Uniper und PreussenElektra Eon-Töchter steigen aus Tarifverbund aus

Essen · Uniper und PreussenElektra steigen zum Jahresende aus der Tarifgemeinschaft aus, die den Eon-Haustarif aushandelt. Die Gewerkschaften sind erzürnt über den Eon-Chef und warnen, andere Konzerntöchter folgen zu lassen.

 Die Eon-Konzernzentrale in Essen.

Die Eon-Konzernzentrale in Essen.

Foto: dpa, ve fpt wst ve

Bei Eon gibt es Krach. Die Gewerkschaften Verdi und IG BCE sind sauer auf Konzern-Chef Johannes Teyssen. "Herr Dr. Teyssen, es reicht!", heißt es in einer Information von Verdi an die Belegschaft der PreussenElektra. "Die Botschaft der letzten Tage ist an Dreistigkeit, Ignoranz und Verantwortungslosigkeit kaum noch zu toppen." Auch die IG BCE ist erzürnt: "Separatisten im Eon-Konzern unterwegs. Vermutlich schlägt die Geschäftsführung das Wort Sozialpartnerschaft im Fremdwörterlexikon nach", heißt es in ihrem Info-Blatt.

Die Gewerkschaften empört, dass Eons Atomtochter zum Jahresende aus der Tarifgemeinschaft Energie (TGE) austritt, die den Haustarif für den gesamten Konzern aushandelt. Auch die Kraftwerkstochter Uniper verlässt dann die TGE, wie eine Sprecherin bestätigt. PreussenElektra hat 2000 Mitarbeiter, Uniper 13.000. "Die Belegschaften können nicht verstehen, dass Uniper und PreussenElektra aus der Tarifgemeinschaft ausgetreten sind. Dem Konzern geht es wieder besser, und das Urteil zur Brennelemente-Steuer bringt Eon über drei Milliarden Euro", sagt Volker Stüber, Verdi-Fachgruppenleiter, unserer Redaktion.

Zugleich fürchtet man, dass dies erst der Anfang ist. "Sollte Eon versuchen, nach Uniper und PreussenElektra auch bei anderen Töchtern wie den Regionalversorgern aus dem Tarifvertrag auszusteigen, wird es großen Ärger geben. Da werden wir als Gewerkschaften richtig Druck machen", warnt Stüber.

Bei PreussenElektra fragen sich Gewerkschafter, ob die Tochter sich die Maßnahmen selbst ausdenke oder ob Teyssen ihr diese diktiere. PreussenElektra betreibt die Kernkraftwerke Brokdorf, Grohnde, Isar 2 und ist für den Rückbau aller acht Eon-Meiler verantwortlich. 2022 geht der letzte deutsche Meiler vom Netz. Volker Raffel, Sprecher von PreussenElektra, verteidigte den Austritt aus der Tarifgemeinschaft: "Wir müssen auch tarifvertraglich dafür sorgen, dass wir den Besonderheiten unseres Geschäfts gerecht werden können. Wichtig ist: Die laufenden Tarifverträge gelten mit allen Leistungen erst einmal weiter." Beim Konkurrenten EnBW gibt es bereits einen Rückbau-Tarif.

Verdi und IG BCE erzürnt aber auch, dass PreussenElektra den Austritt erklärte, nachdem die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter einen vom Unternehmen angebotenen "Zukunftspakt" abgelehnt hatten. "Das erinnert an das Verhalten der Kohlebarone aus dem letzten Jahrhundert, so gehen Sozialpartner nicht miteinander um", sagt Holger Nieden, Verhandlungsführer der IG BCE.

PreussenElektra bedauert das Nein zum "Zukunftspakt". Sprecher Raffel betont aber auch: "Klar ist, dass PreussenElektra die Zahl seiner Arbeitsplätze in den nächsten Jahren von heute 2000 bis zum Jahr 2026 mindestens halbieren muss — durch die Abschaltungen und den Rückbau von Kernkraftwerken." Um den Mitarbeitern dennoch Sicherheit zu geben, habe man ihnen mit dem Pakt den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2026 bei Rückbau mit einem hohen Anteil an eigenem Personal geboten. "Im Gegenzug wollten wir bei den Personalkosten 40 Millionen Euro pro Jahr einsparen, etwa durch eine längere Wochenarbeitszeit." Man hoffe nun auf Vorschläge der Gewerkschaften.

Bei Uniper ist die Lage inzwischen etwas entspannter. Denn das Düsseldorfer Unternehmen will wieder mit Verdi und IG BCE reden, nachdem die Verhandlungen im Juni im Streit abgebrochen worden waren. "Am 16. August nehmen wir die Verhandlungen mit den Tarifparteien wieder auf", bestätigte die Uniper-Sprecherin. Zudem hält Eon nur noch 47 Prozent an Uniper und will diesen Anteil ab 2018 abstoßen. PreussenElektra dagegen ist eine 100-prozentige Tochter.

Uniper will bis 2018 seine jährlichen Kosten um 400 Millionen Euro senken. Dazu soll das Unternehmen laut früheren Angaben aus Gewerkschaftskreisen planen, Hunderte Jobs und Zulagen zu streichen. Die Gewerkschaften sind froh, dass Uniper wenigstens über einen neuen Tarifvertrag reden will. "Wir sind gespannt, was uns Uniper am 16. August anbietet", so Holger Nieden.

Beim Mutterkonzern selbst läuft das Sparprogramm "Phoenix" weiter. Bis 2018 will Eon nach früheren Angaben 1300 der 40.000 Stellen abbauen. Soeben hat der Konzern die Zeit für die Sprinter-Prämie verlängert: Mitarbeiter, die bis Jahresende freiwillig gehen, erhalten eine besondere Abfindung. Dazu müssen sie sich bis 30. September (bislang: 30. Juni) für den freiwilligen Abschied entscheiden.

(anh)
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