Sorge um Kurznachrichtendienst Twitter Elon Musk teilt auf Twitter Verschwörungstheorie zum Angriff auf Pelosis Ehemann

San Francisco · Der neue Besitzer der Online-Plattform Twitter teilt eine unbelegte Theorie zur Attacke auf Paul Pelosi mit seinen Followern. Nach einigen Stunden löschte Elon Musk den umstrittenen Tweet wieder.

Das Twitter-Logo am Hauptsitz des Unternehmens in San Francisco - nur drei Tage nach der Übernahme der Plattform durch Elon Musk verfestigen sich Sorgen über die Austrichtung des Onlinedienstes.

Das Twitter-Logo am Hauptsitz des Unternehmens in San Francisco - nur drei Tage nach der Übernahme der Plattform durch Elon Musk verfestigen sich Sorgen über die Austrichtung des Onlinedienstes.

Foto: AFP/CONSTANZA HEVIA

Knapp drei Tage nach dem Kauf der Online-Plattform Twitter hat Elon Musk den Sorgen von Kritikern zur Ausrichtung des Dienstes neue Nahrung gegeben. Der neue Besitzer des Kurnachrichtendienstes teilte mit seinen 112 Millionen Followern eine Verschwörungstheorie zum Überfall auf den Ehemann der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi. Zugleich richtete sich sein Tweet gegen Angehörige sexueller Minderheiten. Musk löschte seinen Tweet nach einigen Stunden wieder, nachdem er für viel Wirbel gesorgt hatte.

Pelosis 82-jähriger Ehemann war bei einem nächtlichen Angriff im Zuhause des Ehepaars im Bundesstaat Kalifornien von einem Mann mit einem Hammer niedergeschlagen worden. Paul Pelosi erlitt unter anderem einen Schädelbruch und Verletzungen am rechten Arm. US-Medien vermuteten am Wochenende, dass es der Einbrecher anderthalb Wochen vor den US-Kongresswahlen eigentlich auf Nancy Pelosi abgesehen hatte. Die Politikerin der Demokratischen Partei von Präsident Joe Biden ist Vorsitzende des Repräsentantenhauses.

Mit seinem umstrittenen Tweet antwortete Musk auf eine Botschaft der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton von den Demokraten, die einen Artikel über mutmaßliche Verbindungen des nach dem Angriff auf Paul Pelosi festgenommenen Verdächtigen zur rechtsextremen Szene weiterverbreitet hatte.

Musk verlinkte daraufhin mit einem anderen Artikel einer konservativen Publikation, der unbelegte Behauptungen über die Hintergründe des Angriffs auf den Pelosi-Ehemann aufstellte. Dazu schrieb der Milliardär zu der Attacke auf Paul Pelosi: „Es gibt eine winzige Möglichkeit, dass mehr hinter dieser Geschichte steckt, als offenkundig zu sein scheint.“ Einige Stunden später entfernte Musk dann die Botschaft. An derselben Stelle hieß es: „Dieser Tweet wurde vom Tweet-Autoren gelöscht.“

Der Vorfall dürfte die Diskussion um den Kurs von Twitter nach der Übernahme durch Musk befeuern. Der Unternehmer hat sich als radikaler Vertreter des Rechts auf Redefreiheit positioniert und Twitter in der Vergangenheit vorgeworfen, diese Freiheit einzuschränken. Dies hat Sorgen ausgelöst, dass sich unter Musk Extremisten und Verschwörungstheoretiker künftig ungestört auf Twitter austoben könnten. Als Reaktion auf solche Bedenken hatte Musk am Freitag angekündigt, Twitter werde „einen Rat zur Moderation von Inhalten mit sehr diversen Standpunkten gründen“.

Der Umgang des Onlinedienstes mit Hass-Botschaften wurde seit Freitag durch eine sogenannte Troll-Kampagne mit einer Flut verunglimpfender Botschaften auf die Probe gestellt. In den vergangenen 48 Stunden habe der Dienst „eine kleine Anzahl von Konten gesehen“, die Tweets „mit Verleumdungen und anderen abfälligen Ausdrücken“ enthalten hätten, teilte der Abteilungsleiter für Sicherheit und Integrität des Dienstes, Yoel Roth, am Sonntag mit.

„Fast alle“ dieser Konten seien unecht gewesen, fügte der Twitter-Manager hinzu. So sei ein verunglimpfendes Wort in 50.000 Tweets enthalten gewesen, die aber nur von 300 Konten versendet worden seien.Twitter habe Schritte eingeleitet, um „die an dieser Troll-Kampagne beteiligten Nutzer zu sperren“, erklärte Roth. Als Trolle werden Internetnutzer bezeichnet, die gezielt Online-Diskussionen stören und deren Atmosphäre vergiften.

Roth sagte, sich die Richtlinien des Kurzbotschaftendienstes hätten sich seit der Übernahme durch Musk nicht geändert. Hasserfülltes Verhalten habe dort keinen Platz. „Und wir ergreifen Maßnahmen, um organisierten Bemühungen Einhalt zu gebieten, wonach Menschen glauben könnten, das sei anders“, schrieb er auf Twitter.

Medien berichteten am Wochenende außerdem, Musk wolle mit der Verifikation von Nutzern Geld verdienen. Bisher bekommt man die Symbole mit einem Häkchen, die die Echtheit des Twitter-Profils garantieren, kostenlos. Sie stehen aber hauptsächlich Prominenten, Unternehmen, sowie Nutzern mit vielen Followern wie etwa Politiker oder Journalisten zur Verfügung. In der Nacht berichteten die Technologie-Blogs „Platformer“ und „The Verge“, dass die Verifikations-Häkchen künftig nur noch für Kunden des Abo-Angebots Twitter Blue verfügbar sein sollen. Es kostet aktuell 4,99 Dollar im Monat. Musk selbst schrieb bei Twitter lediglich, das Verfahren zur Verifikation werde derzeit überarbeitet.

(juju/AFP)
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