Neue Führung für Raumfahrtkonzern Enders wird neuer EADS-Chef

Paris · Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wird künftig von dem deutschen Spitzenmanager Thomas Enders (53) geleitet. Der derzeitige Chef der größten EADS-Tochter Airbus werde Ende Frühjahr die Nachfolge des Franzosen Louis Gallois (68) antreten, teilte der Konzern am Donnerstag nach einer Verwaltungsratssitzung mit.

 Tom Enders wird neuer EADS-Chef.

Tom Enders wird neuer EADS-Chef.

Foto: AFP, AFP

Gallois führt EADS seit 2007 und scheidet zum 31. Mai nach fünf Jahren wie geplant aus. Neuer Chef des Flugzeugherstellers Airbus und damit Nachfolger von Enders wird der Franzose Fabrice Brégier. Der französische EADS-Großaktionär Arnaud Lagardère beerbt im Zuge des turnusmäßigen Führungswechsels Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber als Vorsitzenden des EADS-Verwaltungsrats.

Prominentes Neumitglied im obersten Kontroll- und Entscheidungsgremium wird Jean-Claude Trichet. Der 69-jährige französische Finanzexperte war bis vor kurzem Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Bekannt ist auch der britisch-indische Unternehmer Lakshmi Mittal. Er ist Chef des weltgrößten Stahlkonzerns ArcelorMittal und gilt als einer der reichsten Männer der Welt.

Das Stühlerücken war bereits Ende vergangenen Jahres erwartet worden, hatte sich aufgrund von Diskussionen um weitere Personalveränderungen infolge der Umbesetzungen aber verschoben. Für die Nachfolge von Brégiers Position - die nach der Vereinbarung einem Deutschen zukommen muss - ist der Daimler-Manager Günther Butschek im Gespräch.

Die im Jahr 2000 aus der Fusion deutscher und französischer Luft- und Raumfahrtunternehmen entstandene EADS wies für 2010 einen Umsatz von 45,8 Milliarden Euro aus und beschäftigt rund 120 000 Mitarbeiter weltweit. Neben dem Wechsel an der Spitze von EADS und Airbus steht auch Daimlers weiterer Rückzug aus dem Konzern an. Daimler will sich von 7,5 Prozent trennen, die staatlich kontrollierte KfW Bankengruppe soll neuer Eigentümer werden, um das deutsch-französische Gleichgewicht bei den Anteilen zu wahren.

Im Wettbewerb steht die größte EADS-Tochter unter Druck: Der US-Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing hat den Gewinn kräftig gesteigert und den europäischen Konkurrenten Airbus dabei weit überflügelt. Die Profite der Amerikaner legten trotz teurer Neuentwicklungen wie dem Dreamliner um 21 Prozent auf vier Milliarden Dollar (3,09 Milliarden Euro) zu.

Die Airbus-Mutter EADS hatte in den ersten neun Monaten dagegen nur 421 Millionen Euro Gewinn gemeldet und veröffentlicht die Endzahl am 8. März. Voraussichtlich wird es nicht einmal eine Milliarde Euro.

Airbus lieferte allerdings den Rekordwert von 534 Zivilflugzeugen, aus während Boeing nur auf 477 kam. Airbus-Chef Tom Enders deutete aber an, dieses Verhältnis müsse nicht immer so bleiben. Jetzt kündigte Boeing an, 2012 zwischen 585 und 600 Flugzeuge auszuliefern. Enders rechnet dagegen nur mit einem Anstieg der Airbus-Auslieferungen auf 570 Stück, davon 30 Militärflugzeuge. Boeing rechnet ohne Militärflugzeuge.

(AFP)
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