Wegen der Innogy-Übernahme Eon will Mitarbeiter ab 56 in Vorruhestand schicken

Eon hat sich mit den Gewerkschaften auf einen Tarifvertrag zur Innogy-Übernahme geeinigt. Danach sind Kündigungen bis zum Jahr 2024 ausgeschlossen. Es gibt bis zu 1,8 Monatsgehälter Abfindung pro Beschäftigungsjahr. Die IG BCE spricht von harten Verhandlungen.

Die Eon-Zentrale in Essen: In der Stadt sind besonders viele Stellen bedroht.

Die Eon-Zentrale in Essen: In der Stadt sind besonders viele Stellen bedroht.

Foto: dpa

Der Energiekonzern Eon hat mit den Gewerkschaften IG BCE und Verdi ein dickes Paket für die Innogy-Übernahme geschnürt. Der Tarifvertrag „Zukunft und Beschäftigungssicherung“ (ZuB) regelt, wie der geplante Abbau von bis zu 5000 Stellen erfolgen soll. Danach bietet Eon Mitarbeitern, die freiwillig gehen, eine Abfindung von 1,3 Bruttomonatsgehältern pro Beschäftigungsjahr an sowie eine Sprinterprämie von 0,5 Monatsgehältern. Das geht aus einer Tarifinfo der IG BCE hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Wer etwa 30 Jahre bei Eon war, kann damit auf 54 Monatsgehälter an Abfindung kommen.

Zudem bietet der Konzern Vorruhestand und Altersteilzeit für die Jahrgänge 1963 und älter an. Als drittes Element wird die Eon-Beschäftigungsgesellschaft „Prospekt“ fortgeführt, die Mitarbeiter vermitteln soll, deren Arbeitsplatz wegfällt. „Eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mit einer Verweildauer von bis zu 40 Monaten zur Weiterqualifizierung und Vermittlung von Arbeit in Arbeit innerhalb und außerhalb von Eon“ sei geplant, heißt es in der Tarifinfo weiter. Ein Eon-Sprecher bestätigte die Zahlen.

Was für die Mitarbeiter besonders wichtig sein dürfte: Kündigungen sind bis 2024 ausgeschlossen. Denn es wurde vereinbart, dass betriebsbedingte Beendigungskündigungen grundsätzlich ausgeschlossen sind, so lange der Tarifvertrag läuft – und dieser ist erstmals zum 31. Dezember 2024 kündbar, heißt es in der Info weiter. „Wir haben die soziale Absicherung für unsere Mitglieder tarifvertraglich vereinbart“, erklärte Holger Nieden, Verhandlungsführer der IG BCE. Doch die Verhandlungen waren offenbar hart: Nur nach langen, teilweise zähen Verhandlungen sei es gelungen, einen tragfähigen Kompromiss zu erreichen, so Nieden.

Andreas Scheidt, Bundesvorstand bei der Gewerkschaft Verdi, betonte, damit sei ein guter Vertrag für Beschäftigungssicherung und Zukunft gefunden worden. Auch Eon-Chef Johannes Teyssen zeigte sich zufrieden: „Mit der Einigung haben wir einen besonders wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur geplanten Integration von Innogy erreicht. Der Tarifvertrag gibt allen Mitarbeitern von Eon und Innogy die größtmögliche Sicherheit, dass der erforderliche Stellenabbau sozialverträglich erfolgen wird.“

Eon und RWE hatten im März 2018 die Zerlegung der jungen RWE-Tochter Innogy vereinbart. Damit reagierten die Konzerne auf die Energiewende und den jahrelangen Schrumpfkurs. Nach den Vereinbarungen übernimmt Eon das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy. Doch noch hat die EU-Kommission als Kartellwächter kein grünes Licht gegeben, sie hat eine vertiefte Prüfung angesetzt. Der Tarifvertrag steht unter einem entsprechenden Vorbehalt. Eon erwartet aber weiterhin, dass der Deal noch in diesem Jahr vollzogen werden kann. RWE übernimmt von beiden Partnern das Ökostromgeschäft und hat hierfür bereits alle kartellrechtlichen Freigaben erhalten.

Das Integrationsprojekt, das bei Eon unter dem Namen „Sunrise“ läuft, hat gleichwohl noch viel Arbeit vor sich. Eon-Vorstand Leonhard Birnbaum und Innogy-Finanzchef Bernhard Günther leiten die Projektteams. Besonders umstritten ist die Aufteilung der 5000 Stellen auf die verschiedenen Standorte. Klar ist bereits, das Essen besonders betroffen sein wird. In der Stadt haben sowohl Eon als auch Innogy ihren Sitz, und vor allem in den Verwaltungen sollen Synergien gehoben werden, zumal viele Innogy-Abteilungen als überbesetzt gelten. Es gibt bereits Stimmen, die von mehren Tausende Stellen sprechen, die in Essen wegfallen werden. Doch noch ist nichts final entschieden.

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