Rekordverlust beim Energiekonzern Die Ungeduld der Eon-Aktionäre wächst

Essen · Der Essener Energiekonzern Eon hat nach der teuren Aufteilung in neue und alte Energie im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 16 Milliarden Euro gemacht. Eon-Chef Teyssen sei ein Überlebenskünstler, nun müsse er Erfolge liefern, fordern Aktionäre. Teyssens Vertrag läuft 2018 aus.

 Eon-Chef Johannes Teyssen vor Aktionären in der Gruga-Halle in Essen.

Eon-Chef Johannes Teyssen vor Aktionären in der Gruga-Halle in Essen.

Foto: dpa, mku fpt

Nachdem Eon im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 16 Milliarden gemacht hat, wächst die Ungeduld der Aktionäre. "Herr Teyssen, Ihre Bilanz als Vorstandsvorsitzender ist durchwachsen, in sieben Jahren schrieb Eon nur dreimal schwarze Zahlen", kritisierte Thomas Deser von der Fondsgesellschaft Union Investment am Mittwoch auf der Hauptversammlung in der Grugahalle in Essen. "Sie sind ein Überlebenskünstler", sagte der Fondsmanager. Es habe zwar schwierige politische Rahmenbedingungen wie den Atomausstieg gegeben. Aber: "Jetzt brauchen Sie dringend Erfolge."

Auch Thomas Hechtfischer, Aktionärsschützer der DSW, mahnte mit Blick auf die Abspaltung der Kraftwerkstochter Uniper: "Das war jetzt Ihr dritter Strategieschwenk, noch ist der Nachweis nicht gelungen, dass er erfolgreich ist." Dagegen sei Teyssens vorangegangene Strategie der Internationalisierung "krachend gescheitert", insbesondere die Einkaufstour des Konzerns in Brasilien und Spanien.

Johannes Teyssen führt Eon seit 2010. Er wird im Herbst 58 Jahre alt. Sein Vertrag läuft Ende 2018 aus. Üblicherweise entscheidet der Aufsichtsrat ein Jahr vorher, ob er den Vertrag seiner Vorstände verlängert. Im Konzern geht man davon aus, dass der Düsseldorfer Jurist weitermachen will.

Teyssen versucht, seinen Kritikern den Wind mit einer Mischung aus Demut und Angriff aus den Segeln zu nehmen. "Eon hat sich auf den Weg gemacht, eine neue Erfolgsstory ins Werk zu setzen", sagte er, räumte aber auch ein: "Der Neustart hatte einen Preis, unsere letztjährige Bilanz weist diesen Preis schonungslos aus." Der Verlust von 16 Milliarden Euro "erschreckt auf den ersten und auch auf den zweiten Blick". Doch Teyssen betont auch: Der Verlust sei nicht auszahlungswirksam, kein Euro habe den Konzern wegen dieser Verluste verlassen. Zudem: "Der Löwenanteil, satte 14 Milliarden Euro, resultiert allein aus den Geschäftsbereichen, die heute bei Uniper fortgeführt werden."

Teyssen verteidigte vehement die Aufspaltung: "Eon und Uniper sind heute zusammen wertvoller als die alte Eon." Eon hält noch 47 Prozent an Uniper. Eon werde die Aktien "zeitnah abgeben, aber auch so wertschaffend, wie es die Märkte erlauben". Bis 2018 hindern ihn steuerliche Gründe am Verkauf.

Während Teyssen den Neuanfang als Ökostrom-, Netz- und Vertriebs-Konzern beschwor, sagte Alexander Elsmann, Aktionärsschützer der SdK: "Wir sehen keinen Neustart." Über die nächsten Jahren sähe Eon doch selbst nur stabile Erträge. Zugleich kritisierte er, dass Eon trotz eines dramatisch geschrumpften Eigenkapitals eine Dividende zahle.

Forderungen des aggressiven Finanzinvestors Knight Vinke nach einer weiteren Aufspaltung, nämlich der Abtrennung der Strom- und Gasnetze, erteilte Teyssen eine Absage: "Die Netze sind das Rückgrat der Energiewende, sie gehören zum Kerngeschäft von Eon." Viele Investoren hätten ihn aufgefordert, der Forderung von Knight Vinke nicht nachzukommen.

Einen Schlussstrich zieht Eon unter seine Düsseldorfer Geschichte. Die Hauptversammlung stimmte nun auch über die satzungsmäßige Verlegung des Sitzes von Düsseldorf nach Essen ab. Schon im Dezember 2015 war der Konzern in die Revierstadt umgezogen.

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