Rekordzahlen erwartet Wie die Post das Weihnachtsgeschäft stemmen will

Bonn · Bei der Post steigt die Nervosität wegen des Weihnachtsgeschäfts: Bis zu elf Millionen Pakete könnten pro Tag fällig sein. Der Vorstand hofft nun auf Unterstützung durch Verwaltungsmitarbeiter und im Ausland angeheuerte Zusteller.

Ein Mitarbeiter in einer DHL-Zustellbasis in Köln. (Archiv)

Ein Mitarbeiter in einer DHL-Zustellbasis in Köln. (Archiv)

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Angesichts der massiven Zustellprobleme bereits jetzt und wegen des bevorstehenden Weihnachtsgeschäftes setzt die Deutsche Post alle Hebel in Bewegung, um Briefe und Pakete trotz Personalknappheit zustellen zu können. Die für das heimatliche Briefe- und Paketegeschäft zuständige Vorständin Nikola Hagleitner hat auf einer internen Versammlung angekündigt, dass Vorgesetzte und Verwaltungsmitarbeiter der Sparte in der Zeit vor den Festtagen jeweils rund eine Woche in der Produktion helfen sollen, wenn das möglich ist. In den vergangenen Jahren war es eher üblich, ein oder zwei Tage bei der Zustellung oder den Verteilzentren zu arbeiten, aber der Vorstand will mehr. Auch Hagleitner selbst war schon als Zustellerin tätig, als sie den Posten als Deutschland-Chefin im Juli erklommen hatte, weil der bisherige Deutschland-Vorstand Tobias Meyer im Mai 2023 neuer Konzernchef wird. Die Post erklärt dazu auf Anfrage, sie appelliere traditionell an die Verwaltungskräfte, die Kollegen in der Zustellung und den Verteilzentren beim „Starkverkehr“ zu unterstützen. Allerdings sei der Einsatz „natürlich freiwillig“.

Der Vorstand hat auch eingeleitet, dass die Post Zusteller im Ausland anheuert. Die Hoffnung war angeblich, 3000 Briefträger oder Paketzusteller oder Beschäftigte für die Paketzentren so zu finden, tatsächlich wurden viel weniger eingestellt, berichten Insider. Die Post erklärt dazu, es sei richtig, dass der Konzern „auf allen Kanälen und mit Hochdruck“ Mitarbeiter suche. Frau Hagleitner habe aber „auf keiner der internen Betriebsversammlungen mögliche Erfolgsaussichten beim Auslandsrecruiting kommentiert“.

Außerdem hat die 1973 geborene Österreicherin, die lange für den Konzern in den USA gearbeitet hat und bei der deutschen Belegschaft gut ankommt, dafür gesorgt, dass für 10.000 Zeitarbeitskräfte die Verträge in den vergangenen Wochen entfristet wurden. Außerdem wurden 3000 neue Mitarbeiter eingestellt. Hagleitner will so zu starkes Chaos bei der Paket- und Briefezustellung im Winter abwenden, nachdem die Beschwerden bei der Bundesnetzagentur massiv zugenommen haben. Sorge bereitet dabei auch, dass immer wieder viele Beschäftigte wegen einer Corona-Erkrankung ausfallen.

Am Mittwoch, 2. November,will der Konzern mitteilen, wie er das Weihnachtsgeschäft managen will. Schon am 19. Oktober gab er bekannt, dass es in den nächsten Wochen zu einen Anstieg von 70 Prozent bei den Paketmengen im Vergleich zu September kommen wird. Die Haupt-Einkaufstage im Internet „Black Friday“ am 25. November und „Cyber-Monday“ am 28. November sowie die zwei Wochen vor Heiligabend würden den Warenstrom wieder sprunghaft in die Höhe treiben. Zeitweise könnte es zu elf Millionen Paketen am Tag kommen. An einem solchen Spitzentag würde dann rein rechnerisch jeder vierte Haushalt in Deutschland ein Paket vom gelben Riesen erhalten. „Dann ist Großkampftag in der ganzen Logistikbranche“, sagt der Essener Unternehmensberater Detlef Symanski.

Die Prognosen über bis zu elf Millionen Pakete am Tag können die Experten der Post auch relativ gut abgeben, weil sie vorab Verträge mit Händlern über Sendungsvolumina abgeschlossen haben. Um die Mengen zu bewältigen, will das Unternehmen wie in den Vorjahren mehr als 10.000 Aushilfskräfte insbesondere für die Bereiche Zustellung, Sortierung und Verladung einstellen. Hinzu kommen laut Post zirka 4000 Zustellfahrzeuge, die meisten davon mit Elektroantrieb, die zusätzlich zur Bestandsflotte angemietet werden. Mit ihren rund 21.000 Streetscootern hat die Post ohnehin die größte Flotte an Elektrolieferwagen aller Unternehmen Deutschlands.

Der Konzern geht viele Wege, um die Versandflut zu bewältigen, wobei in Deutschland rund 120.000 Zusteller und Zustellerinnen eingesetzt werden. Die Post bietet ihren Kunden beispielsweise mit der Sendungsauskunft an, dass sie digital nachvollziehen können, wann ein Paket angeliefert werden soll. „Jedes wirklich abgegebene Paket ist besser als eine gescheiterte Zustellung“, sagt ein Insider, „weil kein zweiter Zustellversuch nötig ist oder auch weil das Deponieren des Pakets bei Nachbarn entfällt.“

Mittlerweile hat der Konzern mehr als 10.000 Packstationen errichtet. Auch das hilft, Lieferungen zu verteilen. Trotzdem gibt es Grenzen: Damit Pakete in Deutschland bis Weihnachten ankommen, sollten sie bis zum 20. Dezember abgegeben werden, erklärt die Post.

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