Tarifstreit Lufthansa einigt sich mit Piloten

Frankfurt · Die Lufthansa und die Piloten haben ihren Tarifkonflikt beigelegt. Beide Seiten haben eine entsprechende Schlichterempfehlung angenommen. Die 5400 Piloten bekommen mehr Geld. Die Flugbegleiter-Vereinigung Ufo spricht von einem "Super-GAU".

 Flugzeuge der Lufthansa stehen Ende November 2016 am Flughafen Düsseldorf.

Flugzeuge der Lufthansa stehen Ende November 2016 am Flughafen Düsseldorf.

Foto: dpa, fg fpt

Wie die Lufthansa mitteilte, erhalten die Piloten eine Vergütungserhöhung in vier Stufen in Höhe von insgesamt 8,7 Prozent. Zusätzlich gebe es eine Einmalzahlung im Gesamtvolumen von rund 30 Millionen Euro, was voraussichtlich einer Ausschüttung von 5000 bis 6000 Euro je Beschäftigten entspreche. Die Laufzeit der Vergütungstarifverträge gilt laut Lufthansa bis Ende 2019.

Der Tarifkonflikt läuft seit bereits seit 2012 — mit mittlerweile 14 Streiks, 500 Millionen Euro Kosten und ungezählten Verhandlungsrunden. Der bislang letzte Streik hatte Reisepläne von Lufthansa-Kunden Ende November durcheinander gebracht.

Formal ging es in der Mitte Januar begonnenen Schlichtung ausschließlich um die Gehälter der 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag für die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings fliegen. Pleugers Schlichterspruch musste sich folglich auf dieses Thema beschränken, Lufthansa und VC könnten auf dieser Grundlage einen Tarifvertrag abschließen oder den Vorschlag auch jeweils ablehnen. Andere Tarifthemen wurden ausgeklammert.

Schlichter Pleuger hatte seine Vorschläge vor knapp einer Woche vorgelegt, über Inhalte war Stillschweigen vereinbart worden.

Lufthansa hatte den Piloten zuvor über einen mehrjährigen Tarifzeitraum eine Einmalzahlung und 4,4 Prozent mehr Geld angeboten. Die VC hatte in fünf Jahresschritten mehr als 20 Prozent verlangt.

Kurz vor Ende des Schlichtungsverfahrens hatte Lufthansa die Piloten vor einem zu hohen Abschluss gewarnt. Zusätzliche Millionenkosten könnten dazu führen, dass Investitionen für neue Flugzeuge in andere Teilgesellschaften des Konzerns gelenkt würden, hatte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister gesagt. Die VC sah in den Äußerungen einen Einschüchterungsversuch gegen den Schlichter.

Der umstrittene Konzerntarifvertrag (KTV) sieht vor, dass Flugzeuge der Marke Lufthansa nahezu ausschließlich von Piloten geflogen werden dürfen, die nach dem KTV beschäftigt werden. Lufthansa sucht daher nach Wegen, Flugzeuge mit billigeren Piloten betreiben zu können.

Ufo bezeichnet Lufthansa-Einigung als "Super-GAU"

Die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (Ufo) hat die von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und der Lufthansa akzeptierte Schlichtungsvereinbarung scharf kritisiert. Ufo-Tarifvorstand Nicoley Baublies sagte unserer Redaktion: "Für uns sind die verkündeten Folgen des nun gefundenen Schlichterspruchs ein Super-GAU." Es gehe gerade völlig unter, dass dieser auch vorsehe, 40 Maschinen aus dem Konzerntarifvertrag herauszunehmen. "Da sind all unsere Befürchtungen wahr geworden: Lufthansa und die Piloten im Konzerntarifvertrag einigen sich auf keine Gesamtlösung und in Folge werden Arbeitsplätze andernorts gleich mit ausgelagert."

Das sei insofern frustrierend, als Ufo monatelang mit dem Management konstruktiv gerungen habe, sagte Baublies unserer Redaktion. "Trotz der von uns und Verdi akzeptierten Veränderungen läuft es jetzt auf Tarifflucht hinaus. Das ist ein Unding." Die Ufo hat Baublies zufolge zu den Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen bereits eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung beantragt. "Man muss inzwischen daran zweifeln, dass das Management seiner Verantwortung für die Gesamtbelegschaft überhaupt noch gerecht wird."

Der Ufo-Vertreter sagte, die Lufthansa solle sich klarmachen, dass sie durch diese Taktik nichts gewonnen habe: "Sie hat zwar jetzt das Thema Gehaltserhöhungen mit den Piloten ausverhandelt, aber zehn weitere Tarifverträge sind offen." Das heiße: Trotz langer Verhandlungen und Streiks sei rein gar nichts befriedet, so Baublies. "Die Piloten könnten jederzeit wieder auf die Straße gehen. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich nicht auf einen solchen Deal einlässt, der auch das Wohl anderer Beschäftigtengruppe gefährdet."

Die Einigung erhöhe jetzt den Druck auf die Schlichtung bei der Eurowings umso mehr. "Wir müssen schließlich mit einpreisen, dass womöglich weitere Arbeitsplätze zur Eurowings verschoben werden. Wenn die Lufthansa ihren Kurs fortsetzt, benötigen wir tatsächlich einen echten Flächentarifvertrag", so Baublies weiter.

(rent/REU)
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