Kampf an den Kapitalmärkten Die Schattenseiten der Konjunkturpakete

Düsseldorf (RPO). Auf den Kapitalmärkten herrschen zunehmend raue Sitten: Weil die Staaten ihre gigantischen Konjunkturpakete finanzieren müssen, machen sie Unternehmen im Kampf um Anleger zunehmend Konkurrenz. Auch die Staatsbürgschaften für Banken verzerren den Wettbewerb.

Konjunkturpaket: So wird das Geld verteilt
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Konjunkturpaket: So wird das Geld verteilt

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Foto: gms

Drei Billionen US-Dollar sind eine gigantische Summe. So viel Geld müssen sich die europäischen Staaten und die USA in diesem Jahr von den Anlegern leihen, heißt es beim Institute of International Finance (IIF). Das ist rund ein Drittel mehr als noch 2008. Inzwischen kursiert die Furcht, dass die Staaten das gesamte Kapital aufsaugen und nichts mehr für Unternehmen übrig bleibt. Finanzminister Peer Steinbrück warnte jüngst vor einer potenziellen Gefahr und Verdrängungseffekten.

Die meisten Staaten pumpen sich einen Großteil ihres Geldes in Anleihen, zu denen beispielsweise auch Bundesschatzbriefe gehören. Dabei handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere, die am Ende einer festen Laufzeit zurückgezahlt werden. Die Staaten handeln nach folgendem Prinzip: Ihre bestehenden Schulden müssen sie nach Auslaufen einer Anleihe refinanzieren - dazu nehmen sie einfach neue Schulden auf.

Zusätzlich dazu müssen in diesem Jahr weitere Schulden für die Konjunkturpakete aufgenommen werden. Dabei sind große und solvente Staaten wie Deutschland im Vorteil: Sie gelten als sicher und haben kaum Probleme, ihre Anleihen zu günstigen Zinssätzen zu platzieren. Anders geht es Staaten wie Irland, die bis zu drei Prozent höhere Zinsen zahlen müssen, um ihre Anleihen an den Mann zu bringen.

Weil sehr viele Angebote auf dem Markt sind, befinden sich viele Schuldner in einem regelrechten Wettbewerb zueinander. Die durchschnittliche Rendite von Staatsanleihen ist im letzten Jahr um fast einen Prozent gesunken - die große Nachfrage macht es möglich. Denn Anleihen von Ländern wie Deutschland gelten als sichere Bank mit einem eigentlich nicht existierenden Ausfallrisiko. Im letzten Herbst rannten von der Finanzkrise verunsicherte Anleger der Finanzagentur des Bundes die Türen ein. Anlagen in Aktien schienen ihnen zu unsicher.

Allerdings hat die derzeitige Situation zwei unerwünschte Nebeneffekte: Viele Banken bekommen durch die staatlichen Bürgschaften wieder Geld geliehen, doch werden hier im Vergleich zu Bundesanleihen 1,2 Prozent mehr Zinsen gezahlt - obwohl das Risiko das gleiche ist. Allein dieses neue Segment hat nach Schätzung des IIF ein Volumen von einer weiteren Billion Dollar.

Leidtragende sind beispielsweise staatliche Förderbanken oder Bundesländer, die Gläubiger nun mit höheren Zinsen ködern müssen. Das wiederum wird in Zukunft eine höhere Haushaltsbelastung durch den Schuldendienst bedeuten.

Außerhalb der Finanzbranche sind Anleihen von Unternehmen derzeit gefragt. Experten sprechen davon, dass die Situation noch nicht akut sei. Diese Anlageklasse ist risikoreicher und spricht zumeist andere Anleger an. Hier sind die durchschnittlichen Renditen allein im letzten Jahr um rund 2,5 auf rund sieben Prozent gestiegen.

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