Steigende Energiekosten Champignonzüchter fürchten Kollaps der gesamten Branche

Düsseldorf · Wegen steigender Gas- und Stromkosten sowie der hohen Inflation schlagen die deutschen Gemüsebauern Alarm. Champignonzüchter fürchten sogar ein Aus für ihre Branche, wenn die Politik die Kosten nicht deckeln sollte.

Champignons vor der Zubereitung (Symbolbild).

Champignons vor der Zubereitung (Symbolbild).

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Auch der regionale Anbau von Gemüse in Gewächshäusern ist nach Angaben aus der Branche im Winter gefährdet. Die Verbraucher könnten deshalb 2023 wohl weniger und vielleicht auch später als gewohnt Tomaten, Gurken oder Paprika aus lokaler Produktion in den Supermarktregalen finden.

„Ich bin mir sicher, dass es die deutsche Champignon-Produktion ohne staatliche Hilfen im nächsten Jahr nicht mehr geben wird“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC), Torben Kruse, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Es ist dramatisch“, fügte er hinzu. „Ich bin 18 Jahre in der Branche und ich habe so etwas noch nie erlebt.“ Aktuell stammen nach seinen Angaben noch rund 75 Prozent der Pilze in den Supermarkt-Regalen aus heimischer Produktion. Bis zu 8000 Menschen arbeiten in der Branche, die jährlich rund 82.000 Tonnen Champignons produziert. „Wir haben Kostensteigerungen in allen Bereichen und haben deshalb bereits die Preise anheben müssen“, sagte Kurse. Dazu kämen nun die Energiekosten. „Wir haben große Sorge, wie wir das an den Markt weitergeben können.“

Auch die deutschen Gemüsebauern bereiten sich auf unsichere Zeiten vor. Angesichts der hohen Energiekosten würden viele Produzenten mit Gewächshäusern in Deutschland wahrscheinlich länger als sonst üblich mit der Pflanzung warten, sagt Laura Lafuente, Geschäftsführerin der Bundesfachgruppe Gemüsebau. Gerechnet wird mit erhöhten Produktionskosten von bis zu 30 Prozent, davon seien bis zu 22 Prozent auf die Energiekosten sowie Inflation zurückzuführen, sagte der stellvertretende Vertriebsleiter der Genossenschaft Reichenau Gemüse, Johannes Groß. Bereits jetzt sehe man Gemüse aus Herkunftsländern wie der Türkei in den deutschen Supermarktregalen. Man könne mit Preisen, wie sie für Produkte aus der Türkei verlangt würden, nicht mithalten.

Die Genossenschaft repräsentiert 150 Betriebe im Süden Deutschlands, die über 60 Hektar Gewächshäuser betreiben. Eine nicht geringe Zahl der Landwirte überlege sich, ihre Gewächshäuser in diesem Winter angesichts hoher Kosten leer zu lassen. „Es wird eine Unterversorgung mit heimischem regionalem Gemüse geben“, sagte Groß. Das schwierigste sei aktuell die Unsicherheit: „Was nächstes Jahr passiert, weiß keiner.“

Die Politik müsse nun handeln und für Entlastung sorgen. „Die Nebenkosten bei Strom und Gas müssen weg - also die zusätzlichen Steuern“, forderte Kruse. Zudem werde bei der Energie ein Preisdeckel gebraucht, der sich an den Preisen vor sechs Monaten orientiere. „Ohne Hilfen steht die Branche vor dem Aus“, bilanzierte er.

(felt/Reuters)
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