Billig-Airline Play fliegt ab Juni von Düsseldorf Für 325 Euro nach New York und zurück

Düsseldorf · Ab dem 8. Juni bietet die Billig-Airline Play Flüge von Düsseldorf nach Island und in die USA an. Tickets sollen bereits für wenig Geld erhältlich sein. Dafür müssen Reisende aber auch auf einiges verzichten. Wir verraten Ihnen, auf was Sie sich einstellen müssen.

 Die Airline fliegt mit modernen Flugzeugen des Typs A 320 Neo (Symbolbild).

Die Airline fliegt mit modernen Flugzeugen des Typs A 320 Neo (Symbolbild).

Foto: Lukas Nitschke / flyingwithlukas

Am Berliner Himmel fallen sie bereits auf, in Düsseldorf sind sie ab dem 8. Juni zu sehen: Die knallroten Flugzeuge des Typs Airbus A 320 Neo der Fluggesellschaft Play. Die Airline mit Sitz in der isländischen Stadt Hafnarfjörður, die 2019 gegründet wurde, will Passagiere dann für wenige Hundert Euro dreimal wöchentlich – dienstags, donnerstags und samstags – bis zum 28. Oktober nach Island befördern. Von dort aus haben Passagiere dann die Möglichkeit, nach Baltimore, Boston, New York oder Washington D.C. weiterzufliegen.

Ab dem 22. Juni soll es auch eine Verbindung nach Toronto geben, wie ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens auf Anfrage schreibt. Einen Direktflug nach Nordamerika gibt es allerdings nicht, Passagiere müssen immer über Island reisen. Einfache Flüge nach Reykjavík-Keflavík gibt es bereits ab etwa 100 Euro pro Person, ein Hin- und Rückflug von Düsseldorf nach New York kann bereits ab 325 Euro gebucht werden.

Doch wie rentiert sich das für die Fluggesellschaft, die aus der damals insolvent gegangenen Billig-Airline Wow Air hervorgegangen ist? Auf Anfrage unserer Redaktion schreibt Birgir Jónsson, Geschäftsführer von Play: „Der Grund für unsere günstigen Flugpreise ist folgender: Play bietet Transatlantikflüge zwischen Europa und den USA an, mit Island als zentralem Knotenpunkt. Durch unseren Hub in Island können wir zwischen Europa und USA Schmalrumpfflugzeuge einsetzen, was besonders treibstoff- und kosteneffizient ist.“ So wurden 2022 insgesamt 789.151 Passagiere auf mehr als 5400 Flügen befördert.

Einer, der bereits persönliche Erfahrungen mit der Fluggesellschaft gemacht hat, ist Lukas Nitschke. Der 23-Jährige ist Reiseblogger und kommt aus Berlin. Er hat bereits 26 Länder bereist und dabei immer wieder verschiedene Airlines ausprobiert.

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Mit Play ist er im September 2022 von New York über Island nach Berlin geflogen. Seine Reise begann allerdings nicht am John F. Kennedy-Flughafen, dem größten Verkehrsflughafen in New York, sondern am Stewart International Airport, da Play nur diesen anfliegt. Dieser befindet sich etwa 130 Kilometer nördlich von Manhattan, ein Bus bringt die Passagiere zum Hauptflughafen.

Für den Flug nach Reykjavík-Keflavík hat Nitschke insgesamt 177 Euro inklusive Sitzplatzreservierung, zusätzlicher Buchung eines Handgepäckstücks und einer Reiseversicherung bezahlt. An Board kamen noch einmal 13 Euro für eine Speise und ein Getränk hinzu, die nur kostenpflichtig angeboten werden. Die Auswahl des Menüs beschränkt sich auf Getränke, einige Snacks, Süßigkeiten, Sandwiches und sogenannte „schnelle Bissen“.

Bei vielen der Speisen wird auch eine vegetarische oder eine vegane Option angeboten. Dennoch war Nitschke von dem Angebot enttäuscht: „Billigairlines verdienen eigentlich viel Geld mit dem Service, bei Play gab es aber kaum etwas.“

Was den 23-Jährigen allerdings überzeugt hat, war die Beinfreiheit zwischen manchen der Sitze – er ist 1,85 Meter groß –, und der schnelle Check-in. Play verlangt dazu allerdings, dass sich die Passagiere vor dem Flug online einchecken, dies funktioniert allerdings nur über einen Browser und nicht über eine App, wie bei klassischen Fluggesellschaften. Auch muss dazu ein Profil über Play erstellt werden, was Nitschke laut eigener Aussage „ziemlich nervig fand“.

Für diejenigen, die so wie Nitschke öfter fliegen und dennoch das Klima schützen wollen, bietet Play an, seinen Flug durch CO2-Kompensation freizukaufen. Dazu kann der Passagier zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen: Entweder kann der Passagier Bäume pflanzen lassen, also Aufforstung unterstützen. So soll das CO2, das beim Flug freigesetzt wird, an anderer Stelle wieder eingespart werden. Oder er lässt durch natürliche, technische und hybride Methoden CO2 entfernen. Eine dritte Option ist, CO2 dauerhaft entfernen lassen, indem hybride und technische Methoden wie Biokohle, Bio-Öl und blauer Kohlenstoff eingesetzt werden. Letzteres soll laut Play den größten Einfluss aufs Klima haben.

Jürgen Schmude, Professor im Ruhestand für Tourismuswirtschaft, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Unternehmensverantwortung in München, hält davon nichts. „Die Kompensation von Flügen kann man durchaus kritisch und kontrovers beurteilen zwischen ‚modernem Ablass‘ und ‚besser als nichts tun’. Vernünftiger wäre es jedoch, sein eigenes Flugverhalten kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls auf einige (Kurz-)Flugreisen zu verzichten, seltener Langstreckenflüge zu unternehmen oder die Aufenthaltsdauer im Zielgebiet von Flugreisen zu verlängern“, schreibt er per Mail an unsere Redaktion.

Der Sprecher des Düsseldorfer Flughafens schreibt zum Thema Klimaschutz beim Fliegen: „Der Klimawandel verändert den Luftverkehr und erfordert, dass wir zum Schutz unserer Umwelt innovativ denken und neue Wege gehen. Der Düsseldorfer Airport tut dies seit vielen Jahren. Er ist auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Flughafen. Wir werden bis 2030 unsere CO2-Emissionen um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 2010 senken. Dieses Ziel ist bereits jetzt fast erreicht. Spätestens 2035 wollen wir CO2-neutral sein.“

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