Milliardär will Curevac-Impfstoff für alle Hopp, Hopp, Hurra

Sinsheim · In vielen Bundesliga-Stadien wurde SAP-Gründer Dietmar Hopp zuletzt massiv beleidigt. Er galt als Symbol des Kapitalismus im Fußball. Nun forscht eine seiner Firmen an einem Corona-Impfstoff – und Hopp gilt als Held.

 Nach den Beleidigungen durch Bayern-Fans bedanken sich Dietmar Hopp (links) und Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge bei den Hoffenheim-Fans.

Nach den Beleidigungen durch Bayern-Fans bedanken sich Dietmar Hopp (links) und Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge bei den Hoffenheim-Fans.

Foto: dpa/Revierfoto

Vielleicht kann man es auf diesen Nenner bringen: Dietmar Hopp ist jemand, der nicht einknickt, wenn er von etwas überzeugt ist. Nicht vor den Fans in gegnerischen Kurven, die ihn bei Bundesliga-Spielen als „Hurensohn“ bezeichnen und die er deswegen anzeigt. Und auch nicht vor US-Präsident Donald Trump, der einem deutschen Unternehmen, an dem Hopp die Mehrheit hält, viel Geld geboten haben soll, wenn dieses einen Wirkstoff gegen das Coronavirus ausschließlich für Amerikaner entwickelt. „Wenn es uns gelingt, einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, soll dieser Menschen solidarisch auf der ganzen Welt erreichen“, erklärte Hopp.

Hurensohn und Held – das ist die Spanne, in der sich der Milliardär in den vergangenen Wochen bewegt hat. Es ist eine weitere Wendung in der langen Karriere des 79-Jährigen, die wenig spektakulär mit einem Studium in Karlsruhe begann. Hopp studierte hier Informatik und fing anschließend beim IT-Riesen IBM an, bevor er sich 1972 gemeinsam mit vier Kollegen selbstständig machte. Sie gründeten eine Firma namens „Systemanalyse und Programmentwicklung“, kurz: SAP.

Der Software-Anbieter ist heute mit rund 114 Milliarden Euro Börsenwert das wertvollste deutsche Unternehmen – und, was wenig schmeichelhaft für die deutsche Wirtschaft ist – das letzte hiesige Start-up, dass es in die globale Spitze geschafft hat.

Hopp ist dank dieses Erfolgs reich geworden. Das „Manager Magazin“ führte ihn zuletzt auf seiner Liste der reichsten Deutschen auf Platz 16, geschätztes Vermögen: 8,1 Milliarden Euro. Sein Geld investierte er schon früh in soziale Projekte, in die Förderung seiner Heimatregion – und immer wieder in den Sport.

Dennoch gilt Hopp vielen Fans als eines der bösen Gesichter des Kapitalismus, weil er seinen Heimatverein, die TSG 1899 Hoffenheim (das mit der langen Vereinshistorie sollte man nicht überbewerten) mit viel Geld, aber noch mehr Konzept innerhalb kürzester Zeit in die Bundesliga gehievt hatte.

Vielen Traditionalisten ist das natürlich ein Graus – auch beim FC Bayern. Und so war es zuletzt Ende Februar die 77. Minute der Partie Hoffenheim gegen den Bayern, als Fans des Rekordmeisters beim Stand von 0:6 ein Transparent mit Schmähungen hoben und für ein Novum in der Bundesliga-Geschichte sorgten. Denn die Spieler stellten daraufhin den Spielbetrieb ein. Es sollte ein Zeichen der Solidarität mit Hopp sein, der für einen Streit der Fans mit dem Deutschen Fußball-Bund als Symbol herhalten muss. Seitdem hatte es sich zu einem regelrechten Sport der Ultra-Fans entwickelt, sich an Hopp abzuarbeiten – oder besser gesagt: Seinen Namen oder sein Konterfei zu nutzen, um gegen das System zu protestieren.

Vorbei. Die Stadien sind leer, der Ball rollt nicht mehr. In der Krise zählen andere Dinge. Und so erfährt Hopp, wie schnell sich das Bild in Teilen der Öffentlichkeit wieder drehen kann. Ein anderer Milliardär kann davon ebenfalls ein Lied singen – Microsoft-Gründer Bill Gates. Auch er war lange umstritten, doch seit er sich beim Software-Konzern aus der operativen Verantwortung zurückgezogen hat, hat sich das gebessert. Zufall oder nicht: Mit der Bill & Melinda Gates-Stiftung hat er ebenfalls in Curevac investiert, jenes Unternehmen, das den Impfstoff entwickeln soll.

Auf ein Angebot des US-Präsidenten dürfte Gates wohl ähnlich reagieren wie Hopp. Als Curevac 2018 weiteres Geld von der Stiftung bekam, um Impfstoffe gegen Malaria und Influenza zu entwickeln, verständigt man sich darauf, alle Produkte, die mit Hilfe der Gates-Gelder entstehen würden, zu einem angemessenen Preis für Entwicklungsländer zugänglich zu machen. Aus Solidarität.

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