Ermittlungsverfahren gegen HSH Nordbank-Chef Druck auf Nonnenmacher wächst

Hamburg (RPO). Der Druck auf den Vorstandschef der staatlichen HSH Nordbank, Dirk Nonnenmacher, hat sich zu Wochenbeginn nochmals erhöht: Der Hamburger Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) nannte den Manager erstmals eine "Belastung". Am Freitag hatte die Bank eingeräumt, dass ein von ihr beauftragtes Detektivunternehmen in mindestens einem Fall eine politische Veranstaltung von Kritikern der Bank ausgespäht hat. Gegen Nonnenmacher laufen außerdem Ermittlungsverfahren.

 Dem Chef der HSH Nordbank Nonnenmacher wurde von Ministerpräsident Carstensen der Verzicht auf Bonuszahlungen nahe gelegt.

Dem Chef der HSH Nordbank Nonnenmacher wurde von Ministerpräsident Carstensen der Verzicht auf Bonuszahlungen nahe gelegt.

Foto: ddp

In einen Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" sagte Frigge, die Sanierung der verlustträchtigen Bank komme zwar besser als erwartet voran. "Ob die Belastung, die Herr Nonnenmacher aus anderen Gründen für die Bank darstellt, schwerer wiegt als die Problematik, einen Nachfolger für ihn zu finden, muss sorgfältig abgewogen werden", sagte Frigge weiter. Die Eigentümer bereiten sich laut Frigge "auf den Fall vor, dass es Beweise für die Vorwürfe gegen Herrn Nonnenmacher gibt".

Die HSH Nordbank hatte am Freitag im Zusammenhang mit der sogenannten Spitzelaffäre eingeräumt, dass die Sicherheitsfirma Prevent eine Diskussionsveranstaltung mit dem HSH-Kritiker und früheren Kieler Wirtschaftsminister Werner Marnette im Jahr 2009 besucht hatte. Allerdings sei Prevent "in keinerlei Weise beauftragt worden, Personen zu überwachen, schon gar nicht Vertreter aus Politik und Medien, bzw. der Anteilseigner", erklärte die Bank.

Auslöser der HSH-Erklärung waren Berichte, wonach Prevent Politiker und Kritiker bespitzelt oder bei Auftritten beobachtet haben soll. Die Landesregierung von Schleswig-Holstein setzte dem Institut daraufhin ein Ultimatum zur Beantwortung entsprechender Fragen. Hamburg und Schleswig-Holstein sind die Haupteigner der HSH Nordbank.

Außerdem stehen Vorwürfe im Raum, wonach die HSH Nordbank zwei Topmanager mit fingierten Beweisen aus ihren Jobs drängen wollte. Einem Vorstand soll ein fingierter Geheimnisverrat untergeschoben worden sein, einem Topmanger in New York sogar Kontakte zur Kinderpornoszene. Staatsanwälte ermitteln in den Fällen.

Noch ein Ultimatum

Eine Bewertung der HSH-Erklärung durch die Anteilseigner steht noch aus. Ein Sprecher des Hamburger Senators Frigge erklärte, der Politiker wolle sich dazu nicht äußern. Der Sprecher bestätigte aber, dass die Anteilseigner sich auf den Fall eines Abgangs von Nonnenmacher vorbereiten. "Alles andere wäre fahrlässig", sagte Sprecher Daniel Stricker.

Am Dienstag läuft außerdem ein Ultimatum der in Hamburg mitregierenden Grünen gegen Nonnenmacher ab: Der Fraktionsvorsitzende Jens Kerstan hatte wegen der Bespitzelungsvorwürfe erklärt, entweder es gebe bis Dienstag "ein glasklares Dementi zu den aktuellen Vorwürfen oder Nonnenmacher muss gehen".

Der HSH-Aufsichtsrat unter Leitung des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Hilmar Kopper unterstützt Nonnenmacher nach wie vor. Er habe "kein schuldhaftes Verhalten von Mitarbeitern und Vorstandsvorsitzendem feststellen" können, hieß es noch in der vergangenen Woche in einer Mitteilung des Aufsichtsrats.

(apd/felt)
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