Bauern unzufrieden Dürre verdirbt erneut die Ernte

Berlin/Düsseldorf · Wegen der Corona-Krise waren auf manchen Höfen Saisonkräfte knapp. Doch das größere Problem ist das Wetter, auch in Nordrhein-Westfalen. Nun fordern die Bauern eine Klimaversicherung, die der Steuerzahler fördern soll.

 Ein Traktor fährt mit einem Krautschläger über ein abgeerntetes Kartoffelfeld. (Archiv)

Ein Traktor fährt mit einem Krautschläger über ein abgeerntetes Kartoffelfeld. (Archiv)

Foto: ZB/Soeren Stache

Viele Bauern in Deutschland müssen ein drittes Jahr in Folge mit einer mäßigen Ernte leben. Vor allem das Wetter habe den Landwirten in vielen Regionen zu schaffen gemacht, erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Die Corona-Krise bringe auch Probleme, etwa bei der Beschäftigung von Erntehelfern. Die Auswirkung der Pandemie auf die Erntebilanz sei aber gering. Schon der nasse Herbst 2019 habe die Aussaat von Wintergetreide schwierig gemacht, sagte Rukwied. Aber vor allem die lange Trockenzeit ab März, die in manchen Gegenden bis Juni angehalten habe, sei der Hauptgrund für die maue Ernte.

Beim wichtigen Getreide Winterweizen erwarte auch die EU insgesamt eine geringere Ernte als im Vorjahr. Weltweit liege aber die Erzeugung über dem Verbrauch. Beim Mais decke die Produktion etwa den Verbrauch. Die Versorgungslage sei also gut.

Rukwied lenkte den Blick auf die Folgen der Erderwärmung: „Was wir als Landwirte feststellen müssen: Der Klimawandel manifestiert sich. Wir dreschen deutlich früher, wir haben nicht mehr die Stabilität der Ernteerträge, die wir vor zehn Jahren noch hatten.“ Auch die regionalen Unterschiede würden stärker. Selbst innerhalb einer Gemeinde sei es vorgekommen, dass Erträge um bis zu 40 Prozent schwankten.

Nun fordern die Bauern eine neue Versicherung – eine freiwillige sogenannte Mehrgefahrenversicherung, mit der sie sich gegen die steigenden Risiken absichern können. Dazu brauchen sie Hilfe vom Staat, wie Rukwied sagte: Jährlich 400 Millionen bis 500 Millionen Euro Anschubfinanzierung für mindestens drei Jahre von Bund und Ländern. Das Bundeslandwirtschaftsministerium reagierte zurückhaltend. „Die Landwirte sind in der Pflicht, selbst Risikomanagement gegen Wetterextreme zu betreiben, etwa durch Anpassung ihrer Wirtschaftsweisen, sie sind Unternehmer“, teilte eine Sprecherin mit. Eine solche Versicherung über das Programm Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur zu fördern, wie der Bauernverband es vorschlägt, halte man für „schwierig“. Das sei „vorrangig Aufgabe der Länder“.

Der Anteil der Corona-Krise an dem durchwachsenen Jahr ist aus Sicht des Bauernverbands klein. Probleme gab es etwa bei Kartoffeln, weil die Gastronomie dicht war und der Absatz von Pommes Frites einbrach. Dass es gelungen sei, 40.000 Saison-Arbeitskräfte aus dem Ausland einreisen zu lassen, habe Engpässe vermieden, sagte Rukwied. Die Hygienevorschriften umzusetzen, bleibe aber eine Herausforderung und bedeute höhere Kosten für die Landwirte.

Die Bauern in Nordrhein-Westfalen müssen aufgrund der Trockenheit in diesem Jahr mit ähnlichen Ernteeinbußen wie ihre Kollegen in ganz Deutschland rechnen, teilt der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) mit. Der RLV rechnet damit, dass die Ernte im Rheinland etwa fünf Prozent unter dem Durschnitt liegt. „Es ist mit lokal unterschiedlichen Ernteerträgen zu rechnen, da vor allem die Niederschläge während der Trockenperiode von März bis Juli stark unterschiedlich ausfielen“, sagte die RLV-Sprecherin. So seien besonders die Wiesen und Weiden am Niederrhein sehr trocken und speicherten Wasser schlechter.

„Wir hoffen nach einem herausfordernden Frühjahr weiter auf Niederschläge, insbesondere für die Kulturen Mais, Kartoffeln, Grünland und Zuckerrüben“, so die Sprecherin. Es sei weiter zu spüren, dass es in den vergangenen Jahren seltener und weniger geregnet hat. Tief liegende Bodenschichten seien deshalb vielerorts trockener als üblich.

(dpa/luh)
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