Deutsche zahlten rund 1,6 Prozent mehr Die Zeit des günstigen Essens ist vorbei

Berlin (RPO). Rabattschlachten der Discounter, Preisdruck bei den Herstellern - der Dioxinskandal hat deutlich gemacht, wie stark der Wettbewerb im Lebensmittelsektor ist. Die Nahrungsmittelpreise allerdings sind im vergangenen Jahr sogar gestiegen, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen.

Dioxinskandal: Was kann man noch essen?
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Foto: dapd

Um durchschnittlich 1,6 Prozent legten die Preise für Nahrungsmittel nach Angaben der Statistiker im vergangenen Jahr zu und wurden damit teurer als die Lebenshaltungskosten insgesamt. Die stiegen um 1,1 Prozent. Seit dem Jahr 2005 gab es sogar einen Anstieg von 13,0 Prozent bei den Nahrungsmitteln, bei den Verbraucherpreisen im Allgemeinen von acht Prozent.

Während für Gemüse gut sechs Prozent und für Obst 5,2 Prozent mehr gezahlt wurde, verteuerte sich Butter sogar um fast 24 Prozent. Billiger dagegen wurden Brot- und Getreideerzeugnisse. Beachtlich ist auch der Preisanstieg im Dezember. Allein in diesem Monat gab es einen Anstieg von 3,6 Prozent.

Deutsche achten weniger auf Preis

Es sind Zahlen, die fast im Gegensatz zu dem stehen, was in den vergangenen Wochen diskutiert wurde. Als öffentlich wurde, dass ein Hersteller von Futtermittel Fettreste aus Biodiesel verwendete hatte, die eigentlich nur für die Industrie gedacht waren, war die Öffentlichkeit schnell alarmiert - und ist es bis heute. Der Preisdruck, dem die Hersteller ausgesetzt sind, wurde auch mit für solch ein Verhalten veranwortlich gemacht.

Und der Deutsche selbst ist nicht wirklich bereit, etwa für bessere Haltungsbedingungen mehr auszugeben, wie erst eine kürzlich veröffentlichte Studie des Allensbach-Instituts im Auftrag des Konzerns Nestlé ergab. Demnach ist zwar 60 Prozent der Deutschen eine artgerechte Haltung von Tieren wichtig, aber nur 31 Prozent würden dafür zahlen. Auch Bio-Produkte sind nicht so beliebt wie vermutet. Gerade einmal 13 Prozent der Befragten gaben an, diese regelmäßig zu kaufen.

Auf der anderen Seite ergab die Studie aber auch, dass die Deutschen weniger auf die Preise achten als noch vor zwei Jahren. Und so scheint es, als seien die Preissteigerungen fast unbemerkt geblieben. Vielleicht ist es auch damit zu erklären, dass die Lebensmittelpreise in Deutschland insgesamt günstiger sind als in jedem anderen Land.

Sonnleiter: Zeit der niedrigen Preise vorbei

Genau so sieht das auch Bauernpräsident Gerd Sonnleiter. "Trotz allem ernähren sich die Menschen so preisgünstig und so vielfältig und sicher wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte." Sonnleiter gibt sich aber auch überzeugt, dass die Zeit der billigen Lebensmittel vorbei ist. Er geht davon aus, dass die Preise für Agrarprodukte in diesem Jahr um zwei Prozent zulegen.

Er nennt auch einen konkreten Grund, und das sind die gestiegenen Kosten für Energie, Düngemittel und Betriebsmittel. "Wir brauchen die Preissteigerungen", fügt er hinzu. Genau das aber könnte den Herstellern wieder zum Verhängnis werden. Denn es ist kaum auszuschließen, dass sich die Discounter auch in diesem Jahr wieder mit Rabattschlachten gegenseitig unterbieten werden.

Und sollte der Kunde nicht bereit sein, mehr zu zahlen, ist die Gefahr eines neuen Skandals wie im Fall des Dioxins möglich, denn dann bleibt der Druck. Wie man auf die Situation der Hersteller aufmerksam machen kann, haben die Milchbauern vor einigen Jahren dagegen deutlich gezeigt, in dem sie die Milch auf den Straßen verschütteten. Viele verstanden ihre Lage und waren bereit, mehr zu zahlen.

(das/awei)
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