Neubesetzung im Aufsichtsrat Eine Frau kontrolliert Thyssenkrupp

Essen · Martina Merz soll im Februar den Aufsichtsratsvorsitz von Thyssenkrupp übernehmen. Auf die Ex-Bosch-Managerin wartet eine Monsteraufgabe: die Teilung des Konzerns in ein Werkstoff- und ein Industriegüter-Unternehmen.

 Die Managerin Martina Merz.

Die Managerin Martina Merz.

Foto: dpa/Cicci Jonson

So kurz vor Weihnachten wetteifern die Kommunikationsabteilungen der großen deutschen Konzerne, wer den lustigsten Weihnachtsclip mit dem Führungspersonal für die Belegschaft produziert. Telekom-Chef Tim Höttges und Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter haben schon vorgelegt und fleißig Plätzchen gebacken. Nun springt die PR-Abteilung von Thyssenkrupp auf den Zug auf und lässt das Führungstrio Guido Kerkhoff, Oliver Burkhard und Donatus Kaufmann 160.000 Plätzchen für die Mitarbeiter backen. „Wenn wir mit diesem Tempo weitermachen“, witzelt Vorstandschef Kerkhoff mit Blick auf die geplante Konzernaufspaltung in einen Industriegüter-(Industrials) und einen Werkstoffteil (Materials), „haben wir die Teilung eher fertig.“

Der „Split“, wie das Projekt intern genannt wird, ist die große Herausforderung für die kommenden Jahre. Besonders für Martina Merz. Die Managerin ist erst Anfang des Monats per Gerichtsentscheidung für den Aufsichtsrat bestellt worden. Nun soll sie bei der Hauptversammlung im Februar zur Vorsitzenden des Gremiums aufsteigen.

Merz gilt als „integrierende Kraft“, wie es in Aufsichtsratskreisen heißt. Sprich: Sie genießt sowohl das vertrauen der Großinvestoren wie Cevian, kommt aber zugleich mit dem selbstbewussten Arbeitnehmerflügel zurecht. Angesichts der von Kerkhoff bereits angekündigten Sparmaßnahmen, der Milliarden-Belastungen durch den Split und der schwierigen Fusion der Stahlsparte mit der des indischen Konzerns Tata ist die eine solch moderierende Funktion auch bitter nötig.

Merz gehört zur Gattung der Multi-Aufsichtsräte. Neben ihrem neuen Engagement bei Thyssenkrupp ist sie in fünf weiteren Aufsichtsräten tätig: beim schwedischen Autobauer Volvo, der Lufthansa, dem Lkw-Zulieferer SAF Holland, dem Stahlkonzern Bekaert und dem Baustoffhersteller Imerys.

Merz stammt aus dem Schwäbischen. Ihre Karriere begann sie beim Technologie-Riesen Bosch, wo sie ein duales Studium Maschinenbau absolvierte.

Eigentlich hätte die Neubesetzung des Postens noch Zeit gehabt. Mit dem Wirtschaftsprofessor Bernhard Pellens war im September nach langer ergebnisloser Suche ein Nachfolger für den überraschend zurückgetretenen Chefkontrolleur Ulrich Lehner gefunden worden. Doch Pellens wollte seinen Posten als Vorsitzender des Prüfungsausschusses nicht aufgeben. Eine Doppelfunktion auf Dauer hätte gegen den Kodex guter Unternehmensführung (Corporate Governance) verstoßen.

Merz ist nicht das einzige neue Gesicht im Aufsichtsrat. Der frühere Evonik-Finanzvorstand Wolfgang Colberg rückt ebenfalls in das Gremium auf. Er ersetzt den früheren Telekom-Chef René Obermann, der gegen die Stahlfusion gestimmt hatte – wohl insbesondere aus Bedenken gegen mögliche Umweltrisiken am walisischen Tata-Standort Port Talbot – und wenig später sein Amt zur Verfügung stellte. Colberg, studierter Betriebswirt und Wirtschaftsinformatiker, ist seit 2013 Partner beim Investor CVC Capital Partners in Frankfurt. Der Manager genoss in seiner Zeit beim Essener Chemiekonzern Evonik einen guten Ruf, er habe das Unternehmen gut durch die Finanzkrise gebracht und den erfolgreichen Börsengang wesentlich vorbereitet, heißt es.

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