Milliardär pocht auf Kontendaten Elon Musk droht, Übernahme von Twitter abzublasen

New York · Der Tesla-Chef behauptet, er erhalte von Twitter nicht die nötigen Daten über falsche Nutzerkonten und sogenannte Spambots und schickt mit seiner Drohung die Twitter-Aktie weiter auf Talfahrt. So einfach wäre ein Ausstieg aus der Vereinbarung für ihn allerdings nicht.

Milliardär Elon Musk hat gedroht, die milliardenschwere Übernahme der Internet-Plattform Twitter abzublasen. Er warf dem Unternehmen am Montag vor, die von ihm geforderten Daten über falsche Nutzerkonten nicht bereitgestellt zu haben wie vereinbart. In einem Brief der Anwälte Musks an Twitter hieß es, er habe seit dem 9. Mai immer wieder nachgefragt, wie viele der 229 Millionen Nutzerkonten von Twitter falsch seien und für Spam verwendet werden, habe aber keine zufriedenstellende Antwort erhalten. Experten zufolge kann Musk die Vereinbarung nicht ohne weiteres einseitig kündigen. Ihm könnte dann eine Strafe von einer Milliarde Dollar drohen.

Musk hatte im April angeboten, das Internetunternehmen für 44 Milliarden Dollar zu kaufen und es von der Börse zu nehmen. Seither hat er aber immer wieder mit öffentlichen Aussagen Zweifel geschürt, ob er den Kauf auch wirklich durchziehen wird, und damit auch den Aktienkurs gedrückt. Twitter-Aktionäre haben deshalb bereits Klage gegen den Chef des Elektroautobauers Tesla eingereicht. Die Aktien des Unternehmens notierten am Montag mehr als 3 Prozent niedriger. Innerhalb eines Monats haben sie 23 Prozent an Wert verloren.

Musk suche offenbar nach einem Weg, sich aus der Vereinbarung herauszuwinden oder zumindest seine Verhandlungsposition zu verbessern, um einen besseren Preis zu erzielen, sagte der Jura-Professor Brian Quinn vom Boston College. Vor Gericht hätte er damit nach Ansicht des Juristen aber wohl keinen Erfolg. „Ich zweifle daran, dass ihm erlaubt werden würde, auszusteigen“, sagte Quinn. „Zu irgendeinem Zeitpunkt wird der Verwaltungsrat von Twitter es leid sein und ihn verklagen“, damit er sich an die Vereinbarung halte.

Twitter-Chef Parag Agrawal zufolge werden weniger als fünf Prozent der Nutzerkonten falschen Nutzern und Spambots zugerechnet, Musk geht aber von einer deutlich höheren Zahl aus. Für den Milliardär, einen der aktivsten Prominenten auf Twitter mit fast 100 Millionen Followern, sind die Spambots auch ein persönliches Problem. Sein Name und Bild erscheinen immer wieder bei falschen Twitter-Konten, mit denen es unter anderem auch zu Betrugsversuchen mit Kryptowährungen kommt.

Twitter habe lediglich Einzelheiten darüber offengelegt, wie es Nutzerkonten überprüfe, hieß es in dem Brief der Anwälte. Das laufe auf eine Weigerung hinaus, die geforderten Daten zu liefern. Twitter komme damit seinen Verpflichtungen aus der Übernahmevereinbarung nicht nach und Musk behalte sich alle daraus resultierenden Rechte vor, „darunter auch sein Recht, die Transaktion nicht durchzuführen, und sein Recht, die Übernahmevereinbarung zu kündigen“, hieß es in dem Schreiben. Twitter war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Offenbar war der Brief eine Reaktion auf ein Schreiben von Twitter vom 1. Juni, in dem das Unternehmen erklärte hatte, es sei nur verpflichtet, jene Daten offenzulegen, die zum Abschluss der Übernahme nötig seien.

(lha/dpa)
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