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Konzern will drei Standorte aufgeben Eon-Mitarbeiter sorgen sich um Jobs

Düsseldorf (RP). Spekulationen über die Schließung von Zentralen führen zu Unruhe – vor allem bei Ruhrgas, wie die Betriebsversammlung am Montag zeigte. Zumal nun auch die Verhandlung mit Gazprom gescheitert ist. Verdi wirft Eon-Chef Teyssen Profilierungssucht vor. Eine Kürzung der Dividende wird erwartet.

Das ist der Eon-Konzern
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Düsseldorf (RP). Spekulationen über die Schließung von Zentralen führen zu Unruhe — vor allem bei Ruhrgas, wie die Betriebsversammlung am Montag zeigte. Zumal nun auch die Verhandlung mit Gazprom gescheitert ist. Verdi wirft Eon-Chef Teyssen Profilierungssucht vor. Eine Kürzung der Dividende wird erwartet.

Entsetzt haben Eon-Mitarbeiter auf die Umbaupläne von Konzern-Chef Johannes Teyssen reagiert. Der äußerte sich auch gestern nicht zu Spekulationen, wonach Eon die Standorte Essen, München und Hannover aufgeben will. "Wir kritisieren massiv, dass der Vorstand solche Berichte unkommentiert lässt", sagte Sven Bergelin unserer Zeitung.

Bergelin sitzt für die Gewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat. "Teyssen will sich als handlungsstarker Vorstand am Kapitalmarkt profilieren und nimmt die Beschäftigten dabei als Faustpfand." Die Mitarbeiter sorgten sich um ihre Arbeitsplätze, sie bräuchten Klarheit und Transparenz. Auch NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger versuchte, Kontakt mit Eon aufnehmen. "Wir wollten wissen, was an den Abbauplänen dran ist", sagte Voigtsbergers Sprecherin. Der Konzern-Sprecher erklärte nur: "Eon prüft die Strategie und Neuaufstellung des Unternehmens."

Sorgenkind Ruhrgas hat 3000 Mitarbeiter

Laut "Spiegel" will Eon die drei Tochtergesellschaften Eon Ruhrgas mit Sitz in Essen, Eon Energie mit Sitz in München und Eon Kraftwerke mit Sitz in Hannover auflösen und Hunderte Stellen streichen. Gewinner des Umbaus wäre der Standort Düsseldorf. Hier sind 1800 der weltweit 85.000 Eon-Mitarbeiter beschäftigt. Schon in den vergangenen Jahren sind 200 Mitarbeiter hinzugekommen.

Besonders groß ist derzeit die Sorge bei den 3000 Beschäftigten von Ruhrgas. Hunderte kamen gestern Nachmittag im Atrium der neuen Ruhrgas-Zentrale in Essen zu einer Betriebsversammlung, um mehr über die Pläne zu erfahren. Ruhrgas-Chef Klaus Schäfer nahm zwar an der Versammlung teil, doch er verwies nur auf die Aufsichtsrats-Sitzung in der kommenden Woche.

Die Ruhrgas ist seit langem das Sorgenkind von Eon, da sie gemäß ihren langfristigen Lieferverträgen deutlich mehr für ihre Gaslieferung aus Russland und Norwegen zahlen muss als der Markt. Seit Monaten schon verhandelt Ruhrgas mit Gazprom und Statoil über eine Änderung der Verträge. Gestern wurde bekannt, dass diese Verhandlungen gescheitert sind. Nun ruft Ruhrgas ein Schiedsgericht an, in das die Kontrahenten je einen Vertrauten und einen neutralen Dritten senden. Parallel wird weiter verhandelt. Doch eine Einigung dürfte dauern. Eon hat für das Gashandelsgeschäft 2011 bereits einen Milliarden-Verlust in Aussicht gestellt.

Teyssen will neue Strategie erläutern

Bis 2012 sind betriebsbedingte Kündigungen bei Eon ausgeschlossen. Zudem hoffen die Mitarbeiter auf Zusicherungen, die Eon geben musste, um 2002 eine Minister-Erlaubnis für die umstrittene Übernahme von Ruhrgas zu bekommen. Auch für den Standort München soll es Zusicherungen geben. Die hatte die frühere Veba vor elf Jahren bei der Verschmelzung mit der Viag zur Eon AG geben müssen. Wie lange diese Zusicherungen aber gelten, ist unklar.

Der Betriebsrat hat für Freitag den Wirtschaftsausschuss zu einer Sondersitzung zusammengerufen — und zwar ganz formal unter Verweis auf Paragraf 106 Betriebsverfassungsgesetz. Danach muss ein Unternehmen seinen Wirtschaftsausschuss rechtzeitig und umfassend über Auswirkungen auf das Personal unterrichten. Solche Töne waren bei Eon lange Zeit unbekannt. Doch inzwischen hat Verdi die IG BCE als führende Gewerkschaft abgelöst — und Verdi ficht seine Kämpfe meist härter aus die Energie-Gewerkschaft.

Im Ausland expandieren

Am Montag kommt der Aufsichtsrat zu einer Strategiesitzung zusammen, auf der Teyssen erläutert, wie er den Konzern nach der Energiewende neu aufstellen will. Dabei geht es nicht nur um Stellenstreichungen, sondern auch um eine Kürzung der Dividende. Anders als Konkurrent RWE hatte Eon seinen Aktionären für 2011 und 2012 eine Dividende von mindestens 1,30 Euro pro Aktie versprochen. Das aber war vor dem Atomausstieg. Peter Wirtz, Analyst der WestLB, erwartet, dass die Dividende nun auf einen Euro je Aktie gekürzt wird. Dies sei notwendig, um die Zustimmung des Aufsichtsrates für die plausiblen Sparpläne zu erhalten. Sprich: Ohne ein Opfer der Aktionäre werden die Arbeitnehmer-Vertreter kaum bereit sein, einem Umbau zuzustimmen.

Zudem will Teyssen das lang gehütete Geheimnis lüften, in welche ausländische Regionen der Konzern nun expandieren will. Die Türkei, Indien und Brasilien gelten als Favoriten.

(RP)
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