Elektroauto-Start-up aus Aachen e.Go stellt Produktion vorerst ein

Aachen · Das Coronavirus trifft den Elektroauto-Hersteller hart. Rund 130 Mitarbeiter gehen daher in Kurzarbeit – und der Chef denkt bereits über die Beantragung von Staatshilfe nach.

 Günther Schuh, Gründer der e.GO Mobile AG, steigt im Juni 2019 aus einem der von ihm entwickelten Elektroautos.   Foto: O. Berg/dpa

Günther Schuh, Gründer der e.GO Mobile AG, steigt im Juni 2019 aus einem der von ihm entwickelten Elektroautos. Foto: O. Berg/dpa

Foto: picture alliance/dpa/Oliver Berg

Die Ausbreitung des Coronavirus verschärft die Situation beim Aachener Elektroauto-Hersteller e.Go Mobile. Ab Montag soll die Produktion gestoppt werden, wie es danach weitergeht, ist bislang unklar. „Die Maßnahmen treffen uns in einer empfindlichen Phase. Wahrscheinlich brauchen wir Hilfe von Bund oder Land, um die Corona-Krise auch noch zu überstehen“, sagt Firmenchef Günther Schuh.

Die Produktion in dem Werk in Aachen Rothe Erde soll zunächst für vier Wochen eingestellt werden. In den betroffenen Bereichen soll Kurzarbeit angemeldet werden. Dies betrifft offenbar rund 130 der 500 Mitarbeiter. Zuvor hatten auch die großen deutschen Autohersteller Volkswagen, Daimler und BMW angekündigt, die Produktion in ihren deutschen und teilweise auch in ausländischen Werken wegen der Ausbreitung des Virus zu stoppen.

„Ich hoffe, dass wir nach Ostern wieder starten können“

„Dienstag habe ich den Mitarbeitern noch gesagt, dass wir weiter produzieren. Doch momentan ändern sich die Rahmenbedingungen ja täglich“, sagt Günther Schuh. Man wäre in dem Industriegebiet in Aachen das einzige Unternehmen gewesen, bei dem noch gearbeitet worden wäre. Doch spätestens als die großen Hersteller angekündigt hätten, ihre Produktion zu stoppen, sei klar gewesen, dass man bald keine Teile mehr von den Zulieferern bekommen würde. „Daher habe ich dann doch die Reißleine gezogen, zumal die Mitarbeiter natürlich auch Sorgen haben“, sagt Schuh: „Ich hoffe, dass wir nach Ostern wieder starten können.“

Das Coronavirus ist allerdings nicht das einzige Problem in Aachen. Das Unternehmen steckte bereits vor der Ausbreitung in Schwierigkeiten. 2019 wurden nur 171 Fahrzeuge zugelassen, während rund 50 Millionen Euro Verlust anfielen. Die Investoren stützten e.Go mit einem Brückenkredit, bis Ende März müssen die 102 Millionen Euro eigentlich zurückgezahlt werden.

150 Fahrzeuge kann e.Go noch ausliefern – dann ist erstmal Schluss

Mit 132 Neuzulassungen hat e.Go im Januar und Februar zwar bereits fast so viele Fahrzeuge zugelassen wie im gesamten Vorjahr, mit einem Marktanteil von 0,8 Prozent ist das Unternehmen im Markt aber weiterhin kaum sichtbar. „e.Go ist auch in den ersten beiden Monaten kaum vom Fleck gekommen“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Auto-Experte der Schweizer Universität St. Gallen. „Das Jahr ist schlecht angelaufen“, räumt auch Schuh ein: „Aber bis Freitag lief es dann eigentlich sehr gut.“ 150 verkaufte Fahrzeuge kann e.Go in den kommenden Wochen noch ausliefern, dann wäre erstmal Schluss.

Finanzielle Entlastung soll eigentlich ein Joint-Venture in China bringen. Im Januar sagte Schuh, der Vertrag sei unterzeichnet. Doch auch dort hakt es – laut Günther Schuh wegen des Coronavirus: „Wir haben Verzug in den Beschlüssen, sowohl was die Behörden angeht als auch den chinesischen Joint-Venture-Partner angeht. Dass in China alles wieder normal läuft, kann ich von meinen Geschäftskontakten nicht bestätigen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort