zu begegnen. Doch ein solcher Prozess sei kostenintensiv, sagt Volker Eßer. Er sieht andere, für Mittelständler praktikablere Alternativen: „Bewerber, die nicht direkt ins Auge springen, weil sie nicht über die geforderten Qualifikationen verfügen oder langzeitarbeitslos sind, können in Kooperation mit der Agentur für Arbeit für eine Stelle qualifiziert werden, wenn man ihnen eine Chance gibt.“ Vor allen anderen Dinge gelte im Übrigen: „Motivation schlägt alles.“

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Foto: Krebs, Andreas (kan)

Von großer Bedeutung sei darüber hinaus, dass ein Arbeitgeber sich seine Stärken sowie Vorzüge bewusst mache und damit gezielt Marketing betreibe. Volker Eßer ist das Beispiel eines Mittelständlers in bleibender Erinnerung geblieben, der seine Mitarbeiter gezielt gefragt habe: „Warum arbeiten Sie eigentlich für mich?“ Die Antworten, etwa eine familiäre Arbeitsatmosphäre oder vermeintlich Selbstverständliches wie eine verlässliche Urlaubszusage, seien die beste Werbebotschaft überhaupt gewesen. Eine mögliche personelle Lösung könne auch darin bestehen, eine Vollzeitstelle gegebenenfalls in zwei Teilzeitstellen aufzusplitten. Oder aber in ländlich geprägten Regionen wie dem Kreis Heinsberg für Mobilität zu sorgen, etwa in Form eines Rollers, der etwa einem Azubi zur Verfügung gestellt werden könnte.

Arbeitgebern rät der Experte der Agentur für Arbeit dazu, sich flexibler aufzustellen, auch wenn damit Wagnisse verbunden seien und das Tagesgeschäft fordernd sei. „Auch diejenigen, die zurzeit noch keinen Personalbedarf haben, sollten zukunftsorientiert denken.“ Dazu gehöre auch, so Volker Eßer, rechtzeitig auszubilden, um Engpässe nach Möglichkeit gar nicht erst entstehen zu lassen.

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