Kommentar zur nahenden Glyphosat-Einigung Ende mit Schrecken bei Bayer

Mit einem milliardenschweren Vergleich könnte Bayer die Glyphosat-Klagen abräumen. Dann kann der Konzern sich endlich auf die Zukunftsfragen konzentrieren: Pharma-Innovationen und zeigen, warum er Monsanto übernommen hat.

Ende mit Schrecken bei Bayer
Foto: dpa/Reed Saxon

Es war die teuerste und umstrittenste Übernahme eines deutschen Konzerns: Als Bayer 2018 den US-Konzern Monsanto für 59 Milliarden Euro übernahm, gab es viele Kritiker – Umweltschützer, Entwicklungshelfer, Investoren. Und sie schienen recht zu haben: Denn was als Befreiungsschlag für den Leverkusener Konzern gedacht war, drohte prompt zum Fiasko zu werden. Statt mit Innovationen und Digitalisierung ist Bayer nun seit fast zwei Jahren vorrangig mit der Abwehr der Glyphosat-Klagen beschäftigt. Anleger verloren Milliarden, unter ihnen Bayers Mitarbeiter und Rentner, die ihr Geld in Aktien ihres Unternehmens angelegt haben.

Nun rückt ein Vergleich näher. Der US-Staranwalt Ken Feinberg, der schon Entschädigungen für die Opfer des 11. September und der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko organisierte, scheint voran zu kommen. Klar ist bereits: Für Bayer wird es sehr teuer werden, von zehn Milliarden Dollar an Schadenersatz ist die Rede. Doch das haben die Anleger bereits eingepreist. Und ein Ende mit Schrecken ist für den Bayer-Konzern inzwischen wichtiger als ein Schrecken ohne Ende.

Zugleich erhöht sich damit der Einsatz auf Bayers Monsanto-Wette noch einmal kräftig. Wenn die Klagen abgeräumt sind, muss Konzernchef Werner Baumann zeigen, dass die Übernahme kein riskantes Glücksspiel war, sondern wirklich die industrielle Logik hat, die er stets beschrieben hat. Wenn in ein paar Jahren Bayers Arznei-Blockbuster wie Xarelto ihren Patentschutz verlieren, wird der Konzern froh über eine starke Agrarsparte sein.

Zugleich verkleinert der Milliarden-Vergleich den Spielraum, den Bayer für die Entwicklung neuer Pharma-Kassenschlager hat. Dabei wird der Konzern auch das brauchen, um auf Dauer auf zwei gleich starken Beinen zu stehen.

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