Dienstleister unter Druck Zustellungen an der Haustür sollen teurer werden

Berlin · Das Geschäft mit Paketsendungen boomt, die Branche aber ist mächtig unter Druck. Schwierige Zustellungen treiben die Kosten. Deshalb wollen sich einige Anbieter Zustellungen an der Haustür künftig bezahlen lassen.

 Die Haustürzustellungen sind so teuer, dass einzelne Paketdienste Zuschläge erwägen.

Die Haustürzustellungen sind so teuer, dass einzelne Paketdienste Zuschläge erwägen.

Foto: dpa/Malte Christians

Wer sich Schuhe, Haushaltsgeräte und Bücher gerne nach Hause schicken lässt, könnte künftig tiefer in die Tasche greifen müssen. Die großen Paketdienste DPD und Hermes erwägen, künftig grundsätzlich für Lieferungen bis zur Haustür einen Preisaufschlag zu kassieren. Teilweise existieren solche Zuschläge schon.

Die Post mit ihrem Dienstleister DHL setzt dagegen auf steigende Paketpreise insgesamt, um die höheren Kosten auch für die Haustürzustellung auszugleichen. Der Marktführer schließt zwar aus, Aufschläge für die Heimzustellung zu verlangen, aber die Kunden werden gedrängt, Pakete über  Paketstationen, am Arbeitsplatz oder auch im Kofferraum ihres Autos anzunehmen. „Die teuerste Zustellung für uns ist eine gescheiterte Zustellung, weil sie wiederholt werden muss“, sagt Vorstandschef Frank Appel. Er kündigte soeben an, 5000 neue Mitarbeiter für die Zustellung anzuheuern.

Der Bonner Konzern verhandelt zudem mit vielen großen Versandhändlern darüber, dass diese Zuschläge zahlen sollen, wenn sie zu Weihnachten oder zu anderen besonderen Terminen ungewöhnlich große Paketmengen transportieren lassen. Auch Hermes und GLS haben solche Aufschläge schon bei ihren Großkunden angekündigt. „Das sind knallharte Verhandlungen“, sagt der Essener Unternehmensberater Detlef Symanski, „es geht da um viel  Geld.“

Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die Preise für den Versand von Paketen deutlich steigen werden. Die Branche steht mächtig unter Druck. In Teilen ist sie dem Vorwurf ausgesetzt, Vorschriften zu Mindestlohn und Arbeitszeiten zu missachten. Die Politik ist bereits hellhörig geworden. „Es ist beschämend, unter welchen Bedingungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dort teilweise arbeiten müssen“, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Er plant ein Gesetz, wonach Unternehmen in Haftung genommen werden, wenn die von ihnen beauftragten Subunternehmer beispielsweise den gesetzlichen Mindestlohn nicht einhalten. Als Vorbild nennt Heil die Regelungen in der Baubranche. Zugleich kündigte er mehr Kontrollen durch den Zoll an.  „Es geht uns vor allem darum, dass Gesetze auch in der Praxis durchgesetzt werden.“

Heils Vorhaben ist in der Bundesregierung umstritten. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ist strikt dagegen. „Für mich ist wichtig, dass die Interessen der Zusteller, Lagerarbeiter und Logistiker gewahrt und geschützt werden. Wir brauchen menschenwürdige Zustände und der Mindestlohn muss eingehalten werden“, betonte Altmaier. Die jetzt erhobenen Forderungen des Arbeitsministers gingen aber leider am Problem vorbei. Altmaier verwies auf die Zuständigkeit des Zolls. Dort müsse durch regelmäßige Kontrollen sichergestellt werden, dass die Vorschriften eingehalten würden. „Den Auftraggeber haftbar zu machen, der selbst keine Möglichkeit hat, diese Dinge bei Subunternehmern zu kontrollieren, halte ich für einen bürokratischen und falschen Weg. Denn er packt das Übel nicht bei der Wurzel.“

Mehr Kontrollen gegenüber den Paketdienstleistern dürften auch mehr Unternehmen dazu bringen, die Spielregeln einzuhalten. Dies wiederum wird die Kosten für die Unternehmen dort abermals erhöhen, die bislang arbeitsrechtliche Vorschriften missachtet haben.

Für die Kunden könnte die Paketzustellung unter dem Preisdruck weniger attraktiv werden. Manche Unternehmen können es sich künftig möglicherweise nicht mehr leisten, auch noch den Transport zurückgegebener Ware zu bezahlen. „Die Garantie des kostenlosen Umtausches werden manche kleineren  E-Commerce-Unternehmen irgendwann nicht mehr bezahlen können“, sagt Symanski. „Bei den Giganten des Versandhandels wie Amazon, Zalando oder dem Otto-Versand würde ich aber damit rechnen, dass die das Angebot von kostenlosem Rückversand beibehalten.“

(qua)
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