Drittgrößtes Mobilfunkunternehmen E-Plus droht der Verkauf

Düsseldorf · Für Deutschlands drittgrößten Mobilfunker prüft der Mutterkonzern KPN "die strategischen Optionen", wurde am Freitag verkündet. Das Düsseldorfer Unternehmen mit 4500 Mitarbeitern könnte theoretisch an O2 aus München abgegeben werden. Ökonomen warnen vor steigenden Preisen.

Einem der größten Unternehmen Düsseldorfs droht der Verkauf. Der holländische Telefonkonzern KPN erkärte gestern, er prüfe für E-Plus mit seinen 4500 Mitarbeitern und 23 Millionen Kunden "die strategischen Optionen". Damit wird eindeutig auch ein Verkauf nicht ausgeschlossen — und der wahrscheinlichste Käufer steht an sich schon fest: O2 aus München. Rene Schuster, Vorstandschef des viertgrößten Mobilfunkers Deutschlands, hat in der Vergangenheit immer wieder erklärt, er könne sich einen Zusammenschluss gut vorstellen.

Tatsächlich handelt es sich um eine mögliche Fusion, bei der beiden das Wasser bis zum Hals steht: KPN überprüft neue Optionen für die entscheidende Auslandstochter E-Plus nur, weil KPN die Übernahme droht. Der Mexikaner Carlos Slim, drittreichster Mann der Welt und Inhaber eines der größten Telefonkonzernes der Welt in Lateinamerika, hat angekündigt, 28 Prozent an KPN für den Preis von acht Euro je Aktie zu übernehmen. Weil es keinen anderen Großaktionär gibt, hätte Carlos Slim dann das Sagen. Dies will KPN verhindern, muss dafür aber den Firmenwert irgendwie hochtreiben — was bisher nicht gelingt.

Aber auch die Münchener handeln keineswegs aus einer Position der Stärke. Ihr Mutterkonzern Telefonica will sie zu einem großen Teil an die Börse bringen, um seinen gigantischen Schuldenberg von mehr als 50 Milliarden Euro abzutragen. Spaniens wichtigstes Unternehmen leidet massiv unter der Euro-Krise, weil das Geschäft im Inland einbricht und weil der Konzern zunehmend hohe Zinsen für seine Kredite zahlen muss.

Was wird nun passieren? Hätte KPN E-Plus vor zwei Jahren zum Verkauf angeboten, hätten O2/Telefonica sofort zugeschlagen. Denn auch einen relativ hohen Kaufpreis hätten sie auf Dauer über sogenannte "Synergieeffekte" wieder reingeholt: Man könnte die Netze zusammenlegen, man würde im Vertrieb sparen, und man könnte die Preise hochdrücken: Bisher sind E-Plus und O2 die entscheidenden Anbieter mit Discounttarifen in Deutschland, doch ohne gegenseitigen Wettbewerb muss man nicht mehr so aggressiv vorgehen.

Falls E-Plus wirklich verkauft würde, wäre klar, dass sowohl Bundesnetzagentur wie das Bundeskartellamt sich eine Fusion der Nummer Drei und Vier im deutschen Mobilfunk sehr genau anschauen würden. "Das würde den Wettbewerb deutlich in seiner Intensität senken", warnt gegenüber unserer Zeitung Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Essen-Duisburg und einer der renommiertesten High-Tech-Experten Deutschlands. Denn in allen Ländern mit nur drei Mobilfunkanbietern wären die Preise eher hoch. "Unsere Begeisterungs hielte sich sehr in Grenzen", erklärt ein leitender Mitarbeiter der Bundesnetzagentur unter der Hand.

Offiziell spielte Telefonica gestern das Interesse an E-Plus herunter. Das sollte man aber nicht zu ernst nehmen: Das kann auch Teil der Taktik sein, um den Kaufpreis zu senken.

(RP/nbe)
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