Kampf gegen die Erderwärmung Eon-Chef drängt auf Rettung des Emissionshandels

Berlin · Nach dem Scheitern einer Reform des europäischen Emissionshandels fordert Eon-Chef Johannes Teyssen eine neue Klimaschutz-Initiative. Ohne strengere Klimaziele drohe eine Dekade des Stillstands im Kampf gegen die Erderwärmung, sagte Teyssen in einem Interview.

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"Der europäische Emissionshandel ist ein todkranker Patient. Entweder therapieren wir ihn jetzt schnell, oder er stirbt", warnte er. "Und das hätte nicht nur für den Klimaschutz kaum absehbare negative Folgen." Mitte April hatte das Europäische Parlament dem Handel mit Kohlendioxid-Zertifikaten einen schweren Schlag versetzt. Die Abgeordneten stimmten überraschend dagegen, dass zeitweise Verschmutzungsrechte aus dem Markt genommen werden sollten. Dadurch sollten die stark gesunkenen Preise für CO2-Zertifikate wieder nach oben getrieben und Unternehmen zu klimafreundlichen Investitionen gebracht werden.

Diese rentierten sich nun nicht mehr, argumentierte Teyssen: "Geld fließt wieder in eine Wirtschaft, die eigentlich bald Geschichte sein sollte." Nach Worten des Managers ist es mit Europas Vorreiterrolle beim Klimaschutz nicht mehr weit her. "Wir geben eine lächerliche Figur ab", kritisierte der Chef von Deutschlands größtem Energiekonzern.

Die Wirtschaft ist in der Frage des Emissionshandels gespalten. Während vor allem energieintensive Industrien wie Chemie- und Stahlbranche gegen höhere CO2-Preise sind, plädiert die Energiewirtschaft für den Markteingriff, weil sie unter sinkenden Energiepreisen leidet.

Teyssen bestritt, dass es seine Absicht sei, den klimaschädlichen Braunkohle-Strom des Rivalen RWE teurer zu machen. "Unsinn. Es geht nicht darum, der Konkurrenz zu schaden, wir alle haben es schon schwer genug", sagte er dem Blatt. "Kohlendioxid braucht einen Preis, und wenn der Emissionshandel irreparabel ist, brauchen wir eben eine Steuer, die Länder selbst einführen können."

(REU/felt)
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