Lieferboykott Die Milch wird teurer

Berlin (RPO). Laut der größte deutschen Molkerei Nordmilch müssen sich Verbraucher in Deutschland auf steigende Preise einstellen. Nach tagelangen Verhandlungen mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) hatte der Discounter Lidl am Mittwochabend eingelenkt und will nun die Preise für Milch und Butter anheben.

Milchbauern machen die Straßen dicht
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Die bundesweit größte Molkerei Nordmilch erwartet laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung in den nächsten Wochen steigende Preise für Milchprodukte. "Auf den internationalen Märkten wird Rohmilch in nächster Zeit knapp. Verbraucher müssen sich auf steigende Preise bei Käse, Joghurt und Quark einstellen", sagte Nordmilch-Vorstand Martin Mischel der Zeitung.

Mischel sagte zudem ein rasches Ende der Milchengpässe im Handel voraus: "Unsere Produktion läuft wieder zu 100 Prozent. Einen Milchnotstand in den Regalen wird es nicht geben."

Der Chef des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, erklärte indes, die Bauern werden weiter kämpfen, bis weitere Erfolge erzielt seien. Am Donnerstag soll es vor dem Brandenburger Tor in Berlin eine Großdemonstration geben.

Milchaktionstag

Der Deutsche Bauernverband hat für Donnerstag alle Milchbauern zur Teilnahme an einem nationalen Milch-Aktionstag aufgerufen. Damit soll die heiße Phase der Verhandlungen zwischen Molkereiwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel über die neuen Milchpreise unterstützt werden, wie der Verband in Berlin mitteilte. Vorgesehen seien die Ausweitung der Demonstrationen vor den Zentralen des Lebensmitteleinzelhandels, Aktionen vor und mit den Molkereien sowie Schlepper-Konvois und Demonstrationen in den Landeshauptstädten und in Berlin.

Der Bund Deutscher Milchviehhalter, der rund ein Drittel der Milcherzeuger vertritt, kündigte für Mittag eine Großkundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin an. Die Milchlieferungen an die Molkereien blieben bis auf wenige Ausnahmen ausgesetzt, betonte der Verband. Mit ihrem Lieferstopp wehren sich die Landwirte gegen den Preisverfall der Milch in den vergangenen Monaten. Die Preise sind seit Januar von über 40 Cent auf 28 bis 34 Cent pro Liter gesunken. Der BDM will einen Basispreis von 43 Cent pro Liter durchsetzen.

Verantwortung der Discounter

Lidl hatte am Mittwochabend mitgeteilt, die Verkaufspreise in Deutschland für Frischmilch würden um zehn Cent pro Liter und für Butter um 20 Cent pro 250-Gramm-Packung angehoben. Die neuen Preise seien ab kommenden Montag gültig. "Der hieraus erzielte Netto-Mehrpreis ist ausschließlich für die erzeugenden Landwirte bestimmt und muss über die Molkereien an die Erzeuger ausbezahlt werden", hieß es in einer Lidl-Erklärung.

Lidl komme damit seiner sozialen Verantwortung der deutschen Landwirtschaft gegenüber nach. In der vergangenen Woche traten zahlreiche deutsche Milchbauern in den Streik, um für höhere Milchpreise zu protestieren.

Der Bauernverband hatte im Vorfeld von Lidls Entscheidung auf Deutschlands größte Discount-Ketten geschimpft. Aldi und Lidl tragen nach ihrer Ansicht die Hauptverantwortung für den drastischen Preisverfall bei Milchprodukten.

Aus Wut auf die Preisgestaltung der Discounter verlagerten mehr als 400 Landwirte ihre Proteste am Mittwoch vor die Konzernzentrale von Aldi in Mülheim und Essen. Der Konzern trage die Hauptverantwortung für den drastischen Preisverfall bei Milchprodukten.

(ap)
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