Eon verkauft Thüga für drei Milliarden Euro Ein neuer Energieriese entsteht

Düsseldorf (RP). Jahrelang kauften Energiekonzerne sich bei deutschen Stadtwerken ein. Nun geht die Reise rückwärts. Immer mehr Kommunen kaufen ihre Versorger wieder zurück. Der spektakulärste Deal wurde am Mittwoch verkündet: Ein Konsortium von Stadtwerken bezahlt Eon drei Milliarden Euro und bekommt dafür die Thüga-Gruppe.

Die Thüga hat 3,5 Millionen Stromkunden und ist auch an den Stadtwerken Remscheid und Neuss beteiligt. Die Stadtwerke Duisburg, zu 20 Prozent im Besitz der Thüga, werden nicht mitverkauft. Der Thüga-Anteil geht direkt an Eon Ruhrgas.

Mit dem Verkauf will Eon Auflagen des Kartellamtes erfüllen und mehr für den Wettbewerb tun. Der sei in Deutschland aber ohnehin sehr stark, erklärte Eon-Chef Wulf Bernotat gestern bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Das drücke ebenso die Preise wie die Wirtschaftskrise. Die bekommt vor allem die Erdgas-Tochter Ruhrgas zu spüren.

Bei Thüga übernehmen den Angaben zufolge die Stadtwerke Hannover, die Frankfurter Mainova und die Nürnberger N-Ergie jeweils 20,75 Prozent der Anteile. Die Gruppe Kom9 von 46 weiteren kommunalen Versorgungsunternehmen soll 37,75 Prozent erhalten. Sofern das Bundeskartellamt zustimmt, entsteht damit der fünftgrößte unabhängige Energie- und Wasserversorger nach E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall.

Rückläufiger Strom- und Gasabsatz

Der Gasabsatz an Industriekunden und Stadtwerken ist im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent eingebrochen. Der Ruhrgas-Gewinn ging um 36 Prozent zurück.

Der Konzern insgesamt kommt wegen guter Geschäfte in Russland, Italien, Spanien, Frankreich und mit erneuerbaren Energien jedoch gut durch die Krise. Eon steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund 1,3 Milliarden auf 42,5 Milliarden Euro. Der Gewinn (bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern) lag mit 5,7 Milliarden Euro ein Prozent unter Vorjahresniveau. Analysten hatten viel schlechtere Zahlen erwartet.

Die Börse freute sich besonders, dass Eon die Gewinnprognose für das Gesamtjahr leicht anhob. Der bereinigte Konzernüberschuss soll nun nur noch um fünf bis zehn Prozent sinken. Bislang hatte Eon ein Minus von zehn Prozent einkalkuliert. Die Eon-Aktie legte über vier Prozent zu und zählte damit zu den größten Gewinnern im Dax.

Zu der für Mai angekündigten Stabübergabe an Johannes Zeyssen sagte Bernotat: "Ich werde mich auch in den nächsten neun Monaten mit meiner ganzen Kraft bei Eon einbringen." Bis dahin bleibe es bei der Aufgaben-Teilung zwischen ihm und Teyssen.

(RP/mit Agenturen)
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